Wirtschaft

AT&T will angeblich WarnerMedia an Discovery abstoßen

Kehrt­wende: Laut Medi­enbe­richten will AT&T seine Tochter WarnerMedia abstoßen. Geplant sei eine Fusion mit dem Wett­bewerber Disco­very. Damit wäre das Unter­nehmen wieder ein reiner Tele­kom­muni­kati­ons­kon­zern.
Von Björn König

Diese Meldung ist in der Tat eine gehö­rige Über­raschung: Laut über­ein­stim­menden Medi­enbe­richten will sich der US-Tele­kom­muni­kati­ons­kon­zern AT&T von seiner Tochter WarnerMedia trennen. Zu Warner gehören unter anderem das Film­studio Warner Bros. sowie der Strea­ming-Dienst HBO Max und das News-Network CNN.

Geplant sei eine Fusion mit dem Wett­bewerber Disco­very. Sollte die Trans­aktion erfolg­reich sein, entstünde ein neuer globaler Medi­enkon­zern, der auch in Deutsch­land massiv an Einfluss gewinnen würde.

Karten werden neu gemischt

AT&T-CEO John Stankey will sich offenbar von WarnerMedia trennen AT&T-CEO John Stankey will sich offenbar von WarnerMedia trennen
Foto: Presley Ann/WarnerMedia
Die Auswir­kungen einer solchen Fusion wären auch auf dem deut­schen Markt zu spüren. Disco­very betreibt hier­zulande beispiels­weise Free TV-Sender wie Tele5, DMAX, TLC, Euro­sport sowie HGTV und ist gemeinsam mit ProSiebenSat.1 an der Strea­ming-Platt­form Joyn betei­ligt. WarnerMedia ist aktuell unter anderem neben CNN mit den Pay TV-Sendern TNT Film, TNT Serie und TNT Comedy in Deutsch­land vertreten. Bei einer poten­ziellen Fusion beider Konzerne kommen viele Fragen auf.

Zunächst geht es darum, wer das neue Unter­nehmen über­haupt führt. Es gilt jedoch unter Bran­chen­insi­dern als ausge­macht, dass WarnerMedia-CEO Jason Kilar in diesem Falle seinen Hut nehmen müsste und durch Disco­very-Chef David Zaslav ersetzt wird. Klar ist auch, dass eine solche Mega­fusion die deut­sche Medi­enbranche neu ordnet. Disco­very würde auf einen Schlag von einem auf Factual Enter­tain­ment und Sport konzen­trierten TV-Unter­nehmen zu einem der größten Medi­enkon­zerne der Welt.

Joyn wäre plötz­lich Tochter von Warner

Ein Beispiel: Disco­very ist wie bereits gesagt in einem Joint Venture mit ProSieben an "Joyn" betei­ligt. Im Falle einer Fusion wäre die bislang relativ unbe­deu­tende deut­sche Strea­ming-Platt­form aller­dings plötz­lich ein Teil von WarnerMedia, einem der wich­tigsten US-Produk­tions­stu­dios. Das würde die Situa­tion für Joyn in Deutsch­land grund­legend verän­dern. Und dann stellt sich die Frage, welche Zukunft Joyn mit Blick auf einen poten­ziellen Start von HBO Max in Deutsch­land hätte.

Was passiert mit Lizenz­ver­trägen, die WarnerMedia beispiels­weise in Deutsch­land mit Sky abge­schlossen hat? Will man über­haupt noch ein Free TV- oder Pay TV-Geschäft in Deutsch­land betreiben. Und wenn ja, wie sollte dies in Zukunft aussehen? Im Augen­blick ist das alles noch reine Speku­lation, eine Fusion ist nach aktu­ellem Stand auch längst nicht in trockenen Tüchern. Doch allein schon die Ankün­digung sollte bereits ein Weckruf für die Medi­enbranche sein.

Druck auf euro­päi­sche TV-Konzerne

Kommt die Fusion aller­dings tatsäch­lich, müssen sich auch euro­päi­sche Medi­enkon­zerne warm anziehen. So dürfte beispiels­weise die italie­nische Mediaset noch stärker an einem euro­päi­schen TV-Konzern unter ihrer Führung drängen. Auch für RTL macht ein weiterer großer US-Medi­enkon­zern das Geschäft mit Sicher­heit nicht einfa­cher. Die beiden großen Privat­sen­der­gruppen aus Köln und München kämpfen schon jetzt prak­tisch machtlos gegen die über­legene Strea­ming-Konkur­renz von Netflix, Amazon und Disney.

Ein poten­zieller Deal zwischen AT&T und Disco­very stünde letzt­end­lich unter Vorbe­halt der ameri­kani­schen und euro­päi­schen Wett­bewerbs­hüter. Diese schauen insbe­son­dere bei Fusionen in der Medi­enbrache beson­ders genau hin. Dass die Meinungs­plu­ralität durch den neuen Mega-Konzern einge­schränkt wäre, ist nicht zu erwarten. Dennoch hätte das Unter­nehmen mit dem "Time Maga­zine" und CNN immerhin zwei große Nach­rich­ten­flagg­schiffe unter Kontrolle.

HBO Max: Bis 2025 Hälfte aller Abos außer­halb der USA.

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