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Geringere Terminierungsentgelte: Die Reaktionen der Netzbetreiber

Moderate Reaktionen - nur T-Mobile und BITKOM kritisieren BNetzA scharf
Von Marc Kessler

Die Bundesnetzagentur (BNetzA) hat gestern entschieden, die Terminierungsentgelte im Mobilfunk weiter abzusenken. Demnach gelten seit heute 6,59 Cent pro Minute (netto) für Gespräche in die D-Netze und 7,14 Cent für Anrufe in die E-Netze. Damit sinken die Entgelte um knapp 17 Prozent bei den D- und knapp 19 Prozent bei den E-Netzen.

Im Vorfeld hatten alle Anbieter - außer E-Plus - eine Anhebung der Gebühren verlangt, o2 sogar fast eine Verdopplung des bis gestern noch gültigen Satzes beantragt. teltarif.de hat heute mit allen vier Netzbetreibern gesprochen und gefragt, wie sie die Entscheidung der Bundesnetzagentur aufgenommen haben.

E-Plus gegen zu starke Angleichung der Entgelte bei D- und E-Netzen

E-Plus teilte uns mit, dass man die "Auffassung der Bundesnetzagentur und der EU-Kommission, dass die Mobilfunkterminierungsentgelte sinken müssen", grundsätzlich teile. Allerdings, so E-Plus-Sprecher Guido Heitmann, "wurde bei der heutigen Entscheidung die vorteilhafte Frequenzausstattung von T-Mobile / Vodafone und deren fortdauernde gemeinsame Marktdominanz nur unzureichend berücksichtigt. Richtigerweise hätte es zu deutlich niedrigeren Terminierungsentgelten von T-Mobile / Vodafone und damit zu einer erheblich größeren Differenz der Entgelte zu den Verfolgern E-Plus / o2 kommen müssen." Die Bundesnetzagentur hatte die Spreizung zwischen D- und E-Netzen verringert, da sich - so die BNetzA - die Nachteile der E-Netz-Betreiber mit fortschreitender Zeit weiter verringerten.

T-Mobile und BITKOM: Investitionen werden verhindert

T-Mobile kritisiert die Absenkung der Terminierungsentgelte: Der gesamten Branche würden Investitionsmittel entzogen, die für den Ausbau mobiler Breitband-Infrastruktur benötigt würden. Die Bundesnetzagentur, so Pressesprecher Alexander von Schmettow, habe sich mit der Entgeltsenkung "ohne rechtliche Notwendigkeit (...) dem Druck der EU-Kommission gebeugt." Damit stehe diese Entscheidung - genauso wie die zur Absenkung der TAL-Entgelte - "im krassen Widerspruch zu den Forderungen aus Berlin und Brüssel an die nationalen Netzbetreiber, in der Wirtschaftskrise in den Ausbau der Infrastruktur investieren zu müssen."

Der BITKOM kritisiert
die BNetzA scharf
Grafik: BITKOM
Diese Auffassung vertritt auch der Branchenverband BITKOM und wehrt sich gegen das "Preisdiktat im Handymarkt". Mit der Senkung würden "den Unternehmen Mittel entzogen, die anschließend für Investitionen in Netzausbau und -qualität fehlen", sagte BITKOM-Präsident Prof. Dr. August-Wilhelm Scheer. "Um wirtschaftlich weltweit Schritt zu halten, brauchen wir Investitionen in die Hightech-Infrastrukturen", so Scheer. Auf lange Sicht sei mit staatlichen Preisdiktaten niemandem geholfen, wenn darunter die Netzqualität leide.

o2 hält sich mit Kritik zurück

Der Münchener Mobilfunker o2 gibt sich dagegen vergleichsweise entspannt. Pressesprecher Albert Fetsch sagt zwar: "Wir hätten einen längerfristigen Gleitpfad über drei Jahre mit moderaten Absenkungen als besser und sinnvoller für den Markt erachtet", wollte aber ansonsten keine scharfen Angriffe gegen die BNetzA fahren. Man werde die Entscheidung nun erst einmal eingehend prüfen, so Fetsch.

Vodafone: Lange Laufzeit bringt Planungssicherheit

Auch Vodafone wollte sich der heftigen Kritik des Magenta-Riesen nicht anschließen. "Regulierungspolitik ist immer auch Industriepolitik. In den letzten Jahren gab es immer eine Senkung um 10 Prozent, und das im europäischen Vergleich mit einiger Logik. Ob ein Minus von 17 Prozent bei den Terminierungsentgelten gerade in Zeiten allgemeiner wirtschaftlicher Krise richtig ist, kann man hinterfragen", beurteilt Vodafone-Sprecher Thorsten Höpken vorsichtig. Positiv sei jedoch "die lange Laufzeit (20 Monate) und die damit verbundene Planungssicherheit."

Einen Kommentar zu diesem Thema lesen Sie in einem aktuellen Editorial.

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