Kann sich lohnen

Kommentar zu Amazon Prime: Warum ich gerne Kunde erster Klasse bin

Der Versandhändler stattet seinen Abodienst Amazon Prime regelmäßig mit weiteren Services aus und macht den Dienst damit ungemein attraktiv. Ein Kommentar.
Von Daniel Rottinger

Zwei-Klassen-Gesellschaft: Amazon macht zwischen den Kundengruppen große Unterschiede Zwei-Klassen-Gesellschaft: Amazon macht zwischen den Kundengruppen große Unterschiede
Bild: Amazon
Nahezu wöchentlich erweitert Amazon in letzter Zeit den Leistungsumfang seines Prime-Angebots. So erhalten Nutzer in ausgewählten Metropolen ihre Bestellung bereits am selben Tag und Musikfans können ohne weitere Gebühren auf die Streaming-Offerte Prime Music zugreifen, welche Anfang November in Deutschland und Österreich gestartet ist. Damit hat der Konzern sowohl die Logistik, als auch das Content-Angebot für den Nutzer massiv erweitert - es lohnt sich also für mich Prime-Kunde zu sein.

Vor allem der Kampfpreis von 49 Euro pro Jahr ist wohl eines der Argumente für den Abschluss einer Prime-Mitgliedschaft. Auf den einzelnen Monat herunter­gerechnet zahlen Kunden damit nur rund vier Euro. Klar, die 29-Euro-Mitgliedschaft aus den Zeiten vor der Preiserhöhung für Prime gibt es nicht mehr, doch damit habe ich mich längst abgefunden. Denn es ist dem Konzern gelungen, mir überzeugende Argumente zu liefern, die die damalige Preiserhöhung fair wirken lassen.

Amazon Video mit Serienfeuerwerk: Betas, Bosch und Hand of God

Zwei-Klassen-Gesellschaft: Amazon macht zwischen den Kundengruppen große Unterschiede Zwei-Klassen-Gesellschaft: Amazon macht zwischen den Kundengruppen große Unterschiede
Bild: Amazon
Dabei nutze ich persönliche die Versand-Vorteile der Prime-Mitgliedschaft gar nicht so häufig, sondern stürze mich vermehrt auf das inhaltliche Angebot des Konzerns: Musik, Filme und Serien. Wenn ich meine wöchentliche Nutzungsdauer von Prime-Diensten auf die Abogebühr umrechne, habe ich beinahe ein schlechtes Gewissen. Gerade die von Amazon selbst produzierten Serien auf Amazon Video möchte ich nicht mehr missen: Betas, Bosch und Hand of God. Diese müssen sich vom Produktionsaufwand her nicht vor dem einer herkömmlichen Pay-TV-Produktion verstecken. Zudem können Nutzer ihre Lieblingsfolgen auch offline verfügbar machen, wie wir hier berichtet haben.

Ein Rundum-Sorglos-Paket ist das Prime-Angebot in Sachen Filme und Serien dann aber doch nicht. Schließlich ist es durchaus üblich, dass die ersten Staffeln einer Serie im Prime-Paket enthalten sind, um die Zuschauer anzufixen. Die weiteren Staffeln müssen Interessenten gegen eine zusätzliche Gebühr erwerben, wenn sie auch den Fortgang der Geschichte erfahren möchten. Allerdings halte ich den Kundenanspruch einer Flatrate ohne Ausnahmen gerade im Hinblick auf den günstigen Abopreis von Prime eher für zweifelhaft. Schlussendlich ist es immer noch günstiger eine Staffel - zum Beispiel The Walking Dead Saffel 5 - gegen eine Extragebühr von einmalig knapp 30 Euro zu erwerben, statt sich alle Staffeln separat kaufen zu müssen.

Amazon Music rockt

Bei Amazon gibt es jetzt auch für Musikfans mit Prime ein passendes Angebot: Amazon Music. Mit Spotify & Co. kann der Service aufgrund seiner eingeschränkten Musikauswahl zwar nicht mithalten, dennoch ist er für mich ausreichend. Nachdem ich testweise Spotify Premium genutzt habe, ist zwar eine Kluft erkennbar, doch im Alltag stört mich diese kaum. So lasse ich mich gerne durch die Playlists inspirieren und bin bei meinem Musikgeschmack nicht so festgefahren. Der größte Pluspunkt für mich persönlich ist ohnehin die Verfügbarkeit von Liedern des Hamburger Hip-Hop-Trios Fettes Brot.

DHL Prio und Gratis-Lieferung am selben Tag

Wie bereits geschrieben, kaufe ich nicht so häufig bei Amazon ein und wenn sind es oft kleinere Gadgets, deren Kaufpreis unter 29 Euro liegt. Warum ich gerade diesen Betrag betone? Ab 29 Euro können auch Nicht-Prime-Mitglieder von der versand­kostenfreien Lieferung profitieren. Würde ich mich zu letzterer Gruppe zählen, müsste ich vor jedem Einkauf abwägen, ob ich wirklich die Versandkosten in Kauf nehmen möchte. Ich würde mich vermutlich häufig dagegen entscheiden oder die Gebühren mit einem negativen Beigeschmack hinnehmen. Stattdessen muss ich mir mit Prime über diese eigentlich banale Fragestellung keinen Kopf machen und profitiere zudem von der Lieferung mit DHL Prio. Als Berliner komme ich zudem in den Genuss, dass mein Paket sogar am selben Tag der Bestellung zugestellt wird, ohne dass ich dafür mehr zahlen muss, sofern der Bestellwert 20 Euro übersteigt. Für Prime-Nutzer, die allerdings nicht in einer der ausgewählten Same-Day-Delivery-Städte wohnen und mit den Content-Angeboten im Musik- und Video-Bereich wenig anfangen können, dürfte dieses Argument wohl kaum ziehen.

Ohne Prime: Kunden zweiter Klasse?

Amazon hat gewissermaßen ein Zwei-Klassen-System etabliert und Kunden ohne Prime werden etwa bei den Blitzangeboten und Spezial-Deals (etwa der vergünstigte Fire TV Stick) benachteiligt. Diese Kritik muss sich der Konzern gefallen lassen und es ist sicherlich ärgerlich, wenn man als Nicht-Prime-Kunde gewissermaßen an unsichtbare Mauern stößt, die man nur gegen den Abschluss einer Prime-Mitgliedschaft überwinden kann. Dennoch reichen die Argumente der Kritiker meiner Ansicht nach nicht aus, um mir das Prime-Angebot madig zu machen.

Für mich persönlich ist das Abo mittlerweile ein Must-Have. Wer die diversen Prime-Angebote von Amazon jedoch nicht ausnutzen möchte, muss damit leben, als Kunde zweiter Klasse bei dem Online-Händler einzukaufen. Mit dem Prime-Probe-Abo kann jeder Kunde für sich feststellen, welcher Amazon-Typ er ist.

In einer weiteren Meldung sind wir auf die kommenden Cyber-Monday- und Black-Friday-Angebot bei Amazon eingegangen.

Mehr zum Thema Amazon