alles teurer?

Mobilfunkanbieter: Preiserhöhungen durch die Hintertür

Streit um erhöhte o2-Entgelte zu 0180-Nummern
Von Ralf Trautmann

Doch nicht nur durch Hotlines und Servicenummern ergeben sich versteckte Kosten. So bewerben die Mobilfunkanbieter neue Vertrags-Offerten, die sich zwar auf den ersten Blick durch günstigere Konditionen im Vergleich zur Konkurrenz auszeichnen, aber mit einem Manko behaftet sind: Wer zum Beispiel zum neuen Zehnsations-Vertrag ein Handy haben will, muss nicht nur die obligatorische einmalige Zuzahlung bezahlen, sondern auch einen monatlichen Aufpreis, der bei hochwertigen Modellen bei 10 Euro liegen kann. Somit ist die Offerte nicht unbedingt so günstig, wie sie scheint. Dies betrifft zum Beispiel auch die neuen Time&More-Tarife von E-Plus: Diese sind zwar schon ohne subventioniertes Handy vergleichsweise teuer, doch auch hier fallen zudem noch bis zu 10 Euro monatlich für ein neues Mobiltelefon an. Um bei der Zehnsation zu bleiben: Hier bietet E-Plus aktuell zum Beispiel das neue Nokia-Handy 6300 zum Preis von 19,99 Euro an. Wie beschrieben muss der Kunde zudem pro Monat 10 Euro rechnen. De facto bezahlt der Kunde also 259,99 Euro für das neue Handy. Dies sind rund 30 Prozent mehr als das Gerät in einem günstigen, anderen Online-Shop kostet.

Victorvox mit SIM-Karten-Pfand und verspäteter Abrechnung

simply dagegen hat zum Beispiel die Mehrwertsteuererhöhung zum Jahreswechsel genutzt, um ebenfalls durch die Hintertür bestimmte Entgelte zu erhöhen. Die offensichtlichen Brutto-Minutenpreise blieben zwar unverändert, beim MMS-Versand (der mittlerweile sogar 49 Cent kostet) sowie bei fast allen Zusatzdienste wie zum Beispiel der Rufnummernportierung wurde dagegen die erhöhte Mehrwertsteuer aufgeschlagen.

Auf sehr eigenwillige Ideen ist der Mobilfunkanbieter Victorvox gekommen. Zum einen gibt es bei diesem Service-Provider ein SIM-Karten-Pfand: Bei Auslaufen eines Vertrages muss die SIM-Karte zurückgeschickt werden, ansonsten werden nachträglich 29,65 Euro "Pfand" einbehalten, dass heißt in der Praxis dem Kunden einfach in Rechnung gestellt. Zudem können beim Auslaufen eines Vertrages während eines laufenden Monats die Entgelte bis zum Monatsende berechnet werden, so dass sich die Laufzeit unter Umständen um fast einen ganzen Monat verlängern kann.

Die Liste der versteckten Kosten lässt sich darüber hinaus beliebig erweitern. So lassen sich andere Anbieter wie o2 zum Beispiel einen Tarifwechsel hoch entlohnen: Die Umstellung von der Genion Card M in den grundgebührfreien Tarif Genion Card S nach Ablauf von sechs Monaten, bis vor kurzem noch für 30 Euro zu haben, kostet jetzt zum Beispiel satte 150 Euro. Wieder andere Unternehmen berechnen hohe Versandkosten: Während in aller Regel für das Verschicken des Handys, selbst wenn man gleichzeitig keinen Vertrag abschließt, bei den Netzbetreibern keine Versandkosten anfallen, macht der Münchener Anbieter hier als einziger eine Ausnahme: o2 berechnet 2,50 Euro zusätzlich für den Versand der Geräte.

In der Kritik stehen darüber hinaus seit jeher die Roaming-Entgelte für Handytelefonate im Ausland: Auch hier sind die Konditionen höchst unterschiedlich, so dass bei intensiver Auslandsnutzung eine auf den ersten Blick günstige Offerte zu einer teuren Angelegenheit werden kann. Zudem überarbeiten die Anbieter ihre Preisstrukturen, die diese zwar übersichtlicher machen, aber nicht zwangsläufig preiswerter, wie zum Beispiel bei der Einführung von Länderzonen bei o2.

Mobile Datenübertragung: Änderung der Abrechnungsmodalitäten

Auch im Bereich der Datenübertragung gibt es Hintertüren: Zwar sinken bei allen Netzbetreibern kontinuierlich die Entgelte. T-Mobile, Vodafone und E-Plus haben aber in der Vergangenheit sukzessive in allen Tarifen den Abrechungstakt von 10-kB-Blöcken auf für den Kunden ungünstigere 100-kB-Blöcke erhöht. Hier wiederum zeigt sich o2 vorbildlich: Als einziger Netzbetreiber rechnet der Anbieter in den neuen Datentarifen im 10-kB-Takt ab.

In den neuen RelaxXL-Tarifen von T-Mobile wurde zudem vor kurzem die Datenübertragung von der Volumen-basierten auf eine Minuten-basierte Abrechnung umgestellt. Zwar werden laut T-Mobile-Angaben nur die Minuten berechnet, in denen auch wirklich Daten fließen, doch trotz dieser Abrechnungsmodalitäten und den für manchen Kunden sicherlich transparenter erscheinenden Tarifen kann dies je nach Nutzung gravierende Nachteile haben, zum Beispiel beim Instant Messaging: Hier werden zwar dauerhaft durch den Abgleich Daten über die Internet-Verbindung gesendet werden, der Datenverbrauch ist aber gering. Ob der Netzbetreiber auf diesem Weg das kostengünstige Messaging zurückdrängen will, sei dahingestellt.

Fazit

Die Liste der versteckten Nebenkosten und Kostenfallen ist im obigen Artikel schon lang und könnte sicherlich noch weiter fortgesetzt werden: An allen Ecken und Enden werden Nutzer zur Kasse gebeten. Somit gilt es, bei einem Vertragsabschluss nicht nur auf die offensichtlichen Entgelte wie Minuten- und Bereitstellungspreise zu achten, die meist groß und deutlich in der Werbung gezeigt werden. Wichtig ist es vielmehr, auch intensiv die Preislisten und Fußnoten zu ergründen. Dies hilft unter Umständen, eine Menge zu sparen.