Keyless Go

Auto weg: Funk-Schließsysteme lassen sich austricksen

Funkschließsysteme lassen sich austricksen: Vor allem Mercedes-Benz und Porsche sind bei Autodieben beliebt.
Von dpa / Marie-Anne Winter

Auto-Diebe nutzen eine Lücke in Keyless-Go-Systemen. Auto-Diebe nutzen eine Lücke in Keyless-Go-Systemen.
Bild: dpa
Der Hightech-Autodieb rückt nicht mehr klassisch mit Hammer, Schraubenzieher oder Zange an, sondern setzt auf Elektronik. Damit trickst er komfortable Öffnungsmechanismen aus, die immer beliebter werden. Die Rede ist von den sogenannten Keyless-Go-Systemen. Mit ihnen können die Fahrzeugbesitzer ihr Auto öffnen und starten, ohne den Schlüssel aus der Hosen- oder Handtasche nehmen zu müssen. In Baden-Württemberg und zuletzt vor allem in Stuttgart sind bei den Dieben aktuell die hochwertigen Modelle von Mercedes-Benz und Porsche besonders begehrt.

Auto-Diebe nutzen eine Lücke in Keyless-Go-Systemen. Auto-Diebe nutzen eine Lücke in Keyless-Go-Systemen.
Bild: dpa
Die Ermittlungsgruppe "Premium" des Landeskriminalamts prüft gerade in 20 Fällen, ob dahinter eine Bande aus Osteuropa stecken könnte, wie ein Sprecher erklärte. "Die Problematik nimmt zu, weil immer mehr Fahrzeuge mit solchen Systemen ausgestattet sind." Zuverlässige bundesweite Daten gibt es dazu aber nicht. In Nordrhein-Westfalen sind in den vergangenen drei Jahren 24 solche Fälle erfasst worden. In Hessen ist von "geringen Fallzahlen" die Rede. Insgesamt ging in Deutschland im Jahr 2014 die Zahl der Pkw-Diebstähle um vier Prozent auf 18 549 Fahrzeuge zurück, wie das BKA mitteilte.

Autohersteller in der Pflicht

Trotzdem ist die ganze Sache heikel. Denn die Diebe nutzen wohl eine Sicherheitslücke aus. Dabei wird das Signal, das der elektronische Schlüssel aussendet, einfach verlängert. So können Täter beispielsweise einen Funkreichweiten-Verstärker an der Haustür abstellen, der nimmt das Signal auf und verstärkt es. Es wird mit Hilfe eines weiteren Geräts am Auto empfangen, das den richtigen Code vortäuscht. Das Auto lässt sich dann öffnen und starten, Wegfahrsperre und meist auch Alarmanlage werden deaktiviert.

"Die Autohersteller sind in der Pflicht. Wie alle Schließsysteme müssen auch diese gegen Hard- und Software-Angriffe sicher sein", fordert Burkhard Böttcher vom ADAC. Der Autoclub veröffentlichte vor wenigen Wochen einen Test, wonach mit einer selbstgebauten Funk-Verlängerung an mehr als 20 unterschiedlichen Modellen verschiedener Hersteller entsprechend ausgestattete Autos sekundenschnell geöffnet werden konnten. "Dabei werden keine sichtbaren Einbruchs- und Diebstahlspuren hinterlassen."

Ist das Auto einmal gestartet, muss der Dieb fahren, bis kein Benzin mehr im Tank ist. Ausmachen darf er den Wagen nicht mehr, weil er zum Starten wieder das Signal des Schlüssels bräuchte, erläutert ein Sprecher der Polizei. Ein in Stuttgart geklauter Porsche sei verlassen an einer Autobahn in Tschechien aufgefunden worden. Deshalb werden die Täter der jüngsten Diebstahlserie von Baden-Württemberg auch in Osteuropa vermutet.

Es gibt kein schnelles Allheilmittel

Ein Porsche-Sprecher sagt, die Volkswagen-Tochter sei in Gesprächen mit den Behörden und den Verbänden. Er machte aber wenig Hoffnung, das Problem schnell in den Griff zu bekommen. "Es gibt kein schnelles Allheilmittel." Eine Sprecherin von Mercedes-Benz verweist darauf, dass das Problem bekannt sei und die Funktion auch ausgeschaltet werden könne. Kommt das Auto abhanden, zahlt in der Regel die Kaskoversicherung. "Die Versicherer werden die Thematik aber weiter beobachten. Und selbstverständlich bleibt zu hoffen, dass eventuelle Sicherheitslücken möglichst bald geschlossen werden", sagt ein Sprecher des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft.

Mehr zum Thema Auto