Überblick

DSL: Der Verfall der Preise

Vom herrschenden Wettbewerb profitieren die Kunden
Von Björn Brodersen

Ein einfacher Vergleich zeigt es: Die Preise für DSL erlebten in Jahresfrist einen erheblichen Preisverfall. Wer beispielsweise am 15. Januar beim Provider freenet einen DSL 2000-Anschluss mit Flatrate-Tarif bestellte, zahlte danach insgesamt 58,89 Euro pro Monat für die DSL-Nutzung - heute ist das selbe Angebot auch ohne spezielle Preisaktionen für 24,80 Euro im Monat erhältlich. Selbst bei der langsameren DSL-Anschluss-Variante plus Flatrate-Zugang spart man etwa heute als Großstädter beim Anbieter 1&1 mit monatlichen Grundkosten von 21,98 Euro knapp 15 Euro gegenüber den Preisen von vor einem Jahr. Noch extremer fällt der Preisunterschied der Telekom-Tochter T-Online aus: Dort schloss der Neukunde am 15. Januar einen Vertrag für DSL 3000-Anschluss plus Pauschalzugang über monatlich knapp 75 Euro ab. Heute berechnet der Bonner Anbieter den Kunden für das entsprechende Angebot mit einem 6-MBit/s-Anschluss weniger als die Hälfte davon.

Besonders sind die DSL-Angebote vor allem in den größeren Städten: Hier unterbreiten die Anbieter den Kunden so genannte DSL-City-Flatrate-Angebote zu besonders günstigen Preisen. Während dieses Tarifmodell zunächst nur bei den DSL-Wiederverkäufern anzutreffen war, führen inzwischen auch T-DSL-Provider wie etwa 3U oder Congster solche Zugänge.

Zahl der DSL-Anschlüsse wächst rapide

Die Breitband-Interessenten haben bei den sinkenden Preisen zugegriffen: Die Anschluss-Zahl liegt nach Auskunft der Bundesnetzagentur inzwischen bei 10,4 Millionen und damit um 50 Prozent höher als Ende 2004. Die meisten DSL-Kunden hat inzwischen die United Internet-Tochter 1&1 anziehen können (rund 1,75 Millionen zum Jahreswechsel). Doch nicht nur 1&1, sondern auch die anderen Telekom-Wettbewerber haben ihren Marktanteil steigern können. Insgesamt musste die Telekom im DSL-Bereich inzwischen rund 40 Prozent Marktanteil an die Konkurrenz abtreten. Einer der Gründe für das Anwachsen der Konkurrenz-Anschlüsse in den vergangenen zwölf Monaten ist der seit Juli 2004 Wiederverkauf der T-DSL-Anschlüsse. Allerdings sehen die DSL-Reseller dieses Mittel als zweischneidiges Schwert, festigt es ihrer Ansicht nach doch auch das Anschluss-Monopol der Telekom. Was das für den Wettbewerb bedeuten kann, zeigten am Anfang des Jahres die langen Wartezeiten bei der DSL-Anschluss-Bereitstellung durch die T-Com - inzwischen ist das DSL-Chaos aber behoben.

Mehr Unabhängigkeit von dem ehemaligen Monopolisten

Erste Schritte, um unabhängiger von dem Bonner Konzern zu werden, haben die Wettbewerber bereits unternommen. So startete Tiscali in diesem Monat ein entbündeltes DSL-Angebot in Frankfurt am Main. Dabei können die DSL-Kunden auf den Telefonanschluss der T-Com verzichten, der bei den T-DSL-basierten Anschlussvarianten weiterhin Voraussetzung ist - telefoniert wird per Voice over IP (VoIP). In spätestens zwei Monaten will Tiscali damit beginnen, entbündeltes DSL in weiteren Städten anzubieten.

Gleiches plant auch der Hamburger Provider AOL. Das Unternehmen hat sich und seinem DSL-Angebot in den vergangenen Monaten ein ganz neues Gesicht verliehen: Das Unternehmen bietet jetzt eigene DSL-Anschlüsse auf Resale- und auf Line-Sharing-Basis an. Doch auch wenn es bei Line-Sharing technisch möglich wäre, DSL ohne den Telefonanschluss anzubieten, fehlen hierzu noch die rechtlichen Rahmenbedingungen. Ziel von AOL ist es aber, dass die Kunden künftig auf Wunsch die Telefonanschlusskosten sparen können.