Doppelschlag

Editorial: Billiger, aber weiterhin teuer

Die Preisfestsetzungen der Bundesnetzagentur
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Es ist immer wieder dieselbe Prozedur: Wenn die Neufestsetzung von Vorleistungsentgelten durch die Bundesnetzagentur ansteht, dann fordern diejenigen, die eine Leistung bereitstellen, einen massiven Preisaufschlag, während diejenigen, die diese nachfragen, eine massive Senkung verlangen. Manchmal wird die Diskussion dabei hitzig, und so wird der Chef des Konkurrenten auch schon mal als Wolf im Schafspelz tituliert. Am Ende kommt dann aller Rhetorik zum Trotz nur eine mäßige Senkung heraus, mit der alle irgendwie unzufrieden sind, aber auch halbwegs mit leben können.

Schaut man im Detail, gibt es dieses Mal ein paar Variationen: Mit der Neufestsetzung der monatlichen Miete für die Teilnehmeranschlussleitung (kurz TAL) und des Interconnect-Entgelts für Verbindungen in die Handynetze (kurz Mobilfunk-IC) standen gleich zwei wichtige Entscheidungen auf einmal an. Zudem scherten einige Telekom-Konkurrenten vorab aus der "es-muss-billiger-werden"-Phalanx aus: Über dem Streit zerbrach gar der Bundesverband der regionalen Anbieter BREKO. Das hat die Bundesnetzagentur jedoch anscheinend nicht beeindruckt: Am Ende setzte sie höhere Preisabschläge fest als bei der letzten Runde.

So sinkt der Mobilfunk-IC um 16 bis 19 Prozent. Das letzte Mal wurde er nur um 10 bis 11 Prozent reduziert. Allerdings hat sich die Laufzeit der Preisfestsetzung von 16 auf 20 Monate verlängert, was den höheren Preisschritt wieder etwas relativiert. Dennoch ergibt sich in Summe eine deutlich höhere prozentuale Senkung pro Monat. Bei der TAL-Miete verdoppelt sich der Preisschritt gar: Letztes Mal wurde diese um 15 Cent pro Monat billiger, nun sind es gar 30.

Verbesserung für alternative Festnetzanbieter

Beide Maßnahmen entlasten alternative Festnetzanbieter merklich. TAL-Miete und Mobilfunk-IC sind deren wichtigste externe Kosten. Da aber der harte DSL-Preiskampf der letzten Jahre bei vielen Anbietern die Marge reduziert hat, ist zu befürchten, dass sie die Kostensenkungen nicht an die Kunden weitergeben, sondern zur Aufbesserung ihrer eigenen Bilanzen einsetzen.

Die Aufforderung von Bundesnetzagentur-Präsident Matthias Kurth an die Festnetzbetreiber, ihre Preise für Verbindungen in die Handynetze zu senken, dürfte insofern ungehört verhallen. Eher noch könnte der wesentlich stärker umkämpfte monatliche Paketpreis nochmals um einen halben oder gar ganzen Euro sinken; soweit das über die TAL-Kostensenkung hinausgeht, wird die Differenz eben mit den unverändert teuren Telefonaten der Kunden zum Handy wieder reingeholt. Egal, ob es am Ende eine Senkung gibt, und wie sie im Detail aussieht: Bestandskunden werden bei den meisten Anbietern bis zum Ende der jeweiligen Vertragslaufzeit warten müssen, bevor sie per Vertragswechsel von eventuellen Reduktionen profitieren können.