Entscheidung

BNetzA legt neuen TAL-Preis fest: 10,20 Euro

Monatliche Kosten sinken für eine Laufzeit von zwei Jahren um 30 Cent
Von Thorsten Neuhetzki / Ralf Trautmann

Viel wurde gerätselt, wie sich die Bundesnetzagentur entscheiden würde, nun ist die Entscheidung bekannt: Der Regulierer hat die Kosten für die letzte Meile, auch bekannt als Teilnehmeranschlussleitung (TAL), festgelegt. Bisher mussten alternative Netzbetreiber für die Leitung von der Vermittlungsstelle zum Kunden 10,50 Euro netto zahlen, ab morgen sind es nur noch 10,20 Euro.

Genutzt wird diese Leitung von allen Alternativ-Anbietern, die keine eigenen Leitungen zum Kunden besitzen, aber komplett eigene Anschlüsse schalten. So kaufen beispielsweise Versatel, HanseNet (Alice) und Arcor diese Vorleistungen ein. Die Alternativanbieter forderten eine viel deutlichere Absenkung der TAL-Kosten. In einer gemeinsamen Erklärung forderten sie eine Absenkung der Kosten um 25 Prozent. Das hätte einem monatlichen Preis von 7,87 Euro netto entsprochen.

Die Deutsche Telekom forderte indes eine deutliche Anhebung des monatlichen Entgeltes. Ihre Preisvorstellung lag bei 12,90 Euro monatlich, und zwar für einen Zeitraum bis 2014. Bei mehr als 8,4 Millionen vermieteten TALs bedeutet die Absenkung für die Telekom nun eine monatliche Einbuße von knapp 2,5 Millionen Euro netto monatlich. Ebenfalls eine Kostensteigung befürworteten jene Unternehmen, die vorwiegend eigene Netze aufbauen. Dabei handelt es sich um City- und Glasfaser-Anbieter wie M-net oder NetCologne. Sie waren vor kurzem aus dem Bundesverband Breitband (Breko) ausgetreten und hatten einen eigenen Bundesverband Glasfaser (BUGLAS) gegründet.

BNetzA berücksichtigte gestiegene Kupfer- und Tiefbaupreise sowie Zinsen

Die Entwicklung der TAL.
Quelle: BNetzA
Anlässlich der Bekanntgabe dieser Entscheidung erklärte der Präsident der Bundesnetzagentur, Matthias Kurth: "Die moderate Absenkung des TAL-Preises ist das Ergebnis eines sehr sorgfältig und transparent durchgeführten Genehmigungsverfahrens", betonte der Präsident der Bundesnetzagentur, Matthias Kurth. Bei der Durchführung des gesetzlich vorgegebenen Prüfprogramms habe sich gezeigt, dass seit der letzten Entscheidung vor zwei Jahren zwar einerseits die Tiefbau- und Kupferpreise, die maßgeblich in die Kalkulation des Investitionswertes für die TAL eingehen, gestiegen seien. Diese Entwicklung werde aber durch gegenläufige Effekte überkompensiert. So ist der gewichtete Kapitalzinssatz nach Steuern mit 7,19 Prozent leicht niedriger als bisher, wobei eine Eigenkapitalrendite von knapp unter 15 Prozent vor Steuern zugrunde gelegt wird. Auch wurden die Effekte der Unternehmenssteuerreform 2008, die zu einer weiteren Entlastung geführt haben, jetzt erstmals berücksichtigt.

TAL-Kosten festgelegt bis 2011

"Einer weitergehenden Absenkung des TAL-Preises, wie sie überwiegend von den Wettbewerbern gefordert worden war, konnte nicht stattgegeben werden", so der BNetzA-Präsident. "Wir haben an unserem bereits seit zehn Jahren praktizierten und bewährten Ansatz festgehalten, die Entgelte auf der Basis aktueller Wiederbeschaffungskosten zu ermitteln, weil hierdurch am besten Anreize für Investitionen in moderne Netze gesetzt werden." Demgegenüber würde ein zu niedriger Preis bereits getätigte Investitionen entwerten und neue beeinträchtigen und damit den Regulierungszielen zuwider laufen".

Die Kosten für die Teilnehmeranschlussleitung gelten nun erneut für zwei Jahre und somit bis zum 31. März 2011. Einen Hintergrundtext zur TAL-Entscheidung haben wir Anfang dieser Woche bereits veröffentlicht. Neben den TAL-Kosten hat der Regulierer heute auch neue Preise für die Interconnection zum Mobilfunk festgelegt. Alle Details dazu lesen Sie in einer weiteren Meldung.

VATM, BREKO, BUGLAS: Scheinbar alle zufrieden, aber mit Vorbehalten

In einem ersten Statement begrüßt der Bundesverband Breitbandkommunikation (BREKO) die Entscheidung, obwohl sie unzureichend sei. Die Organisation hatte eine bedeutend drastischere Absenkung der TAL-Entgelte gefordert und auf die in Deutschland höheren Entgelte im europäischen Vergleich hingewiesen. Trotzdem sei die Entscheidung ein "eindeutiges Zeichen für den infrastrukturbasierten Wettbewerb", kommentiert Rainer Lüddemann, Geschäftsführer des BREKO. "Jede Absenkung des TAL-Preises kommt den Wettbewerbern und damit dem Infrastrukturausbau zugute. Auch der ländliche Raum wird davon profitieren."

Auch der VATM findet die Absenkung "grundsätzlich begrüßenswert", erinnert aber ebenfalls an die hohen TAL-Entgelte im Vergleich zu "anderen wichtigen europäischen Wirtschaftsstandorten". Der Verband kritisiert vor allem die zugrunde gelegte Berechnungsmethode als nicht mehr zeitgemäß. Zudem sei der Berechnungszeitraum zu lang, unter anderem angesichts der "veralteten Berechnungsmethode" hätte dieser bei höchstens einem halben Jahr liegen dürfen. Mit der Entscheidung würden der Telekom "langfristig zu Lasten des Wettbewerbs feste Einnahmen verschafft, die deutlich über ihren tatsächlichen Kosten liegen".

Der Bundesverband Glasfaseranschluss (BUGLAS) begrüßt die Entscheidung indes aufgrund der nur "unwesentlichen" Senkung, die lange Laufzeit werde allerdings mit einer "gewissen Zurückhaltung" aufgenommen. Aus Sicht des BUGLAS ist die moderate Senkung der TAL-Entgelte sinnvoll, hätte doch eine drastischere Absenkung kurzfristig zwar auch den eigenen Mitgliedern genutzt, langfristig aber zu einem "Trend der Entwertung von Telekommunikationsinfrastruktur" geführt und "fatale Folgen für die Investitionsbereitschaft in neue Netze mit sich gebracht."

Einen Kommentar zu diesem Thema lesen Sie in einem aktuellen Editorial.

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