Test

waipu.tv mit Problemen auf Android und Fire TV

Wer gerne Fern­sehen im Netz schaut, greift häufig auf Dienste wie waipu.tv zurück. Doch aktuell scheint der Streamer einige Probleme zu haben, wie wir im Selbst­ver­such auf verschie­denen Geräten fest­stellten.
Von Björn König

Screenshot: Björn König Der Stream bei Waipu TV brach in unserem Test häufig ab
Screenshot: Björn König
Viele Haus­halte beziehen ihr TV-Signal nach wie vor über Kabel und Satellit. Immer mehr Zuschauer steigen jedoch auf Live-TV-Strea­ming-Dienste um, wobei Zattoo und waipu.tv sicher­lich zu den wich­tigsten provi­der­unab­hänigen Ange­boten zählen. Leider zeigt sich in der Realität, dass Strea­ming nicht immer ein zuver­läs­siger Ersatz für die Satel­liten­antenne ist. Bei der Fußball-EM ging beispiels­weise der Telekom-Streamer "MagentaTV" aufgrund von Über­las­tung in die Knie. Aber auch wenn kein Sport läuft, scheint nicht alles perfekt zu laufen. Das haben wir zum Beispiel im Rahmen eines Selbst­ver­suchs mit waipu.tv bemerkt.

Insta­biles Signal trotz schneller DSL-Leitung

Screenshot: Björn König Der Stream bei Waipu TV brach in unserem Test häufig ab
Screenshot: Björn König
Wir testeten waipu.tv an einem VDSL-Anschluss von 1&1 mit einer Down­load­geschwin­dig­keit von 50 MBit/s. Strea­ming-Hard­ware war in unserem Falle ein Amazon Fire TV Cube, verbunden per LAN-Kabel mit einer FRITZ!Box 7590 und der aktu­ellen Firm­ware 7.27. Im Ookla Speed­test lieferte der Anschluss sogar mehr Geschwin­dig­keit, als wir eigent­lich gebucht hatten und zeigte im Down­load 56 MBit/s respek­tive 11 MBit/s im Upload.

Sowohl tags­über als auch in den Abend­stunden fielen uns immer wieder Arte­fakte auf bzw. das Signal brach sogar häufig voll­ständig ab und es zeigte sich wie im Bild der Lade­kreis. Wir wollten sicher­gehen, dass das Problem tatsäch­lich nicht mit unserer Inter­net­ver­bin­dung zusam­men­hängt und testeten parallel zu waipu.tv die 1&1 Digital TV-App, eben­falls auf dem Fire TV Cube mit der aktu­ellsten Firm­ware-Revi­sion FireOS 7.2.3.4 (PS7234/2042). Dort liefen die Streams zeit­gleich fehler­frei.

Hakt es am Peering?

Um eine letzte Fehler­quelle auszu­schließen, blieb im Prinzip nur noch der Unter­schied zwischen LAN und WLAN-Anschluss. Also schickten wir das waipu.tv-Signal per Chro­mecast im WLAN auf unseren Test­fern­seher. Doch auch hier gab es Probleme. Zwar brach der Stream nicht wie auf dem Fire TV Cube voll­ständig ab, jedoch fror das Bild in regel­mäßigen Abständen ein, in der Android-App zeigte sich dann der typi­sche Lade­kreis.

Von außen ist schwer einzu­schätzen, warum dieser Fehler nur bei waipu.tv und keinem weiteren Strea­ming-Dienst auf unseren Test­geräten auftrat. Es gibt sicher­lich viele denk­bare Ursa­chen. Eine poten­zielle Fehler­quelle könnte beispiels­weise mit dem Peering zusam­men­hängen, so setzt waipu.tv im Hinter­grund auf das Glas­faser­netz von Exaring. DSL-Anbieter wie zum Beispiel 1&1 werden hier sozu­sagen einzeln "ange­knüpft", damit der Dienst für Kunden in diesen Netzen verfügbar ist. Die Vermu­tung liegt zumin­dest nahe, denn als wir kurz­zeitig mit dem Stream ins Telefónica-Mobil­funk­netz wech­selten, zeigten sich zumin­dest in der Test­zeit keine Auffäl­lig­keiten. Selbst­ver­ständ­lich sind aber wie gesagt noch viele andere Fehler­quellen möglich, die sich hier nicht einzeln über­prüfen lassen.

Ausfälle bei EM wären ärger­lich

Bei Exaring sollte man nun zügig auf Fehler­suche gehen, denn sofern dieser Fehler auch bei anderen Nutzern auftritt, wäre das vor allem bei der aktuell laufenden Fußball-EM extrem ärger­lich. Kunden, die bereits ihren Kabel­anschluss gekün­digt haben und nur noch OTT-Dienste verwenden, vertrauen auf ein stabiles Live-Signal mit idea­ler­weise sehr geringen Latenz­zeiten. Selbst wenn das von uns beschrie­bene Problem "nur" inner­halb des 1&1-Netzes auftritt, wäre der Schaden nicht uner­heb­lich, denn der Tele­kom­muni­kati­ons­kon­zern aus Monta­baur dürfte in Deutsch­land neben Telekom und Voda­fone viele DSL-Kunden zählen.

Auch wenn es eigent­lich nicht Sinn der Sache und ziem­lich ärger­lich ist, sollten Zuschauer bei Live-Groß­ereig­nissen nach Möglich­keit einen zweiten "linearen" Empfangsweg parat haben. Zumin­dest die öffent­lich-recht­lichen Sender können zum Beispiel in der Regel via DVB-T2 unver­schlüs­selt an vielen Orten Deutsch­lands mit einer kleinen Zimmer­antenne empfangen werden. So schaut man wenigs­tens nicht komplett in die Röhre, wenn sich der Strea­ming-Dienst ausge­rechnet beim Elfmeter in der Nach­spiel­zeit verab­schiedet.

Die Ausfälle bei MagentaTV und waipu.tv sind erfah­rungs­gemäß keine Einzel­fälle, auch bei Sky gab es in der Vergan­gen­heit bereits vergleich­bare Probleme, worauf Kunden verständ­licher­weise recht unge­halten reagierten. Gerade wenn es darauf ankommt, sollten die Anbieter von OTT-Diensten ihre Technik nach­haltig im Griff haben, denn es geht hier vor allem auch um Repu­tation für den Empfangsweg. Wenn Live-TV im Netz zum tech­nischen Glücks­spiel wird, dürfte das auch auf andere Anbieter wie Zattoo zurück­fallen, welche dies­bezüg­lich bislang nicht sonder­lich auffällig waren.

Das Pay TV-Paket "waipu.tv Perfect Plus" haben wir eben­falls bereits getestet.

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