Das Samsung CorbyTXT B3210 im Smartphone-Test
Wenn ehrgeizige Fernöstler etwas kopieren, dann darf der geistige Erfinder das auch als Ehr-Erweisung ansehen. Der koreanische Handy-Hersteller Samsung hat mit dem Samsung CorbyTXT B3210 ein Smartphone herausgebracht, das auf den ersten Blick eine starke Ähnlichkeit mit einem klassischen Blackberry-Handheld aufweist. Von daher darf sich in diesem Fall der kanadische Blackberry-Hersteller Research in Motion (RIM) gebauchpinselt fühlen. Samsung haftet der Ruf an, erfolgreiche Konzepte schnell und in der Regel auch wirkungsvoll adaptieren zu können. Ob es sich allerdings beim Samsung CorbyTXT B3210 tatsächlich um einen Low-Budget-E-Mail-Spezialisten handelt, klärt unser Handy-Test.
Kanadisch-koreanisches Design
Samsung CorbyTXT B3210
Foto: Samsung
Das kommt einem doch sehr bekannt vor: Oben ein
4:3-TFT-Display mit 176 mal 220 Pixel Auflösung und
65 536 Farben, darunter eine Volltastatur mit stark gewölbten Minitasten, und
auch das Farbkonzept erinnert stark an ein Kanadier-Phone, insbesondere an das Modell
Blackberry Curve 8520. Der Fairness
halber muss man aber darauf hinweisen, dass auch andere Handy-Hersteller schon das
Design ihrer Geräte an die Blackberry-Form angelehnt haben - als Beispiele dienen die
beiden Smartphone-Modelle Nokia E71 und
Nokia E72. Erst bei seitlicher Betrachtung des
Samsung CorbyTXT B3210 kommen optische Eigenständigkeiten zum Vorschein. Wie schon
beim Touchscreen-Gerät
Corby S3650 läuft der bunte
Akku-Deckel schräg zu. Bei der Farbgestaltung hat der
Nutzer außerdem wieder viel Spielraum, denn gleich vier bunte Variationen des
Akku-Deckels gehören zum Lieferumfang.
Bei der Verarbeitung spielt Samsung wieder seine ganze Routine aus. Spaltmaße sind nicht zu erkennen, und selbst heftiges Schüttelt entlockt dem Tipper keine nennenswerte Knarzgeräusche. Angesichts der günstigen Preisklasse sollte der Nutzer aber kein qualitativ hervorstechendes dickes Hartplastik erwarten. Selbst härtere Stöße dürfte der Koreaner aber dennoch locker wegstecken.
Alles andere als smart
Samsung CorbyTXT B3210
Foto: Samsung
Bereits ein kurzer Blick in die Inventarliste macht schnell klar, dass das
12,9 Millimeter flache Samsung CorbyTXT B3210 alles andere als ein Blackberry-Ersatz
ist. So beherrscht es die RIM-Spezialität E-Mail-Push-Dienst schon mal nicht. Und selbst
wenn es so wäre, müsste der Nutzer viel Geduld mitbringen, denn das CorbyTXT ist ein
schlichtes Triband-GSM-Handy. Mit anderen Worten: Breitband-Schnittstellen à la
UMTS mit HSDPA
oder WLAN für den Internetzugang an Hotspots fehlen dem Smartphone. Wer unterwegs mit
Daten jonglieren möchte, muss sich daher mit GPRS- oder
EDGE-Tempo begnügen.
Im Bereich der Business-Anwendungen beschränkt sich das Samsung CorbyTXT B3210 auf
einen POP3- und IMAP-fähigen E-Mail-Client und die Standard-Organizer-Funktionen.
Anspruchsvollere Aufgaben wie beispielsweise das Anzeigen von Word- oder Excel-Dateien
sind somit nicht möglich. Wer die offiziell veranschlagten 189 Euro hinblättert
sollte sich außerdem im Klaren sein, dass er oder sie für ein USB-Kabel sowie eine
microSD-Speicherkarte nochmals in die Tasche
greifen muss, denn die intern zur Verfügung stehenden 37 MB Speicherplatz dürften
schnell aufgebraucht sein. Unterstützt werden microSD-Karten mit bis zu 8 GB
Speicherkapazität. Im Internet wird das Samsung CorbyTXT B3210 bereits ab etwa
110 Euro ohne Vertrag gehandelt.
Samsung CorbyTXT B3210
Foto: Samsung
Was bleibt unter Strich also an Komfort? Nicht viel. Neben dem obligatorischen Handy-Besteck, wie Radio, MP3-Player, Stereo-Bluetooth und einem Diktiergerät kann auch die mäßige 2-Megapixel-Kamera keine Hurra-Schreie erzeugen. Denn diese geringe Auflösung ist bestenfalls für ein verschwommenes Partybild gut. Nur im Punkt Social Networking kann das CorbyTXT fleißig Pluspunkte sammeln: Neben den bekannten Größen, wie Facebook oder Twitter wurden in einem eigenen Menüpunkt auch eher unpopulärere Communities wie beispielsweise Photobucket oder Friendster für einen direkten Zugriff zusammengefasst.
Mäuseklavier
Wie schon das "Original" aus dem Hause RIM sind sämtliche Tasten ziemlich mickriger
Natur, da helfen auch die ergonomischen Wölbungen nicht wirklich weiter. Noch
störender: Es gibt keine Umlaute-Tasten, die sind nur über Umwege erreichbar. Es
zeugt zudem von mangelnder Erfahrung, dass Samsung den Schreibmodus von normalen
Zahlentastatur-Handys übernommen hat. So wird nach einem großen Buchstaben nicht
automatisch weiter klein geschrieben. Stattdessen muss der Nutzer nochmals zwei Mal
auf die Shift-Taste drücken – das nervt auf Dauer ziemlich. Störend ist ferner der
Umstand, dass der Knopf zur Tastenentsperrung schwer erreichbar ist, so dass man
jedes Mal sehr genau mit einem spitzen Finger zielen muss, um die Tastensperre
wieder zu deaktivieren.
Samsung CorbyTXT B3210
Foto: Samsung
Immerhin weisen das recht kleine Joypad und die vier umliegenden Steuertasten einen gut austarierten Druckpunkt auf. Die charmant präsentierte und bewährte Menüführung gibt ebenfalls keinen Anlass zu Kritik, denn die meisten Menüverästelungen sind intuitiv gelungen.
Müder Akku
Ohne UMTS und XXL-Display sollte eigentlich eine sehr gute Rufbereitschaft keine Hürde sein. Leider doch: Im Praxistest hielt der Akku bei moderater Nutzungsintensität im Schnitt gerade einmal vier volle Tage durch. Das ist für einen GSM-Funker heutzutage eher ein dürftiger Wert. Der 800 mAh starke Li-Ion-Akku soll laut Samsung für eine Sprechzeit von bis zu 7,5 Stunden oder eine Standby-Zeit von bis zu 390 Stunden sorgen.
Unscheinbar präsentiert sich die Sprachqualität. Zwar treten Nebengeräusche in beide Senderichtungen nur selten auf, doch häufig klingen Stimmen leicht abgehakt und – wie so häufig – unnatürlich metallisch - glatter Durchschnitt also. Besser macht es der Koreaner beim Kapitel Empfangsleistung. In Ballungsgebieten sind in beiden Frequenzbändern volle Balken die absolute Regel.
Gut gemeint, magelhaft umgesetzt
Gut gemeint, aber schlecht umgesetzt. Die Idee, für die junge Zielgruppe einen Blackerry-Klone zu entwickeln, scheitert primär an zwei Dingen: an den zum Teil vermeidbaren Fehlern bei der Gestaltung der Volltastatur sowie dem Fehlen von Breitband-Schnittstellen. Denn ohne eine Flatrate für das mobile Surfen und einer schnellen Datenübertragung ist ein Gerät, das für das mobile soziale Netzwerken gedacht ist, doch recht sinnlos.