USA dominieren europäischen Medienmarkt
Wenn Zuschauer in Deutschland und Italien den Fernseher einschalten, sind Inhalte von ZDF und RAI offenbar nicht die erste Wahl. Das zumindest legen Zahlen der Europäischen Audiovisuellen Informationsstelle nahe. Zwar wuchsen die Top 20 der analysierten Sendergruppen bei Umsätzen überdurchschnittlich, ZDF und RAI schafften es aber nur auf den 18 bzw. 15 von 20 Plätzen. Auch die französische France Télévisions landete mit Platz 11 nur im Mittelfeld. Aufs Siegertreppchen stiegen hingegen die beiden US-Konzerne Comcast und Netflix. Immerhin: In Deutschland rückt zumindest die ARD zu den amerikanischen Branchenriesen auf.
US-Konzerne kontrollieren ein Drittel des Marktes
Comcast gehört zu den umsatzstarken Medienkonzernen in Europa
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Ende 2021 kontrollierten US-Medienkonzerne unter den Top 100 ein Drittel des europäischen Marktes, vor allem bedingt durch eine starke Entwicklung bei SVoD-Diensten von Sky, Paramount+ sowie Disney+. Dieser Entwicklung haben europäische Medienunternehmen bislang wenig entgegenzusetzen, auch wenn Mediengruppen wie RTL oder ProSiebenSat.1 ebenfalls zunehmend auf SVoD oder ad supported Video On Demand-Modelle setzen.
Mit 17 respektive 7,5 Milliarden Euro zählen Comcast und Netflix zu den Gewinnern im europäischen Mediensektor. Der US-Konzern ist in Deutschland vor allem über seine Pay-TV-Tochter Sky vertreten und setzt auch auf lineares Fernsehen, wohingegen Netflix als reiner SVoD-Dienst um Zuschauer wirbt. Die Zahlen machen weiterhin deutlich, dass lineares Fernsehen einem weiteren Bedeutungsverlust unterliegt.
Teufelskreis Budget
Ein niedrigerer Umsatz ist für europäische Medienkonzerne in mehrfacher Hinsicht problematisch. Während US-Konzerne weiter wachsen, steht europäischen Anbietern gleichermaßen weniger Geld für Investitionen in Eigenproduktionen zur Verfügung. Das wiederum führt dazu, dass die Unternehmen gegenüber der starken globalen Konkurrenz auch auf den Heimatmärkten weiter zurückfallen. Zudem ist das Geschäft zu klein, um auf globaler Ebene mit den US-Riesen Disney, Netflix & Co. zu konkurrieren, die ihre Umsätze auch außerhalb Europas weiter ausbauen können. Auf ganz verlorenem Posten steht Europa allerdings im globalen Produktionsgeschäft nicht. Ein Beispiel hierfür ist die Produktionsfirma Studio Canal des Vivendi-Konzerns Canal+.
Weiteres Wachstum sicher
Ausgehend von den bisherigen Zahlen dürften US-Medienkonzerne ihre Position in Europa in den kommenden Jahren noch weiter ausbauen. So ist beispielsweise Warner Bros. Discovery mit seiner kombinierten Plattform noch gar nicht in Europa vertreten. Sollten künftig noch große Fusionen zwischen Netflix, Comcast, Paramount und Warner anstehen, wird sich der Abstand zu europäischen Playern vermutlich noch weiter vergrößern.