WhatsApp, Signal & Co.: Messenger-Haken verrät Standort
Viele Messenger haben im wahrsten Wortsinn einen Haken, jene Zustellbestätigung kann sogar den Standort verraten. Ein Forscherteam der TU Dortmund fand diese Unannehmlichkeit innerhalb einer Untersuchung heraus. Wie die meisten Anwender bereits wissen dürften, visualisiert ein Häkchen in WhatsApp, Signal und Co., dass die Mitteilung versendet wurde, das zweite Häkchen bescheinigt schließlich ihre Ankunft beim Empfänger.
Die Forschungsgruppe rund um Dr. Theodor Schnitzler wurde skeptisch, als sie bei einem Auslandsaufenthalt bemerkte, dass die Zeit bis zum zweiten Häkchen im Vergleich zu Konversationen in Deutschland variiert.
Der verräterische zweite Messenger-Haken
Der zweite Haken gibt mehr preis als er sollte
Bild: Andre Reinhardt
Die Technische Universität Dortmund berichtet über eine aufschlussreiche Erkenntnis rund um Smartphone-Messenger. Dr. Theodor Schnitzler betreibt Datenschutzforschungen an der Universität. Bei einem Aufenthalt in Abu Dhabi fiel dem Wissenschaftler und seinen Kollegen auf, dass es länger als gewohnt dauerte, bis eine nach Deutschland verschickte Nachricht als empfangen bestätigt wurde. Uns – und sicher auch manchen Lesern – ist die abweichende Dauer der Zustellbestätigung ebenfalls schon aufgefallen. Wie akkurat diese Variable den Standort des Empfängers verrät, erschreckt.
Dr. Schnitzler und sein Team schlossen ein Smartphone mit einer speziellen Software an ein Notebook an. Das Programm übermittelte alle zehn Sekunden eine Mitteilung an Handys in Deutschland, den Niederlanden, Griechenland und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Mit einer Genauigkeit von 74 Prozent (WhatsApp und Signal) sowie 84 Prozent (Threema) ließ sich anhand der Zeitspanne das Empfängerland bestimmen.
Innerhalb eines bestimmten Landes kann sogar der ungefähre Aufenthaltsort ermittelt werden. Die Gruppe verschickte Mitteilungen an Smartphones in verschiedenen Städten im Ruhrgebiet. Sie konnten den Standort bis zu 90 Prozent genau herausfinden.
Für Stalker ein verlockendes Hilfsmittel
Ein umfangreiches Papier zur Thematik werden die Wissenschaftler im Frühjahr 2023 auf einem Symposium vorstellen. Die TU Dortmund warnt, dass sich die Sicherheitslücke beispielsweise von Stalkern ausnutzen ließe. Schnitzler erklärt: „Man kann mit der Zeitmessung keine Entfernungen bestimmen. Wenn man aber bereits die üblichen Standorte des Smartphones kennt – zum Beispiel, weil man weiß, wo eine Person wohnt, arbeitet oder ins Fitnessstudio geht – kann man die charakteristische Dauer der Zustellbestätigung per Software messen und später mit dem Senden einer Nachricht an die Person herausfinden, ob sie sich gerade an einem dieser Orte befindet.“
Eine willkürliche Verzögerung der Zustellbestätigung könnte die Lage entschärfen. Threema hat bereits angekündigt, sich den Sachverhalt genauer ansehen zu wollen. Neben dem ungefähren Standort hat das Team bei seinem Experiment übrigens auch sehr zuverlässig erörtern können, ob das Gerät des Empfängers in einem WLAN-Netzwerk oder im Mobilfunk agiert.
Bei einem Messenger gibt es einen großen Fortschritt in puncto Multi-Device. WhatsApp lässt sich mit zwei Handys nutzen.