Einschätzung

Microsoft-Chef: Zahl der mobilen Betriebssysteme wird sinken

Nokia geht von einem Erfolg der offenen Systeme aus
Von dpa / AFP / Thorsten Neuhetzki

Die Vielfalt der Mobilfunk-Plattformen wird sich nach Ansicht von Microsoft-Chef Steve Ballmer in den kommenden Jahren deutlich verringern. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir in Zukunft weiterhin neun oder noch mehr Mobilfunk-Plattformen haben werden", sagte Ballmer auf dem Mobile World Congress in Barcelona. Entscheidend sei die Unterstützung durch Software-Entwickler. "Ich gehe davon aus, dass drei Plattformen übrig bleiben, die genügend Dynamik von den Entwicklern erhalten werden." Gestern erst hatte Microsoft sein neues System Windows Mobile 6.5 präsentiert. Palm hingegen hat das Aus von Palm OS verkündet.

Microsoft bietet mit Windows Mobile ein Betriebssystem für Handys und Smartphones an, spielt in dem gesamten Markt aber bislang eine untergeordnete Rolle. Marktführer bei den High-Tech-Telefonen ist Symbian von Nokia. Nokia und Microsoft stehen im Wettbewerb mit RIM (BlackBerry), Apple (iPhone), Google (Android) sowie etlichen anderen Herstellern mit ihren Eigenentwicklungen.

Nokia-Chef Olli-Pekka Kallasvuo sagte, es sei klar, dass die Vielfalt von Plattformen den Entwicklern von Programmen für Mobiltelefone Probleme bereite. Er gehe davon aus, dass offene Systeme sich letztlich durchsetzen. Nokia hatte sein Symbian-System vergangenes Jahr als Open-Source-Software für andere Hersteller geöffnet. In der Podiumsdiskussion entgegnete der US-Journalist Walt Mossberg, die normalen Anwender würden das Attribut "offen" nicht daran festmachen, ob irgendwo im Netz der Quellcode eines Programms einzusehen sei. Vielmehr spielten Kriterien wie die Zwangskopplung an einen Mobilfunkprovider eine Rolle. Außerdem sei der Zugang zu Anwendungen anderer Anbieter von großer Bedeutung.

Google will mit seinem Betriebssystem Handy-Produktionskosten senken

Das von Google entwickelte Handy-Betriebssystem Android könnte die Kosten für die Herstellung von Mobiltelefonen nach Darstellung des Internetriesen deutlich reduzieren. "Im Gegensatz zu anderen Betriebssystemen ist Android umsonst", sagte Andy Rubin, Google-Verantwortlicher für das Programm, der Nachrichtenagentur AFP am Rande des MWC. Handyhersteller könnten durch Einsatz der kostenlosen Handysoftware 20 Prozent der Kosten sparen, sagte er.

Rubin sagte, er wünsche sich, "dass die Industrie Android nicht nur als ein Produkt von Google wahrnimmt", sondern als Projekt der Open Handset Alliance aus mehreren Unternehmen, die hinter dem Projekt stehen. Mehrere Handyfirmen haben angekündigt, die Software für eigene Handys zu verwenden, unter ihnen LG, Samsung und der Netzbetreiber Vodafone. Viele Handy-Hersteller sind von der Wirtschaftskrise betroffen und müssen daher Kosten sparen. So mussten unter anderem schon Motorola, Sony Ericsson und Samsung den Abbau von Arbeitsplätzen ankündigen.

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