Grünes Licht: WarnerMedia und Discovery dürfen fusionieren
Bis zuletzt blieb es spannend, nun ist es offiziell: Brüssel gibt die geplante Megafusion der beiden US-Medienkonzerne WarnerMedia und Discovery Networks frei. Damit wird der Zusammenschluss beider Branchenriesen voraussichtlich wie geplant Mitte 2022 wirksam.
David Zaslav, künftiger Chef von Warner Bros. Discovery sagt zu der Entscheidung: "Die Zustimmung der Europäischen Kommission ist ein wichtiger Meilenstein zum Abschluss unserer geplanten Transaktion mit AT&T. Heute kommen wir der Schaffung von Warner Bros. Discovery einen deutlichen Schritt näher. Wir formen ein führendes Unterhaltungsunternehmen und werden einer der weltweit führenden Investoren in Premium-Inhalte. Damit sind wir in der Lage, den Verbrauchern das unserer Meinung nach umfassendste Inhaltsangebot unter einem Dach zu bieten."
Der Zusammenschluss hat aber auch erhebliche Auswirkungen auf Rechteinhaber, Wettbewerb und Verbraucher. Was konkret bedeutet dies nun für den deutschen Markt? Wir fassen die wichtigsten Auswirkungen zusammen.
HBO Max
Die Brüsseler EU-Kommission hat die Fusion von WarnerMedia und Discovery Networks freigegeben
Foto: Shutterstock/roibu
Marktbeobachter rechnen voraussichtlich für 2025 mit einem Start von HBO Max in Deutschland. Der WarnerMedia-Streamer hat nun neben eigenen Unterhaltungsinhalten auch Zugriff auf den riesigen Factual Entertainment-Katalog von Discovery Networks. Das bedeutet konkret: Potenzielle Abonnenten in Deutschland werden höchstwahrscheinlich wesentlich mehr Inhalte zum gleichen Preis bekommen. Das kumulierte Angebot wird im Streaming-Wettbewerb deutlich zu Netflix, Amazon und Disney aufschließen.
Sehr wahrscheinlich ist sogar, dass HBO Max mit seinem neuen Katalog mittelfristig das Potenzial hat, zur weltweiten Nummer 1 unter den SVoD-Diensten zu werden und damit Netflix vom Thron zu stoßen. John Stankey hatte als CEO von WarnerMedias Muttergesellschaft AT&T bereits angekündigt, dass der eigene Streaming-Dienst große Ambitionen habe. AT&T-Aktionäre bleiben auch nach dem Zusammenschluss weiterhin im Mehrheitsbesitz des neu geformten Medienkonzerns.
Verschiebungen auf dem deutschen Markt
Der Zusammenschluss von WarnerMedia und Discovery führt zu deutlichen Verschiebungen auf dem deutschen TV- und Streaming-Markt. Der neue Konzern kontrolliert in Zukunft zahlreiche Free TV-Sender oder ist an deutschen Medienunternehmen beteiligt. Zu nennen sind hier insbesondere Tele 5 und Eurosport, lineare Pay TV-Sender (Warner TV), der Streaming-Dienst Joyn sowie der auch hierzulande beliebte Nachrichtensender CNN. Hinzu kommt voraussichtlich noch der eigene Streaming-Dienst HBO Max sowie Discovery+.
Noch stärker wird die Position des neuen Medienkonzerns auch als Rechteinhaber gegenüber Vertragspartnern in Deutschland. Mit Wegfall eines weiteren Mitbewerbers dürften die Lizenzkosten weiter steigen, auf der anderen Seite werden es viele eigene Inhalte von WarnerMedia und Discovery voraussichtlich überhaupt nicht mehr in die Kataloge von bisherigen Vertragspartnern schaffen, denn das Unternehmen setzt wie seine Mitbewerber vor allem auf die Erstverwertung über eigene Plattformen.
Auswirkungen auf Kinobetreiber
Letztendlich hat der Zusammenschluss auch Auswirkungen auf Kinobetreiber. WarnerMedia setzt bereits auf eine parallele Auswertung in Kinosälen sowie HBO Max. Vor allem kleinere Kinos werden den Druck des neuen Medienriesen voraussichtlich noch stärker zu spüren bekommen und Umsätze verlieren. Diese Prognose hängt aber ebenso entscheidend davon ab, wie sich das Direct-to-Consumer-Geschäft bei einem potenziellen Deutschland-Start von HBO Max entwickelt.
Bei einem schwächeren Geschäft mit niedrigeren Abonnentenzahlen im Streaming könnte Warner Bros. Discovery hierzulande eine andere Strategie fahren und trotzdem verstärkt auf die Erstverwertung in Kinos setzen. Diese Variante erscheint aber eher unwahrscheinlich, denn HBO Max gilt in seinen bisherigen Märkten als erfolgreich und holt bereits stark zu den Marktführern auf. Somit ist mit einer ähnlichen Entwicklung auch in Deutschland zu rechnen.
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