Test

1&1: Wie gut ist das TV-Angebot?

Im Wett­bewerb mit den Ange­boten der Deut­schen Telekom, Voda­fone und o2 schickt 1&1 eben­falls ein eigenes TV-Angebot ins Rennen. 1&1 HD TV läuft auf der Infra­struktur von Zattoo. Wie schlägt sich das Angebot im Vergleich? Wir haben es getestet.
Von Björn König

Bild: 1&1 Telecommunication SE 1&1 HD TV ist unter anderem per App verfügbar
Bild: 1&1 Telecommunication SE
Ab einem VDSL50-Anschluss können Kunden von 1&1 zusätz­lich HDTV-Pakete buchen. Im kürz­lich verfüg­baren "Best of DSL"-Tarif war das Basis­angebot von 1&1 HD TV auf Wunsch sogar ohne Zusatz­kosten inklu­sive. Doch was bietet das Produkt und wie schlägt es sich im Vergleich zu den Ange­boten der Konkur­renz? Wir haben den Test gemacht und ziehen ein Fazit, ob sich der Einstieg wirk­lich lohnt.

Das Basis­angebot

Bild: 1&1 Telecommunication SE 1&1 HD TV ist unter anderem per App verfügbar
Bild: 1&1 Telecommunication SE
Wer sich für 1&1 HD TV entscheidet, erhält für 4,99 Euro (außer­halb von Akti­ons­ange­boten) nach Angaben des Anbie­ters 85 Sender, davon 37 in HD-Qualität. Doch hier wären wir schon bei der ersten großen Einschrän­kung. Bei den HD-Sendern handelt es sich prak­tisch ausschließ­lich um öffent­lich-recht­liche Ange­bote. Wer mehr möchte, zahlt extra. Die HD-Live­streams der im Basis­paket verfüg­baren Programme gibt es ohnehin in den Media­theken der Sender gratis. Doch scheinen sogar hier Lücken zu bestehen: Beispiels­weise wurde bei unserem Test im Basis­paket von 1&1 der Sender "ARD Alpha" nur in SD-Auflö­sung ange­zeigt.

Zum Vergleich: Bei o2 TV bekommt man zum glei­chen Preis 90 HD-Sender, darunter auch die Inhalte der privaten Sender­gruppen ProSiebenSat.1 und RTL. Ob man nun im Monat rund fünf Euro zusätz­lich zahlen möchte, um die Privat­sender in SD zu schauen (bzw. rund 10 Euro inklu­sive HD-Auflö­sung auch bei den Privaten), muss natür­lich jeder für sich selbst entscheiden. Wir sind hier aber der Meinung, dass in diesem Paket der wirk­lich entschei­dende Mehr­wert fehlt. Wer eine monat­liche Gebühr für lineares Fern­sehen zahlt, möchte auch eine attrak­tive Zusatz­leis­tung bekommen. Dieser Mehr­wert kann entweder in einer besseren Auflö­sung oder zusätz­lichen Inhalten liegen. Und hier hat aktuell o2 mit seinem Paket "o2 TV M" zumin­dest im Hinblick auf das Preis-Leis­tungs-Verhältnis die Nase vorn.

Tech­nisch zeigten sich in unserem Test auch einige Probleme im zusätz­lich buch­baren HD-Angebot von 1&1. So erhielten wir in der App auf Android TV die Fehler­mel­dung "Verrin­gerte Video­qua­lität - Gerät nicht kompa­tibel mit der gefor­derten Kopier­schutz­ver­ord­nung". Einmal stürzte die App auf dem Test­gerät Amazon Fire TV Cube beim Live TV von Deluxe Music HD sogar voll­ständig ab. Zudem waren selbst nach Buchung der HD-Option einige Sender wie Tele 5, Kabel 1 Doku oder N24 Doku augen­schein­lich nicht in HD verfügbar.

Genre-Pakete

Inhalte können bei 1&1 unter anderem über Zusatz­pakete gebucht werden. Inter­essant ist insbe­son­dere das Paket "Film&Serie" zum monat­lichen Preis von 6,99 Euro. Es finden sich unter anderem Sender wie FOX, TNT Film, Universal TV und 13th Street. Aller­dings fehlten auch hier einige attrak­tive Sender, wie beispiels­weise Sony AXN bzw. der Sony Channel, Kino­welt Tele­vision oder Silver­line Movie Channel. Zudem erschließt sich uns nicht ganz, warum sich der Sender "Sat.1 emotions", welcher auch Filme und Serien sendet, im Paket "Music&Life­style" statt "Film&Serie" befindet. Der größte Kritik­punkt liegt aber im weitest­gehend fehlenden SVoD-Angebot.

Über­zeugen kann im Vergleich beispiels­weise die "Mega­thek" bei Magenta TV der Deut­schen Telekom. Diese bietet unter anderem Content von Pay-TV-Sendern wie FOX zum Abruf an. Auch hier gibt es bei 1&1 Nach­hol­bedarf, denn viele Zuschauer können oder wollen die Inhalte nicht zu den Zeiten schauen, welche von den Sendern vorge­geben werden. Und für diese Zuschauer ist es dann am Ende beson­ders ärger­lich, wenn sie für die aktu­elle Folge einer Block­buster-Serie trotzdem wieder zusätz­lich einen SVoD-Service abon­nieren müssen.

Das ist insbe­son­dere unver­ständ­lich, weil beispiels­weise im Original-Angebot von Zattoo unter anderem SVoD-Inhalte von Film­tastic und MGM buchbar sind, welche bei 1&1 derzeit fehlen. Eine weitere Alter­native wäre hier außerdem "Joyn", das zum glei­chen Preis von 6,99 Euro Live TV inklu­sive Privat­sender in HD (ohne Inhalte der RTL-Gruppe) plus eine große SVoD-Media­thek anbietet.

Mobile Nutzung

Und hier wären wir auch beim insge­samt größten Kritik­punkt von 1&1 HD TV: Die fehlende Möglich­keit einer mobilen Nutzung. Das Abo kann nämlich ausschließ­lich am 1&1 DSL-Anschluss verwendet werden. Versucht man sich mit der App an einem anderen DSL-Anschluss oder dem Mobil­funk­netz einzu­loggen, schaut man buch­stäb­lich in die Röhre.

Dies ist in der Tat ein gewal­tiger Minus­punkt, denn der Sinn von Internet-Fern­sehen besteht ja vor allem in der von Kabel- und Satel­liten­emp­fang unab­hän­gigen Gerä­tenut­zung auf Smart­phone, Tablets & Co. Vor allem aber an jedem Ort, wo es einen Inter­net­zugang gibt. Wer nun also im Urlaub am Strand liegt, muss bei 1&1 trotz Abo auf seine Lieb­lings­inhalte verzichten.

Die mobile Nutzung ist zwar bei Wett­bewer­bern wie o2 TV ebenso nicht kosten­frei enthalten, zumin­dest aber auf Wunsch zubuchbar. Dies ist aus unserer Sicht in jedem Falle ein beson­ders wich­tiges Feature, das 1&1 seinen Kunden defi­nitiv nicht vorent­halten sollte. Ganz grund­sätz­lich wäre es natür­lich wünschens­wert, wenn man 1&1 HD TV auch als OTT-Angebot ohne DSL-Anschluss buchen könnte. Dies ist beispiels­weise ebenso bei Magenta TV der Deut­schen Telekom möglich.

Fazit

1&1 HD TV ist in der Basis­vari­ante ein nettes Zusatz­fea­ture, wenn es bereits kosten­frei im DSL-Anschluss enthalten ist. Der Stan­dard­preis von 4,99 Euro ist jedoch beim aktu­ellen Angebot im Vergleich zur Konkur­renz von o2 oder der Deut­schen Telekom bzw. Joyn nicht wirk­lich attraktiv. Hier bekommen Kunden schlicht mehr fürs Geld - entweder in Form von zusätz­lichen HD-Inhalten zum glei­chen Preis oder einem größeren SVoD-Angebot inklu­sive mobiler Nutzung.

Das Strea­ming-Produkt fest an den DSL-Anschluss zu koppeln und über­haupt keine mobile Nutzung zu ermög­lichen ist aber in der heutigen Zeit defi­nitiv ein No-Go. Denn wer ausschließ­lich in den eigenen vier Wänden Fern­sehen schauen möchte und darüber hinaus auf SVoD-Content verzichtet, kann im Zweifel auch zur Satel­liten-Antenne oder den Kabel­anschluss greifen und braucht kein IPTV. Das Internet-Fern­sehen spielt schließ­lich gerade in den Berei­chen seine Vorteile aus, die 1&1 seinen Kunden aktuell nicht anbietet.

In einem weiteren Test haben wir uns das SVoD-Angebot von Film­tastic ange­schaut.

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