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Internet-Navis machen Navigation komfortabler

Kein freier Zugriff auf E-Mail oder Internet-Seiten
Von ddp / Marie-Anne Winter

Navigationsgeräte mit Internet-Anbindung für das Auto bieten völlig neue Möglichkeiten. Derzeit experimentieren alle großen Hersteller von mobilen Navigationsgeräten an entsprechenden Lösungen. Vier Anbieter bieten bereits portable Geräte mit sogenannten Live-Diensten an, die aus dem Internet abgerufen werden. Diese Echtzeit-Informationen helfen beispielsweise dem gestressten Vielfahrer weiter. Doch was die Internet-Navis nicht gewähren, ist der freie Zugang zum weltweiten Datennetz.

Stattdessen gibt es nur einen stark reglementierten Zugriff auf das Internet. Geliefert werden "zeitrelevante Informationen". Im Einzelnen handelt es sich um Daten über das Verkehrsaufkommen vom ADAC und aus weiteren Quellen wie anonymisierten Bewegungsprofilen von Navi- und Handynutzern, die den Fahrer mittels GSM-Modul und SIM-Karte schneller erreichen als die herkömmlichen Infos per TMC (Traffic Message Chanel), der die UKW-Frequenz nutzt. Die topaktuellen Daten helfen etwa bei der Umfahrung des nächsten Staus, indem sie bei der Routenführung berücksichtigt werden.

Verfügbar werden weitere Informationen: über die günstigste Tankstelle in der Nähe oder Parkhausbelegungen, Flugzeiten, Radarfallen. Teils können über eine Google-Suche oder die "Gelben Seiten" interessante Orte in der Umgebung aufgestöbert werden, sogenannte Points of Interest (POIs), Restaurants, Arztpraxen, Geschäfte oder Sportstätten.

Vertragsbedingungen unklar

Da es sich bei den Live-Diensten um Flatrates handelt, wäre das Netz theoretisch in voller Breite nutzbar. Dann entstünden aber sehr hohe Kosten, gerade bei der Nutzung im Ausland, die die Hersteller natürlich vermeiden wollen. Surfen oder E-Mail-Abfragen sind daher nicht erlaubt. Auch kann das GSM-Modul nicht zum Telefonieren genutzt werden, wenngleich das Navi selbst via Bluetooth als Freisprecheinrichtung für das Handy funktioniert. Nur der Hersteller Mio habe mit dem Moov V780 ein Gerät mit vollwertigem Browser vorgestellt, bei dem über die Vertragsbedingungen der Dienste jedoch noch Unklarheit herrsche.

Dem Trend zu Live-Diensten, in Seriengeräte gegossen, folgen bereits die Hersteller Garmin, Navigon, TomTom und Medion. In einem Test von vier Geräten kam die c't jüngst zu durchweg guten Ergebnissen. Die Stauinformationen sind schnell und verlässlich. Nur die Tankstellenpreise und Parkplatzinfos stimmten lediglich in der Tendenz, da sie von der Aktualität von Internet-Communitys abhingen. Die klassischen Navi-Disziplinen wie eine intelligente Routenführung beherrschten die Testkandidaten ebenfalls überzeugend, da meist nur die ohnehin komfortabel ausgestatteten Premium-Geräte mit Live-Diensten gekrönt würden.

Relativ hoher Einstiegspreis

Das erklärt auch den recht hohen Einstiegspreis bei den Live-Navis. Mit 199 Euro am günstigsten gibt TomTom das XL Live in den Handel. Einfacher ausgestattete Navis sind bereits für rund die Hälfte zu bekommen. Teuerstes Modell ist derzeit das 8 450 Live von Navigon für 499 Euro. Daher sollte man nicht nur auf den Gerätepreis zu schauen, sondern auch auf die laufenden Kosten. Denn nicht nur für das Kartenmaterial fallen spätestens beim Update weitere Kosten an. Auch für die Live-Dienste wird früher oder später zur Kasse gebeten.

TomTom verlangt nach einer dreimonatigen Testphase knapp 100 Euro für das Abo, Medions Live-Dienste kosten zunächst zwei Jahre keinen Cent und im Anschluss 50 Euro jährlich, sind aber nur deutschlandweit verfügbar. Bei den anderen Herstellern erreichen die Echtzeit-Infos den Fahrer in der Regel auch im europäischen Ausland, ohne dass Roaming-Gebühren für die Nutzung jenseits der Grenze anfallen. Werde das Live-Abo nicht verlängert, greifen die Navis auf das klassische TMC über UKW zu. Entsprechende Empfänger gehörten bei Navigon und Medion zum Lieferumfang, TomTom legt einen entsprechenden Gutschein bei. Nur bei Garmin ist kein TMC-Empfänger vorgesehen. Wenn man die Live-Dienste nicht nutzt, hat man keine Verkehrsinfos mehr.

Der betagte Übertragungsstandard GSM ist für das Datenaufkommen der Live-Navis derzeit ausreichend. Sobald Straßenkarten jedoch täglich aktualisiert werden könnten - woran die einschlägigen Hersteller arbeiten - werden schnellere Standards wie UMTS benötigt. Derzeit werden die kostenpflichtigen Karten-Updates in der Regel alle drei Monate offeriert. Eine Ausnahme ist Garmin: Dort wird für die Lebensdauer des Gerätes ein Kartenabo für einmalig 120 Euro angeboten.

Mit navigationsfähigen Smartphones haben die Geräte aber Konkurrenz. Die angestammten Geräte sind den Telefonen in der Kernkompetenz Navigation dank größerer Displays und besserer Akustik zwar überlegen. Für manchen Nutzer stellt sich allerdings die Frage, warum er noch ein Navi braucht, wenn das Handy mit Flatrate und entsprechenden Karten auch navigieren kann.

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