Investition

Apple will unbedingt weiter Chips in München entwickeln

Apple-Chef Tim Cook ist ein großer Fan von München. Schon bislang ist das Zentrum für Chip-Design von Apple in der baye­rischen Landes­haupt­stadt von großer stra­tegi­scher Bedeu­tung. Nun will er eine weitere Milli­arde Euro in die Ideen­fabrik stecken.
Von dpa /

Apple wird am Standort München eine weitere Milli­arde Euro in sein Euro­päi­sches Zentrum für Chip-Design inves­tieren. Das kündigte der kali­for­nische Tech­nolo­gie­kon­zern heute in der baye­rischen Landes­haupt­stadt an.

Damit stockt der iPhone-Konzern seine Inves­titi­ons­zusage aus dem Jahr 2021 auf nun zwei Milli­arden Euro auf. München ist bereits heute Apples größter Entwick­lungs­standort in Europa. Der Ausbau ist Teil der globalen Stra­tegie, zuneh­mend auf die Entwick­lung eigener Chips zu setzen. Bereits heute kommen wich­tige Mikro­pro­zes­soren im iPhone, iPad, den Mac-Compu­tern und Produkten wie der Apple Watch aus der eigenen Forschung und Entwick­lung zum Einsatz.

Innen­stadt: Apple bekommt teures Filet­grund­stück

Das Chip-Zentrum von Apple in München wird erweitert Das Chip-Zentrum von Apple in München wird erweitert
Bild: picture alliance/dpa
Der Inves­titi­ons­ent­schei­dung ging ein Immo­bili­endeal mit dem Frei­staat voraus. Anfang Februar geneh­migte der Haus­halts­aus­schuss des Land­tags einen der teuersten Grund­stücks­ver­käufe in der Geschichte Bayerns. Für schät­zungs­weise 250 Millionen Euro ging das begehrte Areal in der Innen­stadt, das seit 2017 unge­nutzt war, an Apple. Dabei hatte auch das baye­rische Innen­minis­terium Inter­esse an der Nutzung des Filet­grund­stücks ange­meldet. Apple kann nun den geplanten "Hub für Inno­vation" im Herzen von München errichten.

Die Entwickler in dem Münchner Chip-Zentrum beschäf­tigen sich mit drei Themen­schwer­punkten: 5G-Funk­technik, Strom­spar­lösungen für Chips und soge­nannten Analog- und Mixed-Signal-Lösungen. Mit Hilfe der Ergeb­nisse aus Bayern will sich Apple unter anderen von Zulie­ferungen des Chip-Herstel­lers Qual­comm unab­hängig machen, von dem der iPhone-Hersteller bislang seine Funk­chips für die fünfte Mobil­funk­genera­tion (5G) bezieht.

Apple will Qual­comm entkommen

Die 5G-Chips aus eigener Produk­tion sind für Apple wichtig, denn mit dem unge­liebten Liefe­ranten Qual­comm hatte sich der Konzern in den vergan­genen Jahren sogar vor Gericht gestritten. Es ging um Patente und Lizenz­gebühren für die Nutzung von Mobil­funk-Tech­nolo­gien in Smart­phones. Apple verklagte Qual­comm 2017 und warf dem Unter­nehmen vor, zu hohe Lizenz­gebühren verlangt zu haben. Qual­comm wiederum argu­men­tierte, Apple habe seine Patente illegal genutzt. Die Parteien einigten sich 2019 darauf, alle Rechts­strei­tig­keiten einzu­stellen und eine sechs­jäh­rige Lizenz­ver­ein­barung zu unter­zeichnen.

Apple steht nun unter Druck, die eigene 5G-Technik bis zum Ablauf dieser Verein­barung seri­entaug­lich zu machen. München spielt dabei eine maßgeb­liche Rolle. Der in Zulie­fer­kreisen gut vernetzte Analyst Ming-Chi Kuo vom Vermö­gens­ver­walter TF Inter­national Secu­rities berich­tete kürz­lich, Apple werde im kommenden Jahr das erste iPhone mit selbst entwi­ckeltem 5G-Modem auf den Markt bringen. Der in München mitent­wickelte Chip werde zunächst im neuen iPhone SE zum Einsatz kommen.

In manchen Macs bereits Technik aus München

Beim Entwick­lungs­schwer­punkt "Power Manage­ment", also den beson­ders strom­spa­renden Systemen, nutzen Apple-Kunden bereits Technik aus München, etwa beim MacBook Pro mit den Apple-Chips M2 Pro und M2 Max.

Apple-Chef Tim Cook erklärte: "Unsere Münchner Inge­nieur­teams gehören zur inno­vativen Welt­spitze und helfen dabei, neue Tech­nolo­gien zu entwi­ckeln, die das Herz­stück unserer Produkte bilden. Apple ist seit mehr als 40 Jahren in München, und wir freuen uns mehr denn je auf unsere Zukunft hier."

Neben dem neuen Standort in der Seidl­straße werden die Teams von Apple im Rahmen der Erwei­terung des Euro­päi­schen Zentrums für Chip-Design zusätz­liche Räum­lich­keiten für Forschung und Entwick­lung in der Nähe beziehen. Die insge­samt drei neuen Stand­orte befinden sich direkt gegen­über der kürz­lich eröff­neten Forschungs- und Entwick­lungs­ein­rich­tung von Apple in der Karl­straße.

Viele quali­fizierte Arbeits­kräfte in der Region

Bei seinem jüngsten Besuch zum Okto­ber­fest hatte Cook das Enga­gement in München mit der Qualität der Mitar­beiter begründet. "Wir sind wegen der Menschen hier", sagte Cook. Die Univer­sitäten im Groß­raum München seien hervor­ragend. Außerdem gebe es viele quali­fizierte Arbeits­kräfte in der Region. München habe mit dem Silicon Valley in Kali­for­nien aber auch gemeinsam, dass die Menschen gerne dort lebten. Daher sei es einfach, Mitar­bei­terinnen und Mitar­beiter aus anderen Ländern für München zu gewinnen.

Johny Srouji, Hard­ware-Chef von Apple, sagte: "Der Ausbau unseres Euro­päi­schen Zentrums für Chip-Design wird eine noch engere Zusam­men­arbeit zwischen unseren mehr als 2000 Inge­nieu­rinnen und Inge­nieuren in Bayern ermög­lichen, die an wegwei­senden Inno­vationen wie eigenen Chip-Designs, Power-Manage­ment und zukünf­tigen draht­losen Tech­nolo­gien arbeiten."

Wirt­schafts­minister Hubert Aiwanger und Wissen­schafts­minister Markus Blume begrüßten die Ankün­digung. "Die Entschei­dung, das Inves­titi­ons­volumen in München auf zwei Milli­arden zu verdop­peln, ist ein riesiger Vertrau­ens­beweis", sagte Blume. Der Frei­staat über­zeuge mit exzel­lenten Rahmen­bedin­gungen für Wissen­schaft und Forschung. Die High-Tech-Agenda sei Stand­ort­faktor und Wohl­stands­garant. Das Wirt­schafts­minis­terium fördere den Aufbau eines Baye­rischen Zentrums für Chip-Design und habe dafür in einem ersten Schritt rund 30 Millionen Euro für die Fraun­hofer-Gesell­schaft in die Hand genommen, sagte Aiwanger.

In der zweiten Beta-Version von iOS 16.4 wurden neue Hinweise auf Apple Music Clas­sical gefunden. Die neue Strea­ming-App ist aber weiterhin nicht sichtbar.

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