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Internet zu Hause mit DSL oder UMTS

Für wen UMTS als Alternative zu DSL sinnvoll ist
Von Steffen Herget

Unterschiede zwischen DSL und UMTS gibt es auch in der Vertragsgestaltung der Anwender. Die Verträge bei den DSL-Anbietern haben oft eine Mindestvertragslaufzeit von 24 Monaten. Solche Laufzeiten gibt es ebenfalls für UMTS-Flatrates, darüber hinaus sind aber auch Angebote mit einer Mindestlaufzeit von nur einem Monat zu haben, vor allem auf Prepaid-Basis. Mit kurzen Laufzeiten kann der UMTS-Nutzer flexibel reagieren, beispielsweise wenn ein Umzug ansteht. Sollte UMTS an der neuen Adresse nur über ein anderes Netz verfügbar sein, kann schnell der Anbieter gewechselt werden, ohne doppelt zahlen oder lange auf das Ende eines Vertrages warten zu müssen. Allerdings handelt es sich bei den DSL-Flatrates im Gegensatz zu den meisten UMTS-Angeboten um "echte" Flatrates, bei denen sowohl zeitlich als auch das Datenvolumen betreffend keine Beschränkungen gelten. Bei den Angeboten für UMTS-Flatrates gibt es hier meist eine wichtigen Einschränkung: Ab einer gewissen Grenze an Datenvolumen pro Monat - meist 5 GB - wird die Geschwindigkeit drastisch gedrosselt, im Normalfall auf GPRS-Niveau. Für Anwendungen mit gewissen Anforderungen an die Bandbreite ist dann der mobile Anschluss kaum noch nutzbar. Außerdem gestatten viele Anbieter keine Nutzung von Instant Messaging oder VoIP-Telefonie, was eine deutliche Einschränkung für viele Nutzer darstellt.

Ein Vorteil von UMTS: Zeiträume von mehreren Wochen bis zur Schaltung des Anschlusses wie oft bei DSL gibt es nicht, nach Aktivierung der SIM kann der Anschluss direkt genutzt werden. Einige DSL-Anbieter haben sich diesen Vorteil jedoch mittlerweile auch zu Nutze gemacht und bieten Kombinationen beider Technologien an. Vodafone etwa hat einen DSL-Router im Angebot, der auch Verbindungen über UMTS herstellen kann, solange der DSL-Anschluss noch nicht geschaltet ist. So kann auch der DSL-Kunde sofort das Internet nutzen - allerdings mit langer Vertragsbindung über 24 Monate. Auch die Terminfindung mit einem Techniker zu Schaltung der Leitung, oft ein ärgerliches Hin und Her für den Kunden, fällt naturgemäß bei UMTS weg. Gerade wenn nur zeitlich begrenzt eine feste Adresse zur Verfügung steht - zum Beispiel ein Zimmer im Studentenwohnheim für ein Semester oder ein Hotelzimmer für einige Wochen während eines Projekts - kann UMTS hier seine Vorteile ausspielen. Neben den Schaltzeiten spart sich der UMTS-Kunde darüber hinaus viel Stress und eine Unterbrechung der Verbindung bei einem Umzug, auch der eventuell nötige Kauf neuer Hardware bei einem Anbieterwechsel ist nicht nötig - sofern das Endgerät keinen SIM-Lock aufweist.

Wenn die Nachteile von UMTS nicht stören, kann es eine Alternative sein

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Es ergeben sich also durchaus Szenarien, in denen Internet via UMTS und HSPA eine Alternative darstellen kann. Beim normalen Surfen, E-Mails-Schreiben und gelegentlichen Downloads weist der UMTS-Anschluss bei gutem Signal kaum Nachteile gegenüber DSL auf. Vor allem die Flexibilität durch kurze Vertragslaufzeiten und kein langes Warten auf den Schalttermin spricht bei Menschen, die oft den Wohnort wechseln oder unterwegs sind, für eine Überlegung in diese Richtung. Hält sich der Nutzer - beispielsweise Studenten, Praktikanten, aber auch Zeitarbeiter oder Projektmitarbeiter - nur einige Monate an einem Ort auf, ist UMTS äußerst unkompliziert. Auch preislich sind UMTS-Flatrates mittlerweile erschwinglich geworden. Beim Surfen in den eigenen vier Wänden braucht der UMTS-Nutzer auch keine Angst zu haben, dass ein Unbefugter den eigenen Zugang etwa über WLAN mit nutzt, für UMTS braucht man schließlich die SIM-Karte.

Einige Nachteile und Einschränkungen der Internetnutzung über Mobilfunk gibt es allerdings. Die real verfügbare Bandbreite ist meist niedriger und weniger konstant als an einem DSL-Anschluss. Durch die längeren Latenzzeiten kann sich dieser Eindruck noch verstärken, wenn etwa Webseiten langsamer aufgebaut werden oder eine gewisse Zeit bis zum Start eines Downloads verstreicht. Für passionierte Online-Spieler dürfte daher UMTS als DSL-Ersatz in jedem Fall ausscheiden. Auch die fehlende Unterstützung für Instant Messaging und VoIP-Diensten sind für viele Nutzer nur schwer zu verschmerzen. Wer regelmäßig einen hohen Datenverbauch hat, etwa durch intensiven Gebrauch von YouTube, anderen Streams, Musikdownloads oder ähnlichem, wird mit der Geschwindigkeitsbegrenzung ab einer gewissen Datenmenge nicht glücklich werden. Da die Datenübertragung per Mobilfunk für die Betreiber deutlich teurer ist als über das DSL-Leitungsnetz, werden solche Beschränkungen wohl auch noch einige Zeit erhalten bleiben.

Wie so oft muss daher im Einzelfall abgewogen werden, für wen und für welches Nutzungsverhalten die Vorteile von UMTS die Nachteile ausgleichen können. Der Normalfall wird wohl auch weiterhin der leitungsgebundene Internetanschluss per DSL oder TV-Kabel in den heimischen vier Wänden bleiben.

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