Zum Anfassen

Telekom: Service vor Ort

Fragen zum Telekom-Anschluss, zum Gerät, zur Technik oder die Bestel­lung oder Kündi­gung von Tarifen oder Diensten, direkt vor Ort, beispiels­weise auf dem Park­platz eines Einkaufs­marktes. Kann das funk­tio­nieren? Wir haben es uns ange­schaut.
Von

Fragen zur Rechnung? Neuanschluss, Kündigung, die Besucher hatten viele Fragen und bekamen passende Antworten, vor Ort. Fragen zur Rechnung? Neuanschluss, Kündigung, die Besucher hatten viele Fragen und bekamen passende Antworten, vor Ort.
Foto: Deutsche Telekom
Wenn ein Tele­fon­anschluss gestört ist, wenn ein neuer Anschluss gebraucht oder ein Umzug ansteht, braucht man Service. Typi­scher­weise über die Hotline oder viel­leicht auch in einem Laden des Anbie­ters, wenn es einen in der Nähe gibt. Für jüngere Menschen, die sich mit dem Thema auskennen oder auszu­kennen glauben, ist das kein Problem: Ab ins Internet, Seite aufge­rufen, bestellt, gebucht oder gekün­digt, das sollte alles kein Problem sein - theo­retisch zumin­dest.

Nicht alle wollen anonymen Service

Fragen zur Rechnung? Neuanschluss, Kündigung, die Besucher hatten viele Fragen und bekamen passende Antworten, vor Ort. Fragen zur Rechnung? Neuanschluss, Kündigung, die Besucher hatten viele Fragen und bekamen passende Antworten, vor Ort.
Foto: Deutsche Telekom
Bei der Telekom hat man aber fest­gestellt, dass diese Form von Service nicht bei allen Kunden ankommt. Also wurde das Service-Mobil entwi­ckelt. Das ist ein Zugfahr­zeug (z.B. ein Kleinbus) mit Anhänger. Der Anhänger entfaltet sich zu einem kleinen Bera­tungs­zen­trum mit Tischen und Stühlen und Über­dachung und aktuell ganz wichtig: Plexi­glas­scheiben zum Schutz vor umher­flie­genden Viren.

Damit ist die Deut­sche Telekom tief ins Land gefahren, um ihre Kunden vor Ort zu treffen. Im Vorfeld wurde das Unter­fangen vorbe­reitet. Die Marke­ting­spe­zia­listen schlugen vor, Gewinn­spiele zu veran­stalten, Vitrinen mit den aller­neu­esten Handys einzu­packen.

Bewusst keine Verkaufs­show

In persönlicher Atmosphäre lassen sich viele Fragen klären, zumal der Mitarbeiter auch vor Zugriff auf die Kundendaten hat. In persönlicher Atmosphäre lassen sich viele Fragen klären, zumal der Mitarbeiter auch vor Zugriff auf die Kundendaten hat.
Foto: Deutsche Telekom
Die Projekt­ver­ant­wort­lichen taten jedoch genau das alles nicht. "Wir hatten keine Givea­ways dabei, ganz bewusst nicht." Das Service-Team, d.h. die Mitar­beiter von Hotline und Kunden­ser­vice, die sonst in einem Call-Center sitzen und sich alltäg­lich um Kunden­anfragen kümmern: Anschlüsse bestellen, kündigen, schalten, umschalten, Tarife ändern und alle diese Dinge. Nur diesmal waren sie direkt vor Ort.

Zur Vorbe­rei­tung eines Außen­ter­mins wurden bewusst Orte abseits der Ballungs­zen­tren gewählt. Artikel in den örtli­chen Zeitungen oder Amts­blät­tern, Infor­mationen der Orts­gemeinden (Bürger­meis­teramt, Verwal­tung) im Vorfeld und den Aufbau des Service-Mobils auf dem Park­platz eines örtli­chen Einkaufs­marktes, wo sich die Menschen treffen oder ohnehin regel­mäßig hingehen: Kann das funk­tio­nieren?

Im September war das Service-Mobil am 11. und 12. September in Nieder­krüchten im Land­kreis Viersen (Nord­rhein-West­falen), im Oktober ging es ins Saar­land.

Auf ins Saar­land

teltarif.de hat sich an einem durch und durch verreg­neten Freitag ins tiefste Nordsaar­land aufge­macht, genauer nach Nohfelden, was 1974 aus 13 eigen­stän­digen Gemeinden gebildet wurde und zum Land­kreis St. Wendel gehört. Dort hatte die Telekom ihr Service-Mobil an zwei Tagen auf dem Park­platz des örtli­chen Edeka-Marktes aufge­baut.

Kommt da jemand? Aber klar.

Die Skepsis der Verant­wort­lichen, "ob da jemand kommt", wich schnell. "Zusam­men­fas­send lässt sich sagen, das zu 2/3 die ältere Bevöl­kerung das Angebot ange­nommen hat", erläu­terten Telekom-Spre­cherin Stefanie Halle und Projekt­mana­gerin Sonja Rometsch Ihre Idee. Teil­weise mussten die Inter­essenten wenige Minuten warten, bevor sie mit Masken und Abstand in das Service-Mobil hinein­gebeten wurden.

Verschie­dene Anliegen

Die Bedenken "da kommt doch niemand" wurden schnell zerstreut. Zeitweise mussten Interessenten warten, bevor ihnen geholfen werden konnte. Die Bedenken "da kommt doch niemand" wurden schnell zerstreut. Zeitweise mussten Interessenten warten, bevor ihnen geholfen werden konnte.
Foto: Deutsche Telekom
Die Anliegen der Kunden waren unter­schied­lich. Eine trau­ernde Witwe, deren Mann gerade gestorben war "der hat sich um all diese Sachen mit Telefon und so geküm­mert, ich weiß gar nicht, was ich da habe und um was ich mich kümmern muss". Das Service-Team hatte vor Ort natür­lich den Zugriff auf die Kunden­daten­bank "dabei", und so konnte der Kundin geholfen und ihr ein Über­blick gegeben werden, welche Anschlüsse (Fest­netz, Handy) es gibt und welche Dienste und Optionen gebucht sind, was gekün­digt werden kann und wann oder welcher Tarif "verklei­nert" oder geän­dert werden könnte.

Ein Häus­lebauer ergriff die Gele­gen­heit, gleich vor Ort den Erst­anschluss für Telefon und Internet für sein neues Haus auf einem frisch gekauften Grund­stück zu bestellen und die tech­nischen Details zu klären. Ein Mieter, gerade frisch in seine Wohnung einge­zogen war, bestellte einen neuen Tele­fon­anschluss: Hier lagen schon Leitungen, es musste nur noch geklärt werden, wo genau und ob ein Tech­niker vor Ort nach­schauen sollte. Manche Kunden brachten ihren Router oder andere Geräte mit, um sich Funk­tionen oder Möglich­keiten erklären zu lassen oder defekte Geräte umzu­tau­schen.

Service vor Ort kommt an

Wo liegt die Leitung zu meinem Haus? Muss ein Techniker kommen? Gibt es Mobilfunkversorgung? Viele Fragen, viele Antworten. Wo liegt die Leitung zu meinem Haus? Muss ein Techniker kommen? Gibt es Mobilfunkversorgung? Viele Fragen, viele Antworten.
Foto: Deutsche Telekom
Die Kunden wissen diese Art des Service zu schätzen. Im Falle von Nohfelden waren die Service-Mitar­beiter aus dem nächsten Telekom-Service-Zentrum in Trier vor Ort, also Mitar­beiter, die diese Kunden sonst am Telefon betreut hätten. Die Telekom-Mitar­beiter schätzen diese Art des Außen­ein­satzes, "weil es ein ganz anderes Gefühl gibt, wenn man dem Kunden persön­lich gegen­über sitzt."

Auch Telekom-intern stoßen diese Aktionen auf große Inter­esse, weswegen sich auch "Telekom-Botschafter" die "ihr" Unter­nehmen beispiels­weise auf Social Media reprä­sen­tieren, dieses Projekt vor Ort besuchten und sich austauschten.

Nun ist Deutsch­land ein großer Flächen­staat, und es wird nicht einfach sein, ganz Deutsch­land mit dieser Art von "Service" vor Ort zu versorgen. Hinzu kommt: Wenn ein Ort besucht wurde, stellt sich die Frage, wann das Service-Mobil "wieder kommen" wird?

Projekt mit Zukunft

Dennoch sollte dieses Projekt wo immer auch möglichst tief in die Fläche ausge­baut werden, wo es keine festen Shops mehr vor Ort gibt. Die Bevöl­kerung wird immer älter. Viel mehr Menschen als man denkt legen Wert auf eine persön­liche Bera­tung und Betreuung, wo immer das möglich ist. Und bei den Service-Terminen vor Ort ging es nicht weniger um den Kauf oder die Konfi­gura­tion des aller­neu­esten Smart­phones, sondern eher um grund­sätz­liche Dinge in Sachen Telefon und Internet.

Wie so etwas auf dem Land funk­tio­niert, zeigen Banken und Spar­kassen, die ihre Kunden mit einem mobilen Bank-Schalter nach einem festen Fahr­plan besu­chen. Genauso könnte das Service-Mobil der Telekom regel­mäßig in der Fläche vorbei­schauen.

Ziel­gruppe Preis - Ziel­gruppe Service

Ganz klar: Eine große Ziel­gruppe wird sich weiter selbst infor­mieren und am Ende über­wie­gend den Preis spre­chen lassen. Aber es gibt eine wach­sende Ziel­gruppe, die möchte besseren Service und ist auch bereit, dafür einen höheren Preis zu bezahlen, wenn das Produkt und der Service am Ende stimmen.

Die Kollegen von o2 haben derweilen heraus­gefunden, dass sich die Mehr­heit der Deut­schen nicht für Technik inter­essiert.

Mehr zum Thema Verbraucher