Luftig

Vodafone und h-aero zeigen "fliegenden 5G-Computer"

Eine Messe, ein Rock­kon­zert oder ein Groß­ereignis: Hier wird kurz­fristig eine gute Mobil­funk­ver­sor­gung gebraucht. Ein über 5G steu­erbarer Ballon könnte hier helfen, solange Energie und Netz ausrei­chen.
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In Hamburg fand die Digital-Marke­ting-Messe OMR statt. Einer der Spon­soren und Aussteller war Voda­fone. Man nutzte die Gele­gen­heit, um 40 "digi­tale Inno­vationen" zu zeigen. Eine Idee schwebte frei über dem Messe-Getümmel wie ein roter Ballon. Voda­fone nennt ihn den "flie­genden 5G-Computer".

Hybrid-Technik aus Baden-Baden

Was sich etwas "weird" anhört, ist ein Produkt des Unter­neh­mens Hybrid Airplane Tech­nolo­gies in Baden-Baden, der Marken­name lautet h-aero. Es soll als flie­gender Nutz­las­ten­träger die Eigen­schaften von Ballon, Flug­zeug und Hubschrauber in einem bringen. Das Hybrid-Luft­schiff arbeitet mit „Leichter als Luft“-Tech­nologie und wurde nahe­lie­gend erst­mals mit 5G vernetzt.

Damit darf es das, was für eine "normale" Drohne (oder ein motor­gesteu­ertes Flug­objekt) in Deutsch­land nicht erlaubt ist: In Innen­räumen über Menschen fliegen. Möglich macht das ein "RPAS-SORA"-Sicher­heits­gut­achten (Remo­tely Operated Aircraft System + Specific Opera­tions Risk Analysis). Es muss ja alles seine Ordnung haben.

Erster flie­gender 5G-Computer gestartet

Nicht der rote Baron, sondern der rote Ballon soll über 5G gesteuert werden Nicht der rote Baron, sondern der rote Ballon soll über 5G gesteuert werden
Foto: Vodafone
„Der h-aero funk­tio­niert ähnlich wie der AltAIR von Airbus, ist aber bei glei­cher Leis­tungs­fähig­keit um ein Viel­faches kleiner und güns­tiger", erklärt der Gründer der Hybrid-Airplane-Tech­nolo­gies, Csaba Singer.

Dank drei­facher Redun­danz seien die getra­genen Lasten absolut absturz­sicher. Genau wie das Hybrid-Flug­zeug selbst, das selbst im Fall der Fälle wie ein Fall­schirm sanft zu Boden gleiten würde.

Von Echt­zeit-Broad­cas­ting bis Verkehrs­über­wachung

Die aktu­ellen Modelle messen zwischen 200 mal 80 cm und 300 mal 160 cm und können Lasten von bis zu drei Kilo­gramm tragen. „Mit unserer 5G-Tech­nologie und der neuar­tigen Flug-Lösung unseres Part­ners h-aero sind viel­fäl­tige Anwen­dungs­gebiete denkbar", schwärmt Alex­ander Saul, Geschäfts­führer Voda­fone Geschäfts­kunden.

Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt: Von hoch­auf­lösenden (Thermal-)Kameras, Mikro­fonen, Radaren, Sensoren oder sogar kleinen, trag­baren Mobil­funk-Netzen. „So könnten mit dem hybriden 5G-Airship inner­halb kürzester Zeit mobile Hotspots in der Luft schweben, wenn die Netz-Infra­struktur nach Über­schwem­mungen oder Erdbeben zerstört wurde“, über­legt sich Saul.

Aber auch Echt­zeit-Broad­cas­ting von Konzerten oder Sport-Events, Inspek­tionen von schwer erreich­baren Gegenden, wie Tunneln oder Wind­ener­gie­anlagen oder die Über­wachung von Denk­mälern und Natur­schutz­gebieten wären mit dem schwe­benden 5G-Computer möglich. Hoch­auf­lösende Live­bilder aus der Luft sollen auch für die Verkehrs­über­wachung in Echt­zeit genutzt werden.

Zukünftig unend­liche Flug­dauer möglich?

Die Vernet­zung mit einem 5G-SA-Netz (beispiels­weise dem hier und da schon verfüg­baren 5G+-Angebot von Voda­fone) soll dem h-aero bereits heute voll­ständig auto­nome Flüge erlauben, außer­halb der Sicht­weite des Piloten. Kurze Reak­tions­zeiten mit 5G-SA können das schon heute möglich machen, sofern am Einsatzort eine ausrei­chende Mobil­funk­ver­sor­gung gegeben ist.

Flug­bereit, inklu­sive Aufbau, soll das ultra­leichte Steck­system inner­halb von 30 Minuten sein. Je nach Nutz­last und Verbrauch soll h-aero bis zu fünf Stunden über Menschen, Gebäude, Verkehr, Felder und Wiesen bleiben können, bevor es zur Batte­rie­ladung eigen­ständig zur Landung herun­ter­sinkt. Zukünftig könnte durch inte­grierte Solar­zellen auch ein 24/7-Betrieb möglich sein, sofern das Sonnen­licht mehr Energie liefert, als gebraucht wird.

Eine Einschät­zung (von Henning Gajek)

Flie­gende Basis­sta­tionen, die schlecht erreich­bare oder entle­gene Gebiete versorgen können, wurden schon von verschie­denen Unter­nehmen mit Rang und Namen welt­weit auspro­biert - sei es Google, Face­book (Meta) oder die Telekom.

Es hing am Ende immer an der Steu­erbar­keit der Platt­formen, speziell bei ungüns­tigen Umwelt­bedin­gungen (z.B. extreme Wetter­lagen) und an der notwen­digen Energie, um das Objekt in der Luft zu halten und die Sende­anlagen zu versorgen.

Für kurz­fris­tige Aktionen, wie bei Groß­ereig­nissen (sei es eine Messe, ein Rock­kon­zert, eine Groß-Demo oder auch ein Scha­dens­ereignis) ist das sicher eine gute Idee. Nur: Um das Flug­gerät mit 5G zu versorgen, muss es genau da, wo es gebraucht wird, auch ein stabiles 5G-Netz geben. Sonst muss der Zukunfts­flieger am Boden bleiben, bis der Netz­ausbau endlich auch in entle­gene Regionen vorge­stoßen ist.

In einer weiteren News geht es um: Hessi­sche Kran­ken­häuser sollen mit 5G schneller Gesund­heits­daten austau­schen können.

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