Streaming

ViacomCBS ändert Strategie: eigene Plattformen im Fokus

ViacomCBS-Chefin Shari Reds­tone kündigte auf der Reuters Next Confe­rence eine neue Stra­tegie des US-Medi­enkon­zerns an. Demnach werden Inhalte künftig in erster Linie für die haus­eigenen Platt­formen produ­ziert.
Von Björn König

Im Rahmen der Reuters Next Confe­rence erläu­terte ViacomCBS-Chefin Shari Reds­tone konkrete Pläne für die nahe Zukunft des US-Medi­enkon­zerns. Dabei stellte die Medi­enma­nagerin eine stra­tegi­sche Neuaus­rich­tung ihres Unter­neh­mens in Aussicht.

Das klas­sische Lizenz­geschäft trete demnach zugunsten von Produk­tionen für die haus­eigenen Platt­formen in den Hinter­grund. Darüber hinaus äußerte sich Reds­tone auch zu Speku­lationen über eine poten­zielle weitere Konso­lidie­rung in der Branche.

Weniger Lizenz­geschäft

ViacomCBS-Chefin Shari Redstone ViacomCBS-Chefin Shari Redstone
Foto: Nikki Ritcher/WSJ
Ein wesent­licher Teil des bishe­rigen Geschäfts­modells von ViacomCBS basierte auf der Subli­zen­zie­rung eigener Inhalte an Partner. Mit dem globalen Start des SVoD-Dienstes Para­mount+ sowie dem weiteren inter­natio­nalen Ausbau des AVoD-Service Pluto TV wird sich dies nun aber ändern. Der Medi­enkon­zern holt seine Inhalte zurück auf die eigenen Platt­formen und wird für diese darüber hinaus künftig exklusiv eigenen Content produ­zieren.

In Deutsch­land bekam Netflix die neue Stra­tegie bereits zu spüren, so zog ViacomCBS die Star Trek-Serie "Disco­very" kurzer­hand beim Bran­chen­primus aus Los Gatos ab und verfrach­tete sie in Deutsch­land zum haus­eigenen Service Pluto TV. Im kommenden Jahr werden Zuschauer in Deutsch­land weite Teile des ViacomCBS-Kata­logs nur noch gegen Bezah­lung auf Para­mount+ sehen können. Reds­tone verwen­dete in diesem Zusam­men­hang eine Meta­pher: Inhalte seien demnach ein Waffen­arsenal für die Vertrags­partner, doch "wir sind kein Waffen­händler".

Fokus auf Ziel­gruppen

Mit seinen linearen Ange­boten und insbe­son­dere den Kabel­fern­sehen-Networks will der Medi­enkon­zern vor allem eine ältere Ziel­gruppe adres­sieren, wohin­gegen das Angebot von Para­mount+ sich vor allem an jüngere soge­nannte "Cord Cutter" richte, die sich explizit von ihrem Kabel­anschluss trennen. Trotzdem bleiben mit Nickel­odeon und MTV weiterhin auch bekannte Marken für ein jüngeres Publikum fester Bestand­teil im Angebot von ViacomCBS.

Für den deut­schen Markt ist der Launch des Strea­mers Para­mount+ im kommenden Jahr termi­niert, hier­zulande wird dieser jedoch zwei­gleisig vermarktet. Neben einem Abon­nement gibt es den Dienst auch kostenlos im Bundle für Sky-Kunden. Konkrete Angaben zum Start­termin sowie der Preis­gestal­tung machte ViacomCBS noch nicht, für das SVoD-Angebot ist jedoch mit einem markt­übli­chen Preis unter zehn Euro zu rechnen. Inter­essant ist jedoch die Frage, ob man in Deutsch­land auch mit einem werbe­finan­zierten Angebot an den Start geht.

Akqui­sition ohne Fusion

Reds­tone zeigte sich anhand bishe­riger Geschäfts­zahlen zufrieden und will mit dem bestehenden Port­folio weiterhin aus eigener Kraft wachsen. Eine Fusion oder gar der Verkauf des Unter­neh­mens steht somit nicht auf der Agenda, dennoch schloss sie mögliche Akqui­sitionen nicht aus, sofern sich attrak­tive Möglich­keiten ergeben. In den Sinn kommt dabei sicher­lich insbe­son­dere die Lions­gate-Tochter Starz, für welche das Film­studio aktuell unter­schied­liche Optionen auslotet.

Über einen mögli­chen Verkauf von ViacomCBS wurde trotz öffent­licher Dementis in den vergan­genen Monaten vor dem Hinter­grund einer starken Bran­che­kon­soli­die­rung immer wieder speku­liert, da das Unter­nehmen aufgrund seiner vergleichs­weise schwa­chen Markt­kapi­tali­sie­rung gegen die großen US-Medi­enkon­glo­merate zuneh­mend in Schwie­rig­keiten kommt. So erreicht das Unter­nehmen derzeit weniger als ein Zehntel des Börsen­wertes von Mitbe­werber Disney.

Trotz Wachstum hat sich die Fusion von Viacom und CBS bislang nicht ausge­zahlt.

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