Gestestet

Tatort-App enttäuscht als Second-Screen

Die neue Tatort-App konnte bei ihrem ersten Live-Test nicht wirklich überzeugen: Zu viele Fehler und zu wenig Interaktion sorgten für Frustration bei vielen Nutzern.
Von Thorsten Neuhetzki

Tatort als App enttäuscht Tatort als App enttäuscht
Screenshot: teltarif.de
Die Erwartungen an eine Tatort-App, in der die Zuschauer parallel zum Krimi im Fernsehen live ermitteln können, waren hoch. Doch umgesetzt wurde sie schlecht. Die Nutzer schwankten beim traditionell beliebten Münsteraner Tatort zwischen Server-Problemen und Eintönigkeit im Second-Screen-Modus "Live ermitteln".

Angekündigt war, dass zu jedem Fall wird eine Frage ("Wer ist der Täter?" oder "Was ist das Motiv?") mit mehreren Antwort-Optionen gestellt wird. Dabei blieb es dann auch. Genau eine Frage wurde den Nutzern nach einer gefühlten Ewigkeit gestellt: "Wer ist der Täter?" Antwortmöglichkeiten gab es zunächst keine, gleichzeitig tickte aber der Countdown zum Ende der TV-Ausstrahlung. Rätseln unter den Nutzern auf Twitter war angesagt.

Tatort als App enttäuscht Tatort als App enttäuscht
Screenshot: teltarif.de
Irgendwann erschienen sie dann, die Namen der Verdächtigen. Allerdings nur scheibchenweise, passend zur Handlung im Tatort. Immer, wenn die Kommissare einen neuen Verdächtigen hatten, meldete sich das Handy der Nutzer durch einen Alarm (sofern die Funktion eingestellt war) und teilte mit, dass es einen neuen Verdächtigen gibt. Wer als Zuschauer einen anderen Verdacht hatte, schaute weiter in die sprichwörtliche Röhre.
Mit "live ermitteln" hatte das wenig zu tun, wie auch Nutzer auf Twitter feststellten.
Traditionell ist der Tatort auch ein so genanntes "Lagerfeuer"-Event, bei dem sich die Twitter-Community parallel zum Tatort auf Twitter über die Handlung austauscht. Durch das Hashtag #tatort wäre es leicht gewesen, das in die App zu integrieren. Stattdessen gab es nur einen redaktionellen Twitter-Stream, der sich auch nicht zu aktualisieren schien. Und: Die Macher setzten auf Facebook. Durch eine Verknüpfung mit dem eigenen Konto sollte der Nutzer der App sein Ermittlungsergebnis mit seinen Freunden teilen. Dabei schien es - auch durch die zunächst fehlenden Fragen und Antworten - zunächst so, als wenn die Live-Funktion ein Facebook-Konto voraussetzt. Das sorgte ebenfalls für wenig Begeisterung unter den Nutzern.
Verdächtige kamen nur nach und nach Verdächtige kamen nur nach und nach
Screenshot: teltarif.de
Im Test unserer Redaktion kam, wie bei anderen Nutzern, zudem zu Beginn des Tatorts noch ein Serverfehler hinzu, bei dem die App behauptete, die Uhrzeit des eigenen Handys bzw. Tablets würde zu sehr von der Zeit des Servers abweichen, weswegen die Live-Funktion nicht möglich sei. So waren Nutzer, die die App in einen funktionsfähigen Modus bringen wollten, mehr mit ihrem Handy als mit dem Krimi beschäftigt.

Abseits der Live-Funktion bietet die App übrigens zahlreiche Hintergründe zu den aktuellen und älteren Fällen. So gibt es zum jüngst ausgestrahlten Tatort ein Interview mit Thomas Heinze, einem der Hauptdarsteller, zahlreiche Bilder und komplette Besetzungslisten. Immerhin: Wer den Tatort gestern nicht gesehen hat, kann ihn nun 30 Tage lang in der App schauen - anders als in der Mediathek auch vor 20 Uhr.

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