580 MBit/s: Telekom testet LTE Advanced in der Praxis

Mobilfunknetze werden schneller. Die Telekom testet LTE Advanced.
Foto: dpa Die Deutsche Telekom hat bei der Datenübertragung in ihrem Mobilfunknetz einen Rekord aufgestellt. In einem Feldversuch unter realen Bedingungen wurde heute in der rheinhessischen Stadt Alzey ein Wert von 580 MBit/s gemessen - das ist mehr als das Zehnfache der bislang üblichen Leistung im schnellen LTE-Netz.

Die Techniker des Bonner Unternehmens kombinierten dabei erstmals zwei Verfahren zur Steigerung der Bandbreite im LTE-Mobilfunknetz: Frequenzbündelung und eine spezielle Mehrantennentechnik zur Übertragung mehrerer Datenströme auf derselben Frequenz. "Das werden wir demnächst für alle Kunden weltweit verfügbar machen", sagte der Technik-Chef der Telekom Deutschland, Bruno Jacobfeuerborn, der Nachrichtenagentur dpa. Der genaue Zeitpunkt für die kommerzielle Einführung der als LTE Advanced (LTE-A) bezeichneten Mobilfunktechnik hänge von den Handy-Herstellern ab. Je nach Frequenzausstattung sind auch noch höhere Datenraten möglich.

Fünf Basisstationen mit je zwei LTE-Frequenzen

Mobilfunknetze werden schneller. Die Telekom testet LTE Advanced.
Foto: dpa In Alzey errichteten die Telekom-Techniker fünf Basisstationen. Im historischen Museum der Stadt demonstrierte Jacobfeuerborn die Leistung von LTE-A mit einem Handy, das es bislang nur als Prototyp gibt. Die Basisstationen bündeln zwei LTE-Frequenzen, 1 800 und 2 600 MHz, und bieten damit eine Bandbreite von zwei Mal 150 MBit/s. Das Empfangsgerät verfügt über vier Antennen statt der üblichen zwei, so dass sich die mögliche Übertragungsgeschwindigkeit von annähernd 600 MBit/s ergibt.

Die Mehrantennentechnik mit der Bezeichnung MIMO (Multiple Input Multiple Output) biete eine willkommene Erweiterung der Bandbreite, zumal die verfügbaren Frequenzen knapp seien, sagte Jacobfeuerborn. Nun gehe es zum einen darum, die Hersteller von Endgeräten zur Unterstützung zu bewegen. Zum anderen werde nun ein Standardisierungsverfahren eingeleitet, zu dem alle Mobilfunkbetreiber beitragen sollten.

Mehr Kapazität liefert mehr Datenraten für einzelne Nutzer

Derzeit erreichen die LTE-Netze der Telekom bis zu 150 MBit/s. Dabei handelt es sich jedoch, wie bei Mobilfunk üblich, um die gesamte Kapazität der Mobilfunkzelle für alle Nutzer. Je mehr Nutzer die Zelle nutzen, desto weniger Datenrate bekommt der einzelne Nutzer. Wird die Gesamtdatenrate wie im Test auf 580 MBit/s erhöht, bleibt in der Folge auch mehr Bandbreite für den einzelnen Nutzer übrig, was vor allem bei Großveranstaltungen relevant ist. Hier versenden in der Regel viele Nutzer Bilder per WhatsApp oder Facebook, so dass die Performance der Netze schnell einbricht.

Bei einer Fahrt durch die Straßen von Alzey ermöglichte das Alzeyer LTE-A-Netz noch Geschwindigkeiten von durchschnittlich 290 MBit/s. Mit vier Teilnehmern in einer Zelle des Alzeyer Netzes erreichte der LTE-A-Empfänger einen Download-Wert von 94 MBit/s. Die Geschwindigkeit bei der Datenübertragung in die Gegenrichtung (Upload) ist jeweils etwa halb so hoch.

"Was die Telekom da vorstellt, geht in Richtung fünfte Generation mobiler Bandbreite", sagte der Vorsitzende der Fachgruppe für das mobile Internet im Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW), Mark Wächter. Auf der am Montag in Barcelona beginnenden Fachmesse Mobile World Congress (MWC) ist 5G ein großes Thema. Das 2010 eingeführte LTE-Netz gilt als Mobilfunknetz der vierten Generation (4G). Auch beim Konkurrenten Vodafone drücken die Mobilfunktechniker mit Hilfe der Frequenzbündelung aufs Tempo: Hier ist zunächst für Geschäftskunden in mehreren Großstädten ein LTE-A-Angebot mit 225 MBit/s geplant.

Inzwischen haben alle vier deutschen Netzbetreiber LTE-Netze errichtet. Telekom, Vodafone und o2 bieten ihre Dienste schon seit geraumer Zeit an, E-Plus hat heute angekündigt, ab März LTE für alle Kunden freizugeben.