Stromverbrauch

Vodafone: 5G braucht deutlich weniger Strom

Ein neues Gespenst geht um: 5G braucht viel mehr Strom als alte Mobil­funk­stan­dards. "Nein", sagt Gerhard Mack, Tech­nischer Vorstand (CTO) von Voda­fone, und rechnet vor.
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Die neuen 5G-Netze sind schneller und bieten viel mehr Möglich­keiten. Um die höchsten Geschwin­digkeiten zu erzielen, braucht man mehr Server in der Nähe der Sende­stationen. Bedeuten mehr Server auch mehr Strom­verbrauch?

"Nein", sagt Gerhard Mack, Tech­nischer Vorstand (CTO) von Voda­fone Deutsch­land. "Im Gegen­teil", betont er: "5G spart Strom. Und zwar gewaltig."

Die neuste Mobil­funk-Genera­tion 5G über­trage die gleiche Daten­menge mit fast 80 Prozent weniger Energie als sein Vorgänger 4G. Und sogar mit 98 Prozent weniger als das alte 3G. "Damit spart der Wechsel auf 5G im Verhältnis mehr Energie als die Umstel­lung von der Glüh­birne zur Ener­giespar­lampe. Denn die kommt auf maximal 80 Prozent Energie-Ersparnis."

Fakt oder Vorur­teil: Was ist dran am Mythos ‚Strom­fresser 5G‘?

Der Vodafone Technik Vorstand Gerhard Mack rechnet vor, dass 5G weniger Strom als 4G braucht Der Vodafone Technik Vorstand Gerhard Mack rechnet vor, dass 5G weniger Strom als 4G braucht
Foto: Vodafone
Mit dem Start der neuen Mobil­funk-Genera­tion wächst die Sorge vor explo­dierendem Strom­bedarf. Erste Stimmen rechnen vor, 5G brauche drei Mal mehr Energie als LTE.

Mack rechnet vor: "Unser Daten­hunger wächst. Das Smart­phone ist ein fester Bestand­teil im Alltag. Smart­watches und Fitnes­stra­cker werden immer beliebter. Filme und Serien werden auch unter­wegs mit dem Smart­phone geschaut, pardon gestreamt."

2018: 13 mal mehr Daten­verbrauch als 2012

"Fast 2 Milli­arden Giga­byte Daten rauschten 2018 durch die deut­schen Mobil­funk­netze", weiß die Bundes­netz­agentur. Das sind 13 mal mehr Daten als noch 2012. Solche Zahlen begeis­tern Mack als Technik-Chef von Voda­fone, aber vor allem auch als Technik-Fan. "Allein durch unser Mobil­funk­netz rauschen heute täglich 2,6 Millionen Giga­byte Daten."

Und das ist erst der Anfang: Der Ericsson Mobi­lity Report prognos­tiziert, dass sich das Daten­volumen welt­weit von 2018 bis 2024 verfünf­facht. In Deutsch­land würden die Mobil­funk­netze dann mehr 10 Milli­arden Giga­byte Daten im Jahr über­tragen. Mack gibt ein neues Ziel aus: "Unseren Daten­hunger stillen ohne dafür mehr Strom zu verbrau­chen.”

Mobil­funk braucht weniger Energie als die Elek­troautos

Zur Einord­nung nennt Mack ein paar Zahlen: "Unser Netz braucht weniger Strom, als ein Prozent aller Haus­halte in Deutsch­land zusammen verbrau­chen. Mit der Energie, mit der wir 99,7 Prozent der Bevöl­kerung ein Jahr lang mit Mobil­funk versorgen, könnten im selben Zeit­raum nicht mal 0,01 Prozent der Bevöl­kerung ein Elek­troauto nutzen."

Und rechnet weiter vor: "Der Löwen­anteil der Energie, die wir für den Betrieb eines Mobil­funk­netzes brau­chen, kommt direkt an den Mobil­funk-Stationen zum Einsatz. Davon betreiben wir in Deutsch­land fast 25 000. Gerade einmal etwas mehr als 10 Prozent von der Energie, die unser Netz benö­tigt, brau­chen unsere Rechen­zentren, die die Daten spei­chern und verar­beiten. Deshalb ist es beson­ders wichtig direkt bei der Über­tragungs­technik – also an den Mobil­funk-Stationen – intel­ligente Wege einzu­schlagen, um den immer größeren Daten­massen, die wir alle jeden Tag fürs Streamen, Netz­werken und Durch­stöbern von sozialen Netz­werken erzeugen, so strom­sparend wie möglich gerecht zu werden. Die einzig logi­sche Konse­quenz: 5G."

Das Beispiel mit dem Bus

Studien sagen, 5G braucht drei Mal mehr Strom als LTE. Tatsäch­lich ist der Strom­verbrauch einer 5G-Station höher als der einer LTE-Station. Aber: Eine 5G-Station trans­portiert dafür auch deut­lich größere Daten­mengen als eine LTE-Station.

Haben Sie zuletzt auch über­legt öfter mal auf den Bus oder andere öffent­liche Verkehrs­mittel umzu­steigen, um unsere Umwelt zu schonen? Vermut­lich geht es vielen so. Dabei verbraucht ein Bus zwei­fels­frei mehr Treib­stoff als das eigene Auto. Klar ist aber auch: Wenn sich zahl­reiche weitere Menschen eben­falls entscheiden, statt mit dem Auto mit dem Bus zu fahren, redu­ziert das den Treib­stoff­verbrauch in der Summe enorm – und schont die Umwelt.

Ganz ähnlich funk­tioniert es im Mobil­funk. 5G ist der Bus, der zwar mehr Energie braucht als das einzelne LTE-Auto. Der 5G-Bus trans­portiert aber viel mehr Daten. Kurzum: Um in Zukunft die gleiche Daten­menge zu trans­portieren, wie es eine 5G-Station kann, bräuchte es mehrere LTE-Stationen. Die dann wieder für die gleiche Daten­menge in Summe mehr Strom bräuchten, als eine 5G-Station.

In Zahlen lässt sich das ziem­lich einfach herunter brechen: 5G braucht für die Über­tragung von einem Giga­byte Daten – damit können wir rund eine Stunde lang unsere Lieb­lings­serie bei Netflix streamen – etwa eine Watt­stunde Energie (Wh). LTE braucht dafür ca. 3,5 Watt­stunden Energie und 3G sogar 40 Watt­stunden Energie. Eine herkömm­liche Glüh­birne (60 Watt) leuchtet mit einer Watt­stunde Energie übri­gens etwa zwei Minuten.

Ein Fazit (von Henning Gajek)

Der Busver­gleich trifft es wohl auf den Punkt: Um den stei­genden Daten­konsum in den Griff zu bekommen, brau­chen wir 5G, weil 4G oder gar 3G noch viel (viel...) mehr Energie benö­tigen würden.

Ob weiter Filme zu jedem einzelnen Kunden einzeln gestreamt werden oder künftig wieder verstärkt "Broad­cast"-Tech­nolo­gien zum Einsatz kommen können, ist eine wich­tige Frage. Es ist doch absurd, dass 500 Leute, die im Stadion die gleiche Bundes­liga­konfe­renz schauen wollen, 500 mal die gleiche Infor­mation ausge­spielt bekommen, vom Start­server bis zum Handy des Kunden. Bei "Broad­cast" würde dieses Spiel ein einziges einmal ausge­sendet und alle Inter­essenten gucken mit.

Viel­leicht kann ja der disku­tierte "5G-Rund­funk" diese Aufgabe über­nehmen.

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