ARD/ZDF: "funk" verstößt möglicherweise gegen Regeln
"funk" ist das junge, ausschließlich via Internet verbreitete Netzwerk von ARD und ZDF. Vor allem konservative Kreise üben seit längerem Kritik an den Videobeiträgen. Sie seien zu subjektiv, zu links, zu unausgewogen und zu sehr fixiert auf bizarre Nischenthemen wie Sex, Drogen oder Crime.
Diese Kritik wird nun durch eine Studie untermauert: Das klassische journalistische Gebot der Neutralität werde von den "funk"-Reporterinnnen und Reportern regelmäßig verletzt, die "professionelle Distanz" gegen eine "teils radikal subjektive Perspektive eingetauscht", stellt der Medienwissenschaftler Janis Brinkmann, Professor für Publizistik in der digitalen Informationswirtschaft an der Fakultät Medien der Hochschule Mittweida, in der Untersuchung fest, die von der Otto-Berner-Stiftung, einer Wissenschaftsstiftung der IG Metall, veröffentlicht wurde.
Das Jugend-Network "funk" steht in der Kritik
Quelle: funk, Screenshot: Michael Fuhr/teltarif.de
"Sie alle werden von neutralen zu teilnehmenden Beobachter:innen, zu Grenzgängern des Journalismus - um Missstände aufzudecken, interessante Menschen zu zeigen, in alternative Lebenswelten einzutauchen - und um die junge Zielgruppe der 14- bis 29-Jährigen durch authentische Geschichten emotional mitzunehmen."
Perspektive sei subjektiv
Gegenüber dem Portal "Übermedien" wird Brinkmann noch deutlicher: "In 90 Prozent der untersuchten Reportagen wird explizit Meinung geäußert oder ist die Perspektive subjektiv; Quellen wie Studien oder Experten spielen eine untergeordnete Rolle." Brinkmann sieht die untersuchten "funk"-Formate in der Tradition des "New Journalism" in einer für die Zielgruppe der 14- bis 29-Jährigen aktualisierten und für Web-Video-Formate modifizierten Form.
Ländliche Regionen und neue Bundesländer spielen kaum eine Rolle
Zu den Befunden seiner Studie gehöre auch, dass es kaum internationale Bezüge in den Reportagen gebe, die Großstädte dominierten; dörfliche Lebensrealitäten kämen kaum vor, und die neuen Bundesländer würden fast gar nicht behandelt. Eine Ausnahme sei höchstens Sachsen, aber hier fast ausschließlich negativ als Ort für Beiträge zur Thematik Rechtsradikalismus.
Brinkmann hofft, dass die Studie dazu beiträgt, eine größere, fundierte Debatte über die besondere Art des "funk"-Journalismus anzustoßen.
In einem weiteren Beitrag geht es darum, wie die ARD ihr Streaming-Angebot ausbauen möchte.