Gericht

Nato-Experten kritisieren FBI-Forderung nach iPhone-Unlock

Im Streit mit dem FBI fordert Apple nun die Einstellung des Verfahrens. Nato-Experten sehen das Knacken des iPhones ebenfalls kritisch.
Von dpa / Daniel Rottinger

Apple-Chef Cook setzt sich intensiv gegen den iPhone-Unlock ein Apple-Chef Cook setzt sich intensiv gegen den iPhone-Unlock ein
Bild: dpa
Apple bleibt hart. Das Unternehmen will dem FBI nicht beim Entsperren eines iPhones helfen - die Antwort an ein Gericht ist deutlich. Nun bekommt der Konzern Rückwind von der Nato.

Im Streit über das Entsperren eines iPhones geht Apple weiter auf Konfrontationskurs zur US-Regierung. Das Unternehmen forderte von einem Gericht in Kalifornien die Einstellung eines Verfahrens. Dieses hatte Apple angewiesen, dem FBI beim Entsperren des iPhones zu helfen, das von dem Attentäter von San Bernardino genutzt worden war.

Apple zieht Vorgehen des Gerichts in Zweifel

Apple-Chef Cook setzt sich intensiv gegen den iPhone-Unlock ein Apple-Chef Cook setzt sich intensiv gegen den iPhone-Unlock ein
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In dem Schreiben heißt es: "Kein Gericht hat jemals das erlaubt, was die Regierung nun versucht. Kein Gesetz rechtfertigt solch eine unbegrenzte und weitreichende Auslegung des gerichtlichen Verfahrens, und die Verfassung verbietet es". Das Justizministerium und das FBI würden versuchen, sich mit dem Fall eine gefährliche Macht zu verschaffen, warnte Apple. Das iPhone wurde von Syed Rizwan Farook genutzt, der gemeinsam mit seiner Frau Anfang Dezember im kalifornischen San Bernardino 14 Menschen erschoss. Das Telefon gehört der lokalen Behörde, bei der Farook arbeitete, die kennt aber das Passwort nicht.

Diese Forderungen hat das FBI

Das FBI will vor allem, dass Apple per Software-Eingriff die Funktion aushebelt, die den Inhalt des Telefons löscht, wenn zehnmal ein falsches Passwort eingegeben wird. Außerdem soll Apple die Passwort-Eingabe über eine Schnittstelle einrichten, damit die Ermittler mit Hilfe eines Computers elektronisch verschiedene Kombinationen durchprobieren können.

Das Unternehmen stört sich unter anderem daran, dass die rechtliche Grundlage für die Anweisung ein Gesetz aus dem 18. Jahrhundert ist, das Richtern die Befugnis gibt, alle nötigen Maßnahmen anzuordnen.

Zunächst keine Reaktion von Barack Obama

Apple-Chef Tim Cook machte heute deutlich, dass er bereit ist, den Fall bis zum Obersten Gericht der USA durchzufechten. Er schlug ein Treffen mit Präsident Barack Obama vor. Das Weiße Haus reagierte allerdings zunächst nicht darauf.

FBI-Chef James Comey erklärte, dass er hinter dem Streit eine politische Grundsatzfrage sieht. Der Fall sei nun erstmal Angelegenheit der Justiz, sagte er in einem Ausschuss des Repräsentantenhauses. "Aber die zentrale Frage wird nicht in den Gerichtsräumen beantwortet werden - und das sollte sie auch nicht", fügte er hinzu. "Denn sie dreht sich darum, was für ein Land wir sein wollen und wie wir regiert werden wollen".

Die US-Behörden hatten erklärt, Apple könne das Programm auch vernichten, sobald das Telefon des Attentäters entsperrt sei. Zugleich geht aus Gerichtsunterlagen hervor, dass seit Herbst in mehreren Kriminalfällen bereits Anträge auf Hilfe beim Entsperren von einem Dutzend Apple-Handys gestellt wurden.

Nato-Experten sprechen sich gegen das Knacken des iPhones aus

Rechts- und Technologieexperten des Nato-Zentrums zur Abwehr von Cyber-Angriffen in Tallinn warnen vor den Folgen der geforderten Entsperrung von iPhones. Die Auswirkungen einer Aushebelung des Schutzes vor Brute-Force-Attacken reichten über den Einzelfall und die Strafverfolgung hinaus, hieß es in einer Mitteilung des Zentrums in der estnischen Hauptstadt.

Es gebe zwar keine technischen Hürden zur Entwicklung von Programmen, mit der man die Zugangssperre umgehen könnte. Doch würde eine derartige Software unweigerlich das Sicherheitsniveau verringern und zu Missbrauch führen.

In einer weiteren Meldung sind wir auf das iPhone-Update eingegangen, welches den berüchtigten 1970-Zeit-Bug beseitigt.

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