Zukunft

Glasfasernetze Voraussetzung für neue und schnelle Mobilfunknetze

Politik, Netzwerkausrüster und Mobilfunker haben in Berlin über die kommenden 5G-Netze diskutiert. Beim VATM Telekompass ging es dabei vor allem um die Glasfaser-Anbindung und die Frequenzen.
Aus Berlin berichtet Thorsten Neuhetzki

Hartmut Kremling (Vodafone, Mitte) diskutierte mit Stefan Koetz von Ericsson (rechts) und Dr. Jan Krancke (Telekom) Hartmut Kremling (Vodafone, Mitte) diskutierte mit Stefan Koetz von Ericsson (rechts) und Dr. Jan Krancke (Telekom)
Foto: Frank Ossenbrink
Milliarden Sensoren, Millionen Nutzer und Gigabit-Durchsatz - das sind die Möglichkeiten der nächsten, gerade in der Entwicklung befindlichen 5G-Infrastruktur. Doch wie sieht der Weg dorthin aus, welche Voraussetzungen müssen geschaffen werden und wo liegen die Schwierigkeiten? Darüber diskutierten beim VATM Telekompass in Berlin in dieser Woche Vertreter der drei Mobilfunkunternehmen, Hardware-Ausrüster und Vertreter der Politik. Dabei wurde eines deutlich: 5G sehen alle als notwendig und sinnvoll an, doch beim Weg dorthin überwiegen die eigenen politischen oder unternehmerischen Gedanken.

So forderte beispielsweise Valentina Daiber, Director Corporate Affairs bei Telefónica Germany, das Bundesverkehrsministerium dazu auf, auch die Anbindung von Mobilfunkbasisstationen mit Glasfaser in das aktuell laufende Förderprogramm einzubeziehen. So sei denkbar, dass ein Ausbauprogramm für Glasfaserinfrastruktur dann weitere Scoring-Punkte bekommt, wenn es dazu dient, Mobilfunkinfrastruktur mit anzubinden. Generell stehe man dem in Zukunft offen gegenüber, bisher habe man jedoch keinen Weg finden können, um solche Anbindungen sinnvoll und fair zu fördern, sagte Frank Krüger, Unterabteilungsleiter Digitale Gesellschaft des Bundesverkehrsministeriums. Auch Dr. Jan Krancke, Vice President Regulatory Strategy & Economics bei der Deutsche Telekom, zeigte sich hier skeptisch. Allerdings ist die Telekom hier auch in einer komfortablen Situation - sie hat die meisten ihrer LTE-Sender bereits heute mit Glasfasernetzen angebunden und ist so auch schon gut für die kommende Mobilfunkgeneration gerüstet.

Anbindung der Sendemasten elementar wichtig

Hartmut Kremling (Vodafone, Mitte) diskutierte mit Stefan Koetz von Ericsson (rechts) und Dr. Jan Krancke (Telekom) Hartmut Kremling (Vodafone, Mitte) diskutierte mit Stefan Koetz von Ericsson (rechts) und Dr. Jan Krancke (Telekom)
Foto: Frank Ossenbrink
Wenn es um die Anbindung der 5G-Sender geht, stehen die Mobilfunkanbieter vor Herausforderungen in Stadt und Land. "In Städten werden die 5G-Netze deutlich mehr Zellen benötigen, als das heute der Fall ist", prognostiziert Stefan Koetz, Vorsitzender der Geschäftsführung von Ericsson Deutschland. Mit sehr hohen Frequenzbereichen könnten entsprechend hohe Kapazitäten bereitgestellt werden, die innerhalb von Gebäuden aber auch bei Hotspot-Lösungen wie Fanmeilen oder Stadien angewendet werden, ergänzte der frühere Vodafone-CTO Hartmut Kremling ihn.

Diese Small-Cells alle hundert Meter müssten aber auch über die entsprechenden Anbindungen verfügen. Das sei nur mit Glasfasernetzen machbar. "Die Investition in Glasfasernetze muss sich lohnen", so Kremling, nicht ohne auf die gerade gefallene Entscheidung zu VDSL Vectoring zu Gunsten der Telekom anzuspielen. Auch in ländlichen Regionen benötigen die Anbieter die Glasfasernetze - hier sind die Sendemasten jedoch oftmals abseits der bestehenden Strecken.

Richtige Kombination der Frequenzen

Ein wichtiges Thema für 5G ist offenbar auch die Frage der zu verwendenden Frequenzen. Hier gibt es auch für die "normale" Mobilfunkversorgung offenbar die Tendenz, Frequenzen im Millimeterbereich zu verwenden. Genannt würden hier 30 bis 60 GHz. Diese seien zwar gänzlich ungeeignet, eine Flächenversorgung zu realisieren. Wenn man aber an Fußballstadien denkt, könnte man die Antennen sehr nah an die Nutzer heranführen und die Frequenzen so auf einer extrem kurzen Distanz nutzen, um die Kunden mit hohen Up- und Downstreams auszustatten.

Genau so wichtig sei aber, dass die Flächendeckung mit 5G möglichst schnell erfolge. Denn erst dann könnten Projekte wie das viel diskutiert autonome Fahren Erfolg haben. Hier würden sicherlich Frequenzen unterhalb der heute verwendeten 800-MHz-Frequenzen zum Einsatz kommen, prognostizierte Kremling. Telekom-Mann Krancke betonte, es sei wichtig, dass sich Deutschland und Europa in den kommenden Jahren einig werden, welche Frequenzen man für 5G wirklich einsetzen wolle. Eine internationale Standardisierung der Frequenzen sei für den Erfolg von 5G wichtig. Die Frequenz-Harmonisierung erfolge über die World Radio Conference, die nur alle vier Jahre stattfindet - das nächste Mal 2019.

Denkbar wäre hier, dass einerseits die im vergangenen Jahr zugeteilten aber auf absehbare Zeit noch nicht für LTE verwendeten Frequenzen um 700 MHz zum Einsatz kommen, um Kapazität in die Fläche zu bringen. Möglicherweise könnte man aber auch Frequenzen um 450 MHz nutzen, die aus dem alten C-Netz-Bereich stammen und teilweise brachliegen. Hier käme weniger die Kapazität zum Tragen als vielmehr eine Abdeckung etwa für Sensoren. Extremst niedrige Pingzeiten ließen sich aufgrund der dann vermutlich großen Entfernungen zwischen Anwender und Sender nicht realisieren. Vom VDE gab es vor genau einem Jahr schon Überlegungen, auf den Frequenzen um 450 MHz ein LTE-Netz für Smart-Grid-Steuerungsaufgaben aufzubauen.

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