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ARD und ZDF bündeln Mediatheken in einem Netzwerk

Die Rund­funk­sender der ARD und das ZDF vernetzen ihre Media­theken, sodass der Zuschauer Empfeh­lungen sowohl für Inhalte der ARD als auch des ZDF vorfindet. Zusätz­liche Kosten sollen nicht entstehen. Darüber hinaus wollen beide Anstalten mit einem Benut­zer­konto die Nutzer­bin­dung vertiefen.
Von Marc Hankmann

Als „kleine Revo­lution“ bezeich­nete heute ZDF-Inten­dant Thomas Bellut die Pläne zur Zusam­men­legung der beiden Media­theken. Zusammen verfügen ARD und ZDF über mehr als 250.000 Filme, Doku­men­tationen, Satire- und Seri­enstoffe. Bereits seit zwei Jahren arbeiten beide im Strea­ming-Bereich zusammen. „Über das Strea­ming-Netz­werk haben wir mona­telang mitein­ander gespro­chen“, sagte Bellut. Damit sollen die Inhalte von ARD und ZDF schran­kenlos verfügbar und zum Beispiel auch über eine Such­funk­tion auffindbar sein.

Screenshot ZDFmediathek Bad Banks vom ZDF und der ARD-Tatort auf der Startseite der ZDFmediathek. Die Inhalte beider Programmanbieter stehen in beiden Mediatheken zur Verfügung.
Screenshot: MH Media
Die Öffent­lich-Recht­lichen wollen damit ihre Konkur­renz­fähig­keit gegen­über den Netflix und Disneys dieser Welt sowie das öffent­lich-recht­liche Ökosystem stärken. „Wir sind offen für weitere Partner“, sagte der ARD-Vorsit­zende Tom Buhrow bei der heutigen Präsen­tation des Strea­ming-Netz­werks. Zur Frage, ob das auch private Programm­anbieter mit einbe­ziehe, sagte ZDF-Inten­dant Bellut, dass man so weit noch nicht gedacht habe. Auch von einer weiteren Zusam­men­legung beider Sende­anstalten, wie sie derzeit in der Diskus­sion um den Auftrag der öffent­lich-recht­lichen Rund­funk­häuser thema­tisiert wird, wollten deren Chefs nichts wissen.

Kosten mit vorhan­denen Etats decken

Screenshot ZDFmediathek Bad Banks vom ZDF und der ARD-Tatort auf der Startseite der ZDFmediathek. Die Inhalte beider Programmanbieter stehen in beiden Mediatheken zur Verfügung.
Screenshot: MH Media
In den vergan­genen Monaten haben ARD und ZDF an einer gemein­samen tech­nischen Platt­form für das Strea­ming-Netz­werk gear­beitet. Gleich­zeitig behalten beide Sende­anstalten aber ihre eigene Iden­tität, denn der publi­zis­tische Wett­bewerb zwischen ARD und ZDF soll aufrecht­erhalten werden. Schließ­lich sei dies der Garant für die Qualität der Inhalte, ergänzte SWR-Inten­dant Kai Kniffke. Auch die eigenen Nutzer­ober­flä­chen werden zunächst beibe­halten, aber im Rahmen des Aufbaus der gemein­samen tech­nischen Basis werden Design und auch Navi­gation schritt­weise ange­passt. Bellut rechnet damit, dass es rund zwei Jahre dauern wird, bis das Strea­ming-Netz­werk voll­ständig steht.

Kai Gniffke, Thomas Bellut, Tom Buhrow Podium SWR-Intendant Kai Gniffke, ZDF-Intendant Thomas Bellut und ARD-Vorsitzender Tom Buhrow (v. l. n. r.) werden die Kosten für das neue Streaming-Netzwerk aus vorhandenen Etats begleichen
ZDF/Ralph Orlowski
Für den Gebüh­ren­zahler wird dieses Projekt keine Erhö­hung der Rund­funk­abgabe nach sich ziehen. Schließ­lich werden bislang parallel laufende Entwick­lungen, wie etwa die für ein Empfeh­lungs­system, in Zukunft gemeinsam koor­diniert. „Wir stemmen die Kosten aus den bishe­rigen Etats“, erklärte Buhrow. Auch wenn auf tech­nischer Seite Entwick­lungen zusam­men­gelegt werden, rechnet ZDF-Inten­dant Bellut nicht mit großen Einspa­rungen. „Wir werden für dieses Projekt aber nicht bei der KEF mehr Mittel bean­tragen“, fügte Bellut hinzu. ARD und ZDF geben jähr­lich jeweils einen mitt­leren einstel­ligen Millio­nen­betrag für ihre Media­theken aus.

Benut­zer­konto für beide Media­theken

Für das Strea­ming-Netz­werk wollen beide Partner ein hohes Maß an Perso­nali­sie­rung anbieten, um die Nutzer­bin­dung zu inten­sivieren. So ist zum Beispiel ein Benut­zer­konto für den Zugriff auf beide Media­theken geplant, um anhand der histo­rischen Daten Empfeh­lungen für Sendungen abgeben zu können. Das Konto ist aber keine Voraus­set­zung, um sich im Strea­ming-Netz­werk zu bewegen. Auch die anonyme Nutzung ist möglich, mit der man etwa Play­listen mit Inhalten beider Sende­anstalten erstellen kann.

Keine gute Nach­richt für Hörer der ARD-Radios via Satellit: Die ARD trennt sich von ihrem "Radio­trans­ponder". Ende Juli wech­seln die Frequenzen und es gibt eine neue Audio­codie­rung. Mit vielen Altge­räten ist dann nichts mehr zu hören.

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