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Einmal gepostet, vielfach sichtbar: Verknüpfung sozialer Netzwerke

Drittanbieter versprechen synchronisierte Veröffentlichungen
Von Rita Deutschbein mit Material von dpa

Einmal gepostet, vielfach sichtbar: Verknüpfung sozialer Netzwerke Soziale Netzwerke verknüpfen
Bild: Facebook, Twitter, Flickr, YouTube, Google, Tumblr / Montage: teltarif.de
Social-Media-Nutzer beschränken sich mittlerweile nicht mehr nur auf eine Plattform. Oftmals sind für die unterschiedlichsten Lebenslagen verschiedene Netzwerke in Gebrauch: So werden Facebook und Google+ häufig für den Austausch mit Freunden und Bekannten genutzt, über Twitter werden 140 Zeichen lange Statusmeldungen gepostet und über Flickr die letzten Urlaubsbilder allen Interessierten zugänglich gemacht. Die Pflege all dieser Plattformen braucht Zeit und ist mitunter ziemlich anstrengend. Viele Dienste lassen sich aber schon eng miteinander verbinden.

Einmal gepostet, vielfach sichtbar: Verknüpfung sozialer Netzwerke Soziale Netzwerke verknüpfen
Bild: Facebook, Twitter, Flickr, YouTube, Google, Tumblr / Montage: teltarif.de
"Die Verknüpfung sozialer Netzwerke wird immer einfacher werden. Die Entwicklung ist erst am Anfang", sagt Jan Krutisch, Webentwickler bei der Softwarefirma Mindmatters aus Hamburg. Video-, Blog- und Fotodienste wie Youtube, Tumblr oder Flickr erschließen sich den Zugriff auf die großen sozialen Netzwerke. "Ich kann mit einem Häkchen entscheiden, ob mein Blogartikel oder Foto zum Beispiel auch auf Twitter oder Facebook erscheinen soll." Der Nutzer muss dafür nur Benutzername und Passwort für das entsprechende Netzwerk angeben.

Die Netzwerke Facebook, Twitter und Google+ sowie Bloghoster wie Wordpress oder Tumblr bieten derzeit die umfangreichsten Methoden zur Verbreitung von Bildern und Posting, urteilt der Kommunikationsberater Klaus Eck aus München. Flickr-Fotos und Youtube-Videos ließen sich ebenfalls mit wenigen Klicks auf anderen Seiten einbinden. "Den meisten geht es aber um die Verknüpfung von Facebook und Twitter mit anderen Diensten."

Alternativen zum "Sharen"

Das "Sharen" von Texten, Bildern und Videoclips auf anderen Kanälen ist zwar eine nette Zusatzoption, aber noch ein gewisser Zeitaufwand. Schließlich kann der Nutzer zum Beispiel auch die Adresse eines Blogartikels aus der Browserzeile kopieren und manuell bei Facebook als Link einbinden.

Deshalb versprechen manche Anwendungen, das Veröffentlichen von Nachrichten komplett zu synchronisieren. Ein Beispiel ist Hootsuite. Der Nutzer kann dort einen Beitrag gleichzeitig und zeitversetzt kostenlos in bis zu fünf Kanälen verbreiten - von Facebook über Twitter bis zu Myspace, Foursquare oder Linkedin. Dafür muss der User jeden anvisierten Dienst einmalig "adden", das heißt durch Bestätigung von Benutzername und Passwort hinzufügen.

Über Hootsuite lässt sich also das stolze Verkünden des neuen Jobs über mehrere Kanäle auf die Minute genau zelebrieren - nur wer will das so platt machen? Krutisch zufolge ist das Problem, dass der Nutzer stets den kleinsten gemeinsamen Nenner finden muss. Jeder Service habe schließlich einen eigenen Schwerpunkt: "Ich könnte ja auch alles auf Facebook schreiben. Aber Foursquare oder Tumblr sind Nischen, die in ihrem Bereich besser funktionieren."

Vorsicht vor allgemeiner Veröffentlichung

Klaus Eck weist auf ein anderes Problem des digitalen Streufeuers hin: "Sie verlieren schnell die Kontrolle darüber, wer was sieht, wenn alles automatisch in jeden Dienst geht." Zum Beispiel seien Fotos auf Facebook in einem geschlossenen Netzwerk. Sind sie aber auf Flickr für alle freigegeben, sehe sie jeder im Netz. Die Frage sei also, ob man alles über jeden Kanal öffentlich machen will.

Speziell auf Twitter zugeschnitten ist etwa noch die eher businessorientierte Anwendung Cotweet, über die ein Nutzer seine Twitter-Botschaften in mehrere Dienste schicken kann. Blogbeiträge lassen sich bequem über Posterous [Link entfernt] streuen. Tools wie Hootsuite machen nach Ansicht von Eck aber nur Sinn für jemanden, der täglich viele Postings rausschickt und Synergien herstellen will. "Bei wenigen Veröffentlichungen ist es fast schon zu viel Aufwand."

Nahezu unbegrenzte Freiheit bietet If this then that (IFTTT). Verschiedene Social-Media-Dienste lassen sich damit frei verknüpfen. "Ich kann damit zum Beispiel Twitter nach einem bestimmten Stichwort durchsuchen und alle Beiträge und Bilder zu diesem Thema automatisch auf meinem Blog veröffentlichen", erzählt Krutisch. "Da gibt es sehr weitreichende Möglichkeiten, da ist noch viel Bewegung drin." Der Nutzer müsse aber genau wissen, was er erreichen will.

Für User, die nur ab und zu etwas bei Facebook und Twitter veröffentlichen, sei IFTTT wohl nichts, sagt Krutisch. Ohnehin deute die Zukunft eher auf eine massive Konzentration hin, auf ein Internet im Internet: "Ich habe die Befürchtung, dass die großen Player wie Facebook oder Google alle anderen Services auf ihren Seiten zusammenfließen lassen wollen.

Datenschutz-Probleme von Drittanwendungen

Greift ein Dienst als Drittanbieter auf ein soziales Netzwerk wie Facebook zu, bekommt er Zugriff auf die Daten des Nutzers, sofern dieser zustimmt, erläutert Andreas Poller vom Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie in Darmstadt. Beim ersten Verbinden werde angezeigt, auf welche Informationen zugegriffen wird. Mit Hootsuite etwa ließen sich auch Beiträge veröffentlichen, also Daten schreiben, nicht nur Daten lesen.

Der Experte für soziale Netzwerke sieht bei dieser Praxis mehrere Probleme: Die Drittanwendungen, zu denen zum Beispiel Farmville gehört, bekommen in der Regel zeitlich unbegrenzten Zugriff - auch wenn der Nutzer sich ausloggt. Zudem erhielten sie zum Teil Zugriff auf Daten von Kontakten. Nutzt ein Freund eine Drittanwendung, erhalte diese andersherum Zugriff auf Daten des Nutzers. Drittens könnten Anwendungen, die auch Webtracking betreiben, Daten aus anderen Diensten mit denen von Facebook und Twitter verknüpfen.

Nutzer müssten sich darüber im Klaren sein, dass sie einer Drittanbieter-Anwendung je nach den Zugriffsrechten, die sie gewähren, auch eine Steuerung des Zugangs überlassen, warnt Poller. Er rät, sich mit Hilfe der Privatsphäreneinstellungen in Facebook oder Twitter einen Überblick über die gewährten Rechte zu verschaffen und gegebenenfalls den Zugriff zu sperren.

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