alles teurer?

Mobilfunkanbieter: Preiserhöhungen durch die Hintertür

Streit um erhöhte o2-Entgelte zu 0180-Nummern
Von Ralf Trautmann

Doch nicht nur die Schaltung von Hotlines von Seiten der Anbieter kann sich zum Problem entwickeln, auch die Anwahl der Sonderrufnummern kann teurer werden als gedacht: 0180-Nummern sollen zwar einheitliche Erreichbarkeit garantieren, sind aber nicht umsonst in der Regel mit einem Zusatz wie "Preisangabe gilt für Anrufe aus dem Netz der Deutschen Telekom" gekennzeichnet. 0180-Anrufe kosten über den ehemaligen Monopolisten zwischen 3,9 und 14 Cent pro Minute oder einmalig zwischen 6 und 20 Cent. Wer allerdings vom Mobiltelefon aus eine solche Nummer anruft, zahlt zum Teil erheblich mehr: So fallen zum Beispiel über E-Plus-Prepaid-Karten sowie die Prepaid-Discounter in diesem Netz je nach Tageszeit zwischen 35 und 86 Cent pro Minute an, bei Kontrakten je Minute 50 Cent. Bei Vodafone-Verträgen fallen minütlich 71 bis 72 Cent an, bei Prepaidkarten und Schlecker mit smobil rund um die Uhr minütlich 83 Cent. T-Mobile berechnet in Vertragstarifen einheitlich 49 Cent pro Minute, mittels der Prepaid-Offerten minütlich 69 Cent.

Bei Vertragsabschluss oder dem Kauf eines Prepaid-Angebotes sollte daher auch auf diese "versteckten" Kosten geachtet werden: In den Tariftabellen der Anbieter werden diese Leistungen nur im Kleingedruckten oder am Ende der Tarifinformation aufgelistet. Wer solche Nummern öfters nutzt, kann schnell gehörig draufzahlen.

Auch Bestandskunden betroffen

Für einigen Wirbel sorgt seit geraumer Zeit o2: Während der Netzbetreiber zum Beispiel Dank neuer Genion-Offerten mit sinkenden Preisen wirbt, wurden quasi klammheimlich Ende vergangenen Jahres die Kosten für Anrufe zu 0180-Nummern massiv erhöht. Für Telefonate zu dieser Rufnummerngasse werden seit dem 28. November vergangenen Jahres rund um die Uhr 69 Cent pro Minute berechnet, und das nicht nur bei Neu-, sondern auch bei Bestandskunden. Besonders dreist war dabei zudem, bisherige Kunden nicht über die zum Teil massiven Preiserhöhungen zu informieren. Bis zu diesem Zeitpunkt konnten Anrufe zu 0180-5-Rufnummern mit o2-Vertrag dagegen in der Hauptzeit für 60 Cent pro Minute geführt werden, werktags nach 18 Uhr und am Wochenende waren es minütlich lediglich 25 Cent. Wer dank Homezone auf einen Festnetzanschluss verzichtet, zahlt hier bei Anrufen zu Hotline-Nummern also unter Umständen massiv drauf: Fast sämtliche Unternehmen wickeln ihre Service-Hotlines mittlerweile über die 0180-Rufnummerngasse ab, so dass der Anrufer eigentlich keine Chance hat, den Kundendienst auf einem anderen Weg zu erreichen.

Nun können aber Vertragskonditionen bei laufenden Kontrakten selbstverständlich nicht eigenmächtig vom Anbieter geändert werden. Einige Kunden beriefen sich daher auf ein außerordentliches Kündigungsrecht. Doch o2 fand Abhilfe über die Konstruktion so genannter Haupt- und Nebenleistungen: Der Netzbetreiber argumentierte, dass hier kein außerordentliches Kündigungsrecht einzuräumen sei, da es sich bei Anrufen zu Sonderrufnummern eben um eine Nebenleistung handele.

Der Ausgang des Streits ist noch offen: Während die Verbraucherzentralen ein Recht auf außerordentliche Kündigung sehen, negiert o2 erwartungsgemäß diesen Wunsch einiger Kunden. Wie o2 gegenüber teltarif dieser Tage abermals bestätigte, halte man an der Feststellung, dass es sich bei Anrufen zu Sonderrufnummern immer und ohne Einzelfallprüfung um Nebenleistungen handele, fest. Ein außerordentliches Kündigungsrecht werde damit in keinem Fall eingeräumt.

Ausgang bleibt offen

Wie dieser Streit am Ende nun ausgeht bleibt offen, ebenso erscheint es fraglich, ob es überhaupt zu einem Gerichtsurteil kommen wird. Nach Einschätzung von Anwälten wird o2 nach Kräften versuchen, einen Präzedenzfall zu vermeiden. Betroffenen Kunden bleibt somit leider nur der Weg, sich selbst um den Fall zu kümmern, o2 anzuschreiben und gegebenenfalls bei nicht zufriedenstellender Antwort über die Verbraucherzentralen weiteren Druck auf o2 auszuüben. Betroffene sollten keineswegs hoffen, ohne eigene Initiative von den Erfolgen anderer zu profitieren.