NDR: Chance auf Senkung des Rundfunkbeitrags
NDR-Landesfunkhaus in Hamburg
Foto: NDR
Beim Geld hört bekanntlich die Freundschaft auf. Dass dies nicht nur eine bloße Redensart ist, merken die Intendanten der Landesrundfunkanstalten ganz besonders. Ihnen weht seit Jahren ein eisiger Wind vonseiten der Beitragszahler und Politik entgegen. Eben dieser Wind wird mittlerweile immer frostiger, was sich insbesondere durch die scharfen Debatten um eine weitere Erhöhung des Rundfunkbeitrags von 17,50 Euro auf 18,36 Euro für die kommende Beitragsperiode ab 2021 zeigt. Politischer Gegenwind an der Haushaltsabgabe kommt aber schon längst nicht mehr nur aus den Reihen der AfD, insbesondere die Staatskanzlei Sachsen-Anhalt und die CSU-Bundestagsfraktion sind strikt gegen ein "Durchwinken" der Beitragserhöhung. Auch in den Landtagen mangelt es vorsichtig formuliert ebenso stark an Euphorie für einen größeren Haushalt von ARD und ZDF. Beim NDR in Hamburg scheinen die Signale nun erste spürbare Wirkungen zu zeigen.
300 Millionen Euro weniger
NDR-Landesfunkhaus in Hamburg
Foto: NDR
Im Zeitraum bis 2028 muss der NDR insgesamt 300 Millionen Euro einsparen. Auf den ersten Blick klingt das nach sehr viel Geld, relativiert sich aber bei jährlichen Gesamteinnahmen von rund acht Milliarden Euro für den gesamten öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland. An den Kragen soll es vor allem den Unterhaltungsformaten gehen.
Das heißt konkret: Der NDR will weniger Tatort und Fernsehspiele produzieren. Bleiben sollen hingegen Serviceformate, wie "Markt" und "Visite" sowie vor allem die Nachrichtenproduktionen ARD-Aktuell bzw. tagesschau als Kernkompetenz, denen nun höchste Priorität eingeräumt wird. Dazu NDR Intendant Joachim Knuth: "Das Programm steht für uns unverändert an erster Stelle. Angesichts der herausfordernden Finanzlage müssen wir Prioritäten setzen. Wir werden unseren starken Journalismus, die Information, die regionale Kompetenz bewahren, müssen aber dafür an anderer Stelle auf Gewohntes verzichten."
Erster Schritt für weitere Reformen?
Es ist unwahrscheinlich, dass bei den 300 Millionen Euro im NDR das letzte Wort gesprochen ist. In der öffentlichen Kritik geht es zum Beispiel nach wie vor um hohe Intendantengehälter, vor allem beim aktuellen WDR-Intendanten und ARD-Vorsitzenden Tom Buhrow. Auch stehen nach wie vor strukturelle Reformen der Landesrundfunkanstalten im Raum. So könnte es eine Fusion zwischen Radio Bremen und NDR, Saarländischen Rundfunk und SWR sowie HR und MDR geben. Nicht zuletzt fehlt eine politische Debatte um den eigentlichen Programmauftrag, die Zahl der Fernseh- und Radiosender sowie Doppelstrukturen zwischen ARD und ZDF.
Es gibt also durchaus noch sehr viel Spielraum für Gebührensenkungen, die sich dann eher im Bereich von Milliarden als Millionen bewegen müssen. Ob die Landespolitiker diesen Mut zu strukturellen Reformen jedoch aufbringen, steht auf einem anderen Blatt Papier. Ein Beispiel ist hier das SPD-geführte Rheinland-Pfalz. Hier hat das ZDF seinen Sitz und die Landesregierung dürfte allein schon deshalb wenig Interesse an Einsparungen bei den Mainzern haben.
Unpopuläre Stellenstreichungen
Einschnitte gibt es beim NDR nicht nur bei den Unterhaltungsformaten, letztendlich geht es natürlich auch um Kürzungen bei Planstellen. Vor allem von Gewerkschaften wie dju in Ver.di oder dem Deutschen Journalisten-Verband (DJV) ist diesbezüglich mit Gegenwind zu rechnen. Dennoch sind die Einsparungen alternativlos und werden durch die aktuelle Corona-Krise noch zusätzlich verschärft. Auch können sie auf mittlere bis lange Sicht nicht die Notwendigkeit nach strukturellen Reformen ersetzen. Die Politik kann es sich aber hier nicht so einfach machen, den Ball zu den Landesrundfunkanstalten zu spielen. Dies ist eine politische Debatte, die letztendlich von Landtagen und Landesregierungen geführt werden muss.