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Bericht: Comcast hat Interesse an ViacomCBS

Laut einem Bericht des "Wall Street Journal" hat der US-Medi­enkon­zern Comcast offenbar Inter­esse an einem Zusam­men­schluss mit ViacomCBS. Auch eine Über­nahme des Hard­ware­her­stel­lers Roku steht womög­lich im Raum.
Von Björn König

Bahnt sich nach dem über­raschenden Zusam­men­schluss von WarnerMedia und Disco­very schon bald die nächste Groß­fusion im Medi­enge­schäft an? Laut einem Bericht des für gewöhn­lich gut infor­mierten "Wall Street Journal" (Paid) zeigt der US-Medi­enkon­zern Comcast bzw. dessen CEO Brian Roberts offenbar Inter­esse an einem Merger mit seinem Konkur­renten ViacomCBS, eben­falls habe das Unter­nehmen ein Auge auf den Hard­ware­her­steller Roku geworfen. Comcast steht aufgrund verschie­dener Konso­lidie­rungs­maß­nahmen in der Branche unter Druck, denn vor allem das eigene Strea­ming-Geschäft liegt hinter Disney und Netflix zurück.

Größe ist unab­dingbar

Foto: Comcast Comcast-CEO Brian Roberts setzt auf Streaming
Foto: Comcast
Neben dem bereits genannten Zusam­men­schluss von WarnerMedia und Disco­very hatte auch Amazon kürz­lich das Film­studio MGM über­nommen. Damit will der US-Versand­händler vor allem seine eigene Posi­tion auf dem Strea­ming-Markt weiter stärken. Mit Blick auf die riesigen Content-Biblio­theken der Mitbe­werber stehen nun Comcast und ViacomCBS unter Druck, selbst nach neuen Part­ner­schaften zu suchen. Speku­lationen bezüg­lich einer poten­ziellen Über­nahme von ViacomCBS stehen bereits seit einiger Zeit im Raum, über konkrete Gespräche war bislang jedoch nichts bekannt.

Comcast hat sich laut Roberts zum Ziel gesetzt, eine führende Posi­tion im Strea­ming-Geschäft zu besetzen. Mit "Peacock" betreibt das Unter­nehmen bereits einen entspre­chenden Dienst, welcher vor allem auf Inhalte des eigenen Film­stu­dios Universal Pictures zugreift. Auch der Bereich Live-Sport, insbe­son­dere Wrest­ling, spielt dort eine zentrale Rolle. Dennoch muss der Streamer weiterhin gegen­über seiner Konkur­renz aufholen, was im bestehenden Umfeld zuneh­mend schwierig erscheint.

Zwei Major Studios unter einem Dach

Käme es tatsäch­lich zu einem Zusam­men­schluss, wären sowohl Universal Pictures als auch Para­mount Pictures künftig unter dem Dach von Comcast. Ob die US-Kartell­behörden bei diesem Plan mitspielen, ist aller­dings äußerst frag­lich. Zwar hatte Disney in einem ähnli­chen Deal mit der News Corpo­ration von Medi­enmogul Rupert Murdoch geschlossen und sich damit das Film­studio 20th Century Fox gesi­chert, ViacomCBS und Para­mount sind aber mit Blick auf ihre Größe und Lizenz­biblio­thek eine andere Haus­nummer.

Vor allem auf dem US-Heimat­markt würde es wett­bewerbs­recht­liche Probleme geben, wenn mit Comcast einer der größten Betreiber von Kabel­anschlüssen auf der anderen Seite mit CBS eines der größten Fern­seh­netz­werke kontrol­liert. Da auch NBC bereits zu Comcast gehört, gäbe es mit Disney/ABC nur noch einen wirk­lich großen Gegen­spieler. Auch auf dem inter­natio­nalen Markt würde der Film­rech­tehandel dann nur noch von zwei großen Medi­enkon­zernen domi­niert werden.

Über­nahme von Roku wahr­schein­licher

Viel wahr­schein­licher als ein Zusam­men­schluss von Comcast und ViacomCBS erscheint eine Über­nahme von Roku. Das Unter­nehmen ist in den USA ein führender Hersteller von Strea­ming-Hard­ware und betreibt mit Roku TV eine eigene Ober­fläche für Smart TVs, welche bereits auf zahl­rei­chen Fern­seh­geräten verfügbar ist. Darüber hinaus setzt das Unter­nehmen mit dem Roku Channel mitt­ler­weile auch auf eigene (kosten­freie) Inhalte.

Zwischen Roku und Comcast gibt es wenig Über­schnei­dungen, dennoch würde das Geschäft gut zu den Strea­ming-Wachs­tums­plänen von Brian Roberts passen. Außerdem koope­rieren die Unter­nehmen bereits seit längerer Zeit, so setzt beispiels­weise die Comcast-Tochter Sky bei ihrem Strea­ming-Produkt "Sky Ticket" auf speziell ange­passte Roku-Hard­ware. Es wäre also bei einer poten­ziellen Über­nahme für Comcast deut­lich einfa­cher, bereits vorhan­dene Infra­struktur auszu­bauen.

Comcast: Mehr Abos bei Sky und Wachstum im Strea­ming.

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