Fernsehen

Comcast startet eigenes Betriebssystem für Smart TVs

Google und Amazon könnten bald Konkur­renz bekommen. Der US-Medi­en­kon­zern Comcast plant ein eigenes Betriebs­system für Smart TVs. Kommt das Angebot auch nach Deutsch­land?
Von Björn König

Der Markt im Bereich Smart-TV-Betriebs­sys­teme ist klar verteilt. Neben Android TV von Google hat auch Amazon eine eigene Benut­zer­fläche namens Fire TV, welche beispiels­weise auf Grundig-Fern­se­hern verfügbar ist. Darüber hinaus gehören Samsung Tizen wie auch die LG webOS-Ober­fläche zu den großen Markt­teil­neh­mern im Bereich Smart TV. Doch schon bald könnte ein weiterer großen Player hinzu­kommen - und dieser ist nicht unbe­kannt.

Comcast mit eigenem Betriebs­system

Bild: Comcast Comcast X1 soll auf Smart TVs laufen
Bild: Comcast
Laut einem Bericht des Portals "Protocol" will Comcast sein bisher auf Set-Top-Boxen einge­setztes Betriebs­system an TV-Hersteller lizen­zieren. Das Portal beruft sich auf bereits sehr konkrete Bran­chen­in­for­ma­tionen. Demnach seien die TV-Hersteller in den vergan­genen Monat schon bezüg­lich genauer Pläne in Kenntnis gesetzt worden.

Inter­es­sant wird nun die Frage sein, mit welchen Herstel­lern Comcast sein Betriebs­system zunächst auf den Markt bringt und ob neben den USA sofort auch andere Länder in Europa und Asien mit einbe­zogen werden. Es ist aller­dings sehr unwahr­schein­lich, dass sich dieses Groß­pro­jekt nur auf die USA bezieht. Offenbar will Comcast in direkte Konkur­renz zu den großen Markt­teil­neh­mern treten.

Zugriff auf eigene Inhalte

In den USA ist Comcast weit mehr als ein Kabel­fern­seh­an­bieter. Das Unter­nehmen zählt zu den größten Medi­en­kon­zernen der Welt und produ­ziert entspre­chende Inhalte. Dazu gehört beispiels­weise das Holly­wood-Studio Universal Pictures, das Nach­rich­ten­netz­werk NBC News, der Pay TV-Sender Sky und der erst kürz­lich gestar­tete Strea­ming-Dienst "Peacock". All diese Inhalte könnte Comcast in Zukunft exklusiv über seine neue Smart-TV-Platt­form vertreiben und wäre damit in der Tat eine ernst­hafte Konkur­renz zu den bishe­rigen Systemen, sofern man die Hersteller mit an Bord holen kann.

Da aller­dings große Produ­zenten in der Regel entweder auf eine Koope­ra­tion mit Google setzen oder eigene Platt­formen betreiben, wird man bei Comcast viel Über­zeu­gungs­ar­beit leisten müssen. Vorstellbar wäre, dass die TV-Hersteller entspre­chend attrak­tive Umsatz­be­tei­li­gungen für die Nutzung der X1-Platt­form erhalten.

"Cord Cutter" stören Geschäft

Comcast kämpft in den USA mit soge­nannten "Cord Cuttern". Dabei handelt es sich um Zuschauer, die Ihren vergleichs­weise teuren Kabel­an­schluss samt kosten­pflich­tigen TV-Paketen kündigen und auf güns­ti­gere Strea­ming-Dienste umsteigen. Statt­dessen greifen die Zuschauer auf Strea­ming-Sticks zum Beispiel der Marke Roku zurück. Eben diese Kunden möchte Comcast nun durch eigene Lösungen zurück­ge­winnen. Die Chancen dafür stehen offen­kundig besser, wenn das Unter­nehmen eben­falls eine eigene Soft­ware-Lösung auf TV-Geräten anbieten kann.

Sollte das Produkt auch in Europa an den Start gehen, wird man die Soft­ware sicher­lich nicht 1:1 aus den USA über­nehmen können. Hier­zu­lande gehört beispiels­weise die Sky-Q-Platt­form zu Comcast. Vorstellbar wäre, dass diese mögli­cher­weise eben­falls als Grund­lage für Smart TVs dient.

An dieser Stelle lesen Sie unseren Schnell­test zu Fire TV auf Grundig-Fern­se­hern.

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