Digitalradio

Roadmap: DAB+ nicht bevorzugter Nachfolger von UKW

Nach großen Protesten des Privatfunks hatte das BMVI die Vorlage einer Roadmap zum Umstieg von analoge auf digitale Verbreitung beim Radio angepasst. DAB+ soll dabei nicht mehr bevorzugter Nachfolger der UKW-Technologie werden.
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Welche Rolle spielt DAB+ bei der Nachfolgerfrage der UKW-Technologie? (Symbolfoto) Welche Rolle spielt DAB+ bei der Nachfolgerfrage der UKW-Technologie? (Symbolfoto)
Quelle: sky vision
Zumindest in einem Punkt scheinen sich nun alle einig zu sein: Das Radio soll auch in Deutschland nicht in einer analogen Insel verharren. Aber der digitale UKW-Nachfolger soll nicht DAB+ heißen. Zumindest nicht bevorzugt. Im letzten Jahr hat das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) die erste so genannte Roadmap mit dem Titel "Die Transformation der Hörfunkverbreitung in das digitale Zeitalter begleiten" zur Diskussion vorgelegt. Nach intensiven Gesprächen und Stellungnahmen von allen Befürwortern und Gegnern von DAB+ wurde nun daraus der "Aktionsplan für die Transformation der Hörfunkverbreitung in das digitale Zeitalter" in der Version 1.1, wie der interne Branchennewsletter "Digitalradio News" berichtet.

Schwammige Formulierungen in neuer Vorlage

Welche Rolle spielt DAB+ bei der Nachfolgerfrage der UKW-Technologie? (Symbolfoto) Welche Rolle spielt DAB+ bei der Nachfolgerfrage der UKW-Technologie? (Symbolfoto)
Quelle: sky vision
Wie es hier heißt, sehen viele, die die ursprüngliche Roadmap kannten und nun mit der neuen Version vergleichen, nun nur noch ein "ausgedünntes", allgemeines Konzept zur Digitalisierung des Hörfunks, aber kein Papier mehr das DAB+ bei der Digitalisierung des Radios gegenüber anderen Technologien bevorzugt. "Vieles bleibt sehr unkonkret und wurde wohl unter der Prämisse 'nur keinem weh tun' formuliert", kommentiert Digitalradio Deutschland-Chef Willi Schreiner die neue Vorlage. Zuvor kreidete der Verband privater Rundfunk und Telekommunikation (VPRT) an, dass DAB+ nicht der bevorzugte Weg beim Digitalumstieg sein dürfe: Radio sei vielmehr "Multichannel". Mehrere Verbandsmitglieder lehnen DAB+ ab und befürworten statt dessen eine Zukunft des Hörfunks im Internet. Sie sehen hier vor allem Chancen durch die künftige LTE Broadcasting-Technologie eMBMS. Vielen dürfte es auch darum gehen mit erneuten Diskussionen Zeit zu gewinnen. Die kommerziellen Sender fürchten DAB+ wegen der weit größeren Konkurrenz im Vergleich zum analogen UKW-Hörfunk. Je länger um eine digitale Zukunft gestritten wird, desto länger überlebt UKW.

Mit der aktuellen Roadmap-Vorlage würde Deutschland einen anderen Weg einschlagen wie etwa Norwegen oder die Schweiz: Dort wird DAB+ als offizieller Nachfolger von UKW in der digitalen Radiowelt präferiert. Unabhängig, ob und wie dieses Papier endgültig vom Digitalradio Board verabschiedet werden wird, ändere sich nichts an der normativen Kraft des Faktischen, wenn alle Beteiligten die Digitalisierung des terrestrischen Hörfunks vorantreiben, so Schreiner.

Lokaler Multiplex für Köln geplant

Das IT-Unternehmen Nano-Comp electronic GmbH mit Sitz in Pulheim-Dansweiler plant unterdessen einen lokalen DAB+-Multiplex im Großraum Köln. Unter der Adresse www.rheinlandmux.de führt das Unternehmen seine Pläne auf: Demnach ist zunächst ein Testbetrieb nach dem so genannten DAB Small Scale-Konzept, also mit einem Low Power-Sender, geplant. Der Test soll später in einen Regelbetrieb münden. An interessierten Hörfunkanbietern wollen sich der Website zufolge das bayerische Kultradio, die Kölner Gay-Welle lulu.fm, der Lokalsender Antenne Pulheim 97.2, die Uniwelle Kölncampus, das bisher nur im Internet hörbare TopStar Radio, das Touristenradio Antenne Sylt, die bayerische Popwelle Mega Radio sowie die Jugendwelle Absolut Hot beteiligen. Weitere interessierte Anbieter könnten noch hinzustoßen.

Die Chancen für einen Testbetrieb sehen Insider in Nordrhein-Westfalen aber eher schlecht: Die Landesanstalt für Medien (LfM) hatte zuletzt erst einen laufenden landesweiten Testbetrieb mit Domradio als einzigem Privatradio bis Ende 2019 verlängert. Vor allem die etablierten NRW-Lokalradios sehen DAB+ kritisch. Erschwerend bei der Realisierung des Projektes könnte auch sein, dass das NRW-Mediengesetz keinen Plattformbetrieb vorsieht.

Mehr DAB+-Radios in deutschen Fahrzeugen

Immer erfolgreicher wird DAB+ in Fahrzeugen: Laut neuesten Zahlen aus dem DAT-Report der Deutschen Automobil Treuhand GmbH kaufen aktuell 21 Prozent aller Neuwagen-Käufer und zehn Prozent aller Gebrauchtwagen-Käufer in Deutschland einen Wagen mit eingebautem DAB+-Radio. Damit verfügen über 22 Prozent der PKW-Halter, also mehr als jeder fünfte Autobesitzer, inzwischen über ein entsprechendes digitales Radio. 2016 waren es lediglich 14 Prozent.

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