Nach häufiger Waren-Rückgabe: Amazon sperrt Konten der Nutzer
Amazon sperrt Kunden-Konten
Bild © O.M. - Fotolia.com, teltarif.de
Aktuell häufen sich Meldungen im Netz, nach denen Amazon vereinzelt
Konten seiner Nutzer sperrt. Betroffen sollen vor allem diejenigen Kunden des
Online-Shops sein, die in der Vergangenheit
übermäßig häufig Bestellungen storniert bzw. Waren haben zurückgehen lassen. Eine Vorwarnung
erhalten die Betroffenen nicht. Amazon informiert diese lediglich via E-Mail oder Briefpost,
dass eine Sperrung des Kunden-Kontos aufgrund einer "wiederholten Überschreitung der
haushaltsüblichen Anzahl an Retouren" veranlasst worden ist.
Amazon sperrt Kunden-Konten
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Amazon ist als Online-Shop auch aufgrund seiner kulanten Rücksendepolitik bekannt. Neben
dem gesetzlichen Widerrufsrecht von 14 Tagen räumt der Anbieter freiwillig ein weitergehendes
Rückgaberecht ein, nach dem Waren innerhalb von 30 Tagen zurückgesendet werden können.
Zudem erlaubt Amazon als einziger deutscher Händler eine Rückgabemöglichkeit für E-Books.
Bestellungen von elektronischen Büchern für Amazons Kindle können bis zu sieben Tage nach dem
Kauf storniert werden.
Die Konto-Sperrung und ihre Auswirkungen
Vielleicht haben sich einige Nutzer in der Vergangenheit zu häufig der Rückgabemöglichkeit von Waren und digitalen Medien bedient. Amazon zumindest reagiert nun unerwartet und recht heftig: Ohne Vorwarnung und ohne den Nutzern eine Möglichkeit zu geben, auf das Kündigungsschreiben für das Kunden-Konto zu reagieren, wird dieses geschlossen. Die Sperrung erfolge laut Amazon nur nach vorheriger gründlicher Prüfung des Kontos und auch nur dann, wenn kein übliches Einkaufs- und Retourenverhalten eines Verbrauchers vorliegt. Gleichzeitig fordert der Händler den betroffenen Kunden auf, künftig bitte keine weiteren Kunden-Konten bei Amazon zu eröffnen.
Dies ist nicht nur für regelmäßige Online-Einkäufer bitter. An den Accounts von Amazon hängen nicht selten auch weitere Dienste wie beispielsweise die E-Book-Bibliothek für die Kindle-Modelle und auch Amazons Cloud- und Musik-Dienste. Zwar lassen sich die bereits erworbenen E-Books weiterhin auf den E-Book-Readern und Tablets wiedergeben, neue Titel können aber nicht erworben werden.
Rechtlich im Zwiespalt
Rechtlich bewegt sich Amazon mit seinem Vorgehen in einer Grauzone. Zum einen darf Kunden, die von ihrem gesetzlich festgelegten Widerrufsrecht Gebrauch machen, nicht einfach das Konto gekündigt werden, auch dann nicht, wenn sie übermäßig viele Artikel zurückschicken. "Dies hätte sonst eine Aushöhlung des gesetzlichen Widerrufsrechts zur Folge", äußert sich Rechtsanwalt Christian Solmecke von der Kanzlei Wilde Beuger Solmecke. Kunden könnten aus Sorge vor einer Sperrung des Accounts von der Rücksendung von Artikeln abgehalten werden, obwohl ihnen dieses Recht gesetzlich zusteht. Eine solche Situation würde nicht dem Willen des Gesetzgebers entsprechen, kritisiert Solmecke weiter.
Andererseits gilt laut des Anwalts auch beim Online-Shopping der Grundsatz der Privatautonomie. Das bedeutet, Amazon darf selbst entscheiden, mit welchen Kunden Verträge abgeschlossen werden sollen und mit welchen nicht. Zudem räumt Amazon das besagte weitergehende Rückgaberecht ein, bei dem die rechtliche Bewertung anders ausfallen kann. Hier überwiege laut Solmecke der Grundsatz der Privatautonomie. Amazon dürfe also entscheiden, wem diese weitergehenden Rechte eingeräumt werden und könne Kunden, die hiervon übermäßig Gebrauch machen, das Konto sperren.
Ohne vorherige Ankündigung einer Sperre geht aber auch beim Grundsatz der Privatautonomie nichts: "Da die Amazon AGB keine Regelungen hierzu [für eine Sperrung; Anm. d. Red] enthalten, ist zumindest eine Vorwarnung des Kunden erforderlich. Andernfalls kann der Kunde gar nicht wissen, wann er die Grenze der tolerierten Anzahl an Rücksendungen überschreitet. Eine Sperrung des Kontos wäre dann unverhältnismäßig." Zu guter Letzt rät der Anwalt allen Betroffenen, sich mit den genannten Argumenten an Amazon zu wenden und eine Reaktivierung des gesperrten Kontos zu verlangen.