Prävention

DNA: Telekom markiert ihre Kupferkabel gegen Diebstahl

Weniger Telefonausfälle wegen gestohlener Leitungen wären die Folge
Aus Berlin berichtet Thorsten Neuhetzki

Warnschilder sollen Diebe abschrecken, sich an der Kupfer-Oberleitung zu schaffen zu machen Warnschilder sollen Diebe abschrecken, sich an der Kupfer-Oberleitung zu schaffen zu machen
Foto: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki
Die Deutsche Telekom markiert ab sofort bundesweit ihre ober- und unterirdischen Telefonkabel aus Kupfer mit einer sogenannten künstlichen DNA. Sie soll zum einen nach möglichen Diebstählen von Kupferkabeln bei der Aufklärung der Taten helfen, zum anderen aber auch die Diebstähle an sich durch Abschreckung verhindern. Zur Abschreckung beitragen soll eine öffentliche Demonstration der Markierungen, zu der sich nicht nur viele lokale Berliner Medien, sondern auch zahlreiche Kamerateams von bundesweiten TV-Sendern einfanden.

Bei der künstlichen DNA handelt es sich um eine Markierungsflüssigkeit. Bei ihrer Herstellung werden verschiedene Basen so kombiniert, dass ein unverwechselbares Muster entsteht. Auf diese Weise kann das behandelte Kabel und sogar der Dieb, der mit dem Kabel in Berührung kommt, identifiziert werden. Durch die einmaligen DNA-Strukturen ist es beim Fund eines Kabels und eines Diebes sogar möglich, nachzuweisen, wo das Kabel gestohlen wurde.

Diebstähle verursachten 2012 einen Schaden von 1,1 Millionen Euro

Warnschilder sollen Diebe abschrecken, sich an der Kupfer-Oberleitung zu schaffen zu machen Warnschilder sollen Diebe abschrecken, sich an der Kupfer-Oberleitung zu schaffen zu machen
Foto: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki
Die Markierung unter Aufsicht der Presse begann heute im Lingusterweg im Südosten der Hauptstadt. Diese mehrere hundert Meter lange Kupferleitung, die etwa 100 Haushalte mit Telefon und DSL versorgt, wurde nach Angaben von Telekom-Niederlassungsleiter Netzproduktion der Telekom Deutschland, Dr. Rüdiger Caspari, bereits zwei Mal in der Vergangenheit gestohlen. Insgesamt seien in der Region Berlin/Brandenburg/Mecklenburg-Vorpommern in den vergangenen drei Jahren etwa 300 Kupferdiebstähle verzeichnet worden - ein Schaden von 1,4 Millionen Euro. Alleine im vergangenen Jahr wurden deutschlandweit 270 Diebstähle verzeichnet. Hier bilanzierte das Unternehmen einen Schaden von rund 1,1 Millionen Euro.

Abgesehen vom materiellen Schaden ist für die Kunden der Ausfall der bezahlten Dienste das Hauptärgernis. Für Manfred Strifler, Leiter Sicherheits- und Business Continuity Management der Deutschen Telekom, ist die neue DNA-Maßnahme vor allem eine präventive Maßnahme. "Wir setzen darauf, dass der DNA-Einsatz Diebe abhält. Außerdem geben wir den ermittelnden Behörden so die Möglichkeit, aufgefundenes Diebesgut als Eigentum der Deutschen Telekom zu identifizieren." Denn in der aufgetragenen Substanz sind auch kleine Metallplättchen, die mit einem Telekom-Logo versehen sind, und sogar mit einem handelsüblichen Mikroskop sichtbar sind. Doch dieses Auftragen würde nichts bringen, wenn nicht auch die Altmetallhändler mit im Boot wären. Zusammen mit Deutscher Bahn und Energieversorgern, die ihre Kabel ebenfalls markieren, bilden sie eine Allianz gegen die in den vergangenen Jahren verstärkt aufgetretenen Kabeldiebstähle.

Täter werden Substanz an Fingern und Auto nicht mehr los.

Ein Mini-Hubschrauber trägt die künstliche DNA mittels eines Trägerbandes auf die Leitung auf. Ein Mini-Hubschrauber trägt die künstliche DNA mittels eines Trägerbandes auf die Leitung auf.
Foto: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki
Bei der Deutschen Telekom wird diese Flüssigkeit sowohl auf ober- als auch unterirdische Kabel und Komponenten sichtbar wie auch unsichtbar aufgetragen. An oberirdischen Leitungen wird mit Hilfe eines ferngelenkten mehrere zehntausend Euro teuren Helikopters die forensische Markierungssubstanz aufgebracht. Selbst ein Ablösen der Plastik-Ummantelung oder ein Einschmelzen würde nichts bringen. "Die künstliche DNA durchdringt das Material, so dass selbst beim Verbrennen des Mantels am Kupfer Rückstände der DNA erhalten bleiben. Wir legen also eine Spur, die eindeutig zu uns zurückverfolgt werden kann", so Caspari. Bei Tätern seien die DNA-Spuren für längere Zeit auf der Kleidung, im Auto, auf Handschuhen, der Haut oder dem eingesetzten Werkzeug nachweisbar und könnten auch nicht abgewaschen werden. Unterm Mikroskop sind die kleinen Metallplättchen in der Substanz sichtbar Unterm Mikroskop sind die kleinen Metallplättchen in der Substanz sichtbar
Quelle: Deutsche Telekom

Für den Dieb ist von außen nicht erkennbar, ob ein Telekom-Kabel mit künstlicher DNA markiert wurde oder nicht. Das gezielte Suchen nach äußerlich erkennbarer Markierung wird so erschwert und das Risiko, markiertes Material zu stehlen, erhöht sich für die Täter drastisch. Am Lingusterweg werden mögliche Diebe aber dennoch darauf hingewiesen, dass sie dieses Kabel besser nicht klauen sollte: Gelbe Warnschilder an den Masten warnen vor der künstlichen DNA. Hier will man also um jeden Preis verhindern, dass Diebe die 100 Haushalte noch einmal vom Netz abschneiden. "Das heißt aber nicht, dass dort, wo keine Schilder hängen, keine künstliche DNA aufgetragen ist, so die Telekom-Mitarbeiter einhellig.

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