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Auf den MP3-Player verzichten: Musikdienste fürs Handy

So kommen Songs auf Ihr Mobiltelefon
Von Ralf Trautmann

Neben den Netzbetreibern bietet auch der Handy-Hersteller Nokia Musik zum Download an und weitet sein Angebot damit auf den Content-Bereich aus: Im Nokia Music Store stehen seit März im Rahmen des Ovi-Portals nach Angaben der Finnen fast vier Millionen Musikstücke bereit. Die Musik lässt sich direkt auf das Handy herunterladen. Die Songs kosten im Einzelabruf 1 Euro sowie 10 Euro pro Album, wobei die Nutzung nicht auf Nokia-Geräte beschränkt ist.

Die Mobilfunk-Datenentgelte sind hier allerdings nicht inbegriffen, so dass der vermeintliche Spaß je nach Tarif schnell ruinös teuer werden kann. Wird zum Beispiel ein Song mit einer Größe von 1 bis 2 MB übertragen, würden in manchem "by Call"-Datentarif mit einem Entgelt von 0,9 Cent pro Kilobyte hier zwischen 9 und 18 Euro anfallen.

Durch einen Umweg lässt sich das Problem umgehen: Der jeweilige Titel kann auch auf den PC geladen und dann per Bluetooth oder Datenkabel auf das Handy übertragen werden. Das ist nicht so komfortabel, aber unter Umständen eben erheblich kostensparender.

Jamba mit Abo-Kostenfalle und innovativer Musik-Flatrate

Das umstrittene Unternehmen Jamba bietet ebenfalls Songs und ganze Alben zum Download an. Hier ist beim Bestellvorgang dank der (auch von anderen Handy-Content-Anbietern) bekannten Abonnement-Problematik allerdings Vorsicht geboten: Wer zum Beispiel per PC einen Titel für sein Mobiltelefon bestellt, bekommt als Vorschlag zunächst zwei Abo-Varianten: Voreingestellt ist hier das Fünf-Songs-pro-Woche-Abo, die zweite Variante ist ein Abo mit drei Songs. Erst ein Klick auf "Einzelkauf" unter dieser Auswahl-Maske gibt die Möglichkeit frei, den Song einzeln zum Preis von 1,29 Euro zu erwerben. Weiterer Nachteil gegenüber den Angeboten der Mobilfunk-Netzbetreiber: Das Übertragungsvolumen ist hier, wie schon bei Nokia, nicht inklusive.

Allerdings hat der Anbieter für Musikfans auch noch ein interessantes, weil innovatives Produkt im Sortiment: Die so genannte Jamba Music Flatrate ermöglicht per Player für monatlich 14,95 Euro ohne Mindestlaufzeit bzw. 9,95 Euro pro Monat bei 24 Monaten Laufzeit den unbegrenzten Zugriff auf 1,7 Millionen Songs. Voraussetzung ist ein mit dem Jamba-Player kompatibles Mobiltelefon. Die PC-Nutzung ist hier im Preis ebenfalls inklusive.

Die Stücke gehen dabei nicht in den Besitz des Nutzers über, werden aber komplett auf das Mobiltelefon übertragen und verursachen daher bei einem weiteren Hören keine neuen Datenkosten für eine wiederholte Übertragung. Das Abspielen ist dann allerdings nur bei einer Datenverbindung zu Jamba möglich, mittels derer sich der Nutzer identifiziert. Dieses Verfahren hat zudem den Vorteil, dass Songs, die bereits einmal gehört wurden und sich noch auf dem Mobiltelefon befinden, auch gehört werden, wenn der Nutzer zum Beispiel in der U-Bahn ohne UMTS-Anbindung unterwegs ist.

Auch diese Jamba-Offerte hat das Problem, dass die Datenkosten hier nicht inklusive sind. Der Klingelton-Anbieter hat allerdings in Kooperation mit debitel seinerzeit ein attraktives Datenpaket für seine Offerte geschnürt: Für 5 Euro Aufpreis im Monat ist hier der Datentraffic für das Jamba-Angebot inklusive. Das Angebot ist nach wie vor verfügbar, wird allerdings nicht mehr aktiv vermarktet. In der Praxis bedeutet dies, dass es auf Anfrage noch erhältlich ist.

iPhone: itunes und Musik-Applikationen

Das Apple iPhone ist ein Spezialfall: Den Ruf als Musiktalent hat es dank der iPod-Historie von Apple ohnehin weg. Bestückt wird das Kult-Handy über den iTunes-Shop, der mit 8 Millionen Titeln die größte Song-Auswahl bietet: Einzelne Musikstücke kosten hier 99 Cent. Für ganze Alben werden meistens zwischen 10 und 12 Euro berechnet. Doch das iPhone bietet Musikfans noch mehr: So gibt es mit simplify einen Service, bei dem über das iPhone Musikinhalte eines PCs, der als Server fungiert, gestreamt werden können. Somit steht auf Wunsch die komplette heimische Musiksammlung auch unterwegs zur Verfügung.

Bei einer solchen Nutzung sollte allerdings ebenfalls die Datenproblematik bedacht werden: Eine solche Applikationen knabbert arg am Inklusivvolumen, so dass die Grenze, ab der die Bandbreite gedrosselt wird, schnell erreicht werden kann. Je nach Tarif und Ort ermöglicht unter Umständen die in den iPhone-Tarifen (mit Ausnahme der S-Variante) enthaltene T-Mobile-Hotspot-Flatrate punktuell Abhilfe.

Mit der Shazem-Applikation ist zudem ein Musik-Erkennungsdienst verfügbar: Hier wird das Handy ganz einfach für 15 Sekunden auf eine Musikquelle ausgerichtet, das iPhone sendet den Sound-Fetzen dann an den Service-Anbieter. Wird das Stück erkannt, spuckt der Dienst den Interpreten und Namen des Titels aus und bietet einen direkten Link zum entsprechenden Song im iTunes-Shop sowie, falls vorhanden, zum Beispiel auch einen Link zu einem passenden YouTube-Video.

Mit Midomi steht ein weiterer Dienst bereit, der Musikstücke neben Originalquellen auch anhand von selbstgesungenen oder gesummten Passagen erkennen kann. Alternativ kann hier auch nur der Name des Interpreten oder des Song-Titels "diktiert" werden.

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