Geblockt

Geoblocking via Starlink-Internet: Das sagt RTL dazu

Die Blockade von Strea­ming-Inhalten bei Verwen­dung einer auslän­dischen IP-Adresse bleibt auch inner­halb der EU ein Ärgernis. Und genau dieses Geoblo­cking kann über Star­link passieren. Wir haben bei RTL nach­gefragt.
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Geoblocking bei RTL+ über Starlink möglich Geoblocking bei RTL+ über Starlink möglich
Bild: RTL interactive GmbH
Geoblo­cking ist ein Phänomen, das in einer mobilen Welt heut­zutage eigent­lich nicht mehr prak­tiziert werden sollte - zumin­dest nicht inner­halb der EU. Trotzdem gibt es nach wie vor Lizenz­ver­ein­barungen zwischen Rech­teinha­bern, TV-Sendern und Strea­ming-Diensten, die eine sofor­tige Blockade vorsehen, wenn der Dienst nicht in dem erwar­teten IP-Adres­sen­bereich verwendet wird.

Und ein aktu­elles Beispiel zeigt nun, wie man selbst inner­halb Deutsch­lands als legaler Nutzer Opfer von Geoblo­cking werden kann - ohne über­haupt auf Reisen zu gehen. Die Rede ist vom Satel­liten-Internet Star­link.

Belgi­sche IP von Star­link zuge­teilt

Geoblocking bei RTL+ über Starlink möglich Geoblocking bei RTL+ über Starlink möglich
Bild: RTL interactive GmbH
Bei der Satel­liten-Internet-Technik ist es gene­rell so, dass irgend­wann das Satel­liten-Signal über eine Boden­sta­tion in das Fest­netz-Internet bzw. kabel­gebun­dene Back­bone einge­speist werden muss. Dazu sollte der Anbieter in möglichst vielen Staaten der Welt Boden­sta­tionen betreiben. Mitte September schrieb uns ein teltarif.de-Leser:

Ich bin schon längere Zeit Star­link-Kunde. Bisher eigent­lich nur gute Erfah­rungen. Seit Freitag haben bei mir Strea­ming-Dienste eigen­artig reagiert - beispiels­weise zeigte mir RTL+ nur noch Eigen­pro­duk­tionen an. Bis ich über einen IP-Check heraus­fand, dass Star­link mir wohl eine belgi­sche IP4-Adresse zuge­teilt hatte - und die (in Deutsch­land abon­nierten) Strea­ming Dienste [mich] nun so behan­delten, als würde ich mich in Ausland aufhalten... Ich wohne aber in Süddeutsch­land etwas südlich von Würz­burg. Ich habe jetzt einmal den Support ange­schrieben. Viel­leicht kommt das ja auch bei anderen vor und ist ne Meldung wert.
Star­link selbst zeigt sich zu diesem Thema auf seiner Webseite im Support recht auskunfts­freudig. Dort ist beispiels­weise zu lesen:
Star­link bietet derzeit eine von DHCP ausge­stellte Carrier Grade NAT (CGNAT) nicht rout­bare IPv4-Adresse im Bereich 100.64.0.0/10 an, während Star­link Busi­ness eine öffent­lich rout­bare DHCP-IPv4-Adresse anbietet. In beiden Fällen wird nur eine einzige IPv4-Adresse ange­geben. Hinweis: Da Star­link seine globale Internet-Service-Infra­struktur weiter ausbaut und aktua­lisiert und neue Funk­tionen einführt, können einige Benutzer ein anderes IP-Adress­ver­halten fest­stellen (z. B. öffent­lich routing­fähige Adressen, IPv6, Nicht-CGNAT).
Zum Thema IP-Geolo­kali­sie­rung schreibt der Satel­liten-Anbieter:
Das Star­link-Team arbeitet daran, eine genauere Internet-Geolo­kali­sie­rung bereit­zustellen, damit Sie Internet (Such­ergeb­nisse, Fern­seh­sen­dungen, Zugriff auf Inhalte) erhalten, das näher an Ihrem tatsäch­lichen Standort liegt. Derzeit kann unsere Internet-Geolo­kali­sie­rung weiter entfernt sein als Ihr tatsäch­licher Standort (mehrere Bundes­staaten, Provinzen oder Unter­regionen). Star­link weist gegen­wärtig dem Land Ihrer Dienst­adresse eine IP-Adresse zu. Die Bereit­stel­lung einer IP-Adresse an Ihrem spezi­fischen Standort ist derzeit jedoch nicht garan­tiert.

Das State­ment von RTL

Da der Leser explizit RTL+ genannt hatte, wollten wir die Sache aber nicht so einfach auf sich beruhen lassen, sondern fragten dies­bezüg­lich bei RTL nach. Für RTL war das Thema offenbar neu, dieses Verhalten bei RTL+ sei bislang nicht bekannt gewesen.

RTL sei aber aufgrund von Lizenz­ver­trägen gegen­über den Lizenz­part­nern verpflichtet, "Inhalte geoge­blockt nur terri­torial zur Verfü­gung zu stellen", da man Rechte an audio­visu­ellen Inhalten beschränkt auf die deutsch­spra­chigen Gebiete Deutsch­land, Öster­reich und Schweiz einkaufen würde. Diese terri­toriale Beschrän­kung habe den Hinter­grund, "dass die Refi­nan­zie­rung des Lizenz­ein­kaufs durch Werbung nur im deutsch­spra­chigen Raum möglich ist".

Wir wollten wissen, ob RTL+ das abstellen könne, wenn der Kunde nach­weis­lich den RTL+ Account auf eine deut­sche Adresse regis­triert hat. Hierzu antwor­tete RTL: Da man ein externes System für den Geocheck einsetzen würde, könne man seitens RTL+ "keine Einzel­fall­ent­schei­dungen hinter­legen". Der externe Anbieter für diesen Service sei Maxmind.com.

Abschlie­ßend erkun­digten wir uns danach, ob ein derar­tiges Geoblo­cking denn nicht den Vorgaben der EU (Vorgabe zur grenz­über­schrei­tenden Nutz­bar­keit ohne Einschrän­kungen) wider­spre­chen würde. RTL antwor­tete, ein Wider­spruch bestehe hier nicht, da die Finan­zie­rungs­modelle unter­schied­lich seien: Die EU-Porta­bilität gelte für bezahlte audio­visu­elle Inhalte, also Online-Dienste, wie z.B. Video­theken und Strea­ming­dienste, die Abon­nement-basiert ange­boten werden. Falls der Leser also ein aktives Premium-, Premium Duo- oder Max-Paket mit deut­schem Zahlungs­mittel bei RTL habe, sollte die Porta­bilität funk­tio­nieren.

Mit dem Angebot von RTL+ kann auf Inhalte der RTL Medi­engruppe zuge­griffen werden. Die Bezahl­dienste RTL+ Premium und RTL+ Max bieten mehr Sender und deren Serien sowie Musik-Strea­ming. Wir stellen den Nach­folger von TVNOW vor.

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