Digitalradio

Überblick: Das bringt der zweite DAB+-Bundesmux

Endlich kommt er, der zweite bundesweite DAB+-Multiplex. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zur zweiten nationalen Digitalradio-Bedeckung.
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Vom Sender Hamburg wird der zweite Bundesmux verbreitet Vom Sender Hamburg wird der zweite Bundesmux verbreitet
Bild: Media Broadcast
Das Konsortium Antenne Deutschland hat es bestätigt: Der zweite nationale DAB+-Multiplex soll in diesem Jahr endlich an den Start gehen. Ein erster Testlauf ist zur IFA in Berlin geplant, offiziell starten soll das Paket im vierten Quartal 2019. Im Folgenden beantworten wir die wichtigsten Fragen rund um die zweite nationale Digitalradio-Bedeckung.

Welche Programme werden zu hören sein?

Vom Sender Hamburg wird der zweite Bundesmux verbreitet Vom Sender Hamburg wird der zweite Bundesmux verbreitet
Bild: Media Broadcast
Im zweiten Bundesmux werden, anders als im ersten, ausschließlich privat-kommerzielle Programme zu hören sein. Betreiber des Muxes sind Media Broadcast und der Hörfunkveranstalter Absolut Radio, die zu diesem Zweck das Gemeinschaftsunternehmen Antenne Deutschland gegründet haben.

Absolut Radio will einen Teil der Kapazitäten selbst nutzen. Dabei dürfte das Unternehmen seine bisher bereits im Internet verbreiteten Programme Absolut Bella (Schlager/Italo Hits), Absolut Oldie Classics und Absolut Music XL (Album Pop/Rock) ausstrahlen. Zudem könnte das jugendorientierte Musikprogramm Absolut Hot von Regionalmuxen in Hessen, Bayern und Sachsen in die nationale Bedeckung wechseln. Laut früheren Angaben sei zudem ein Talkradio geplant. Weitere Formate sind denkbar. Ursprünglich hatte sich Absolut Radio sogar um den gesamten Multiplex beworben.

Die restlichen Kapazitäten will Antenne Deutschland an Drittanbieter vermieten. Diese sollen auch zu einer Finanzierung des Netzes beitragen. Umgekehrt verspricht Antenne Deutschland den Veranstaltern eine Unterstützung beim Marketing.

Laut eigenen Angaben hat das Konsortium noch vier bis sieben Plätze zu vergeben. Als einer der Kandidaten wird hierbei das Unternehmen Regiocast gehandelt, das im ersten Bundesmux bereits mit den starken Marken Radio Bob und sunshine live (zuvor auch: Fußballradio 90elf) vertreten ist und mit 80s80s (80er-Hits), 90s90s (90er-Hits), barba radio (frauenaffines Programm) und 1/Deutsch (Deutsch-Pop/Rock) weitere Sender im Internet gestartet hat, die auch den zweiten Bundesmux bereichern könnten.

Als Drittanbieter-Kandidaten gehandelt werden auch bisherige regionale Hörfunkmarken wie radio b2 - Deutschlands Schlagerradio, Rock Antenne, bigFM, egoFM, lulu.fm, Peli One sowie die religiösen Anbieter ERF Pop oder Domradio. Diese Veranstalter sind schon in diversen regionalen Muxen zu hören und könnten in den zweiten Bundesmux wechseln. Es ist allerdings fraglich, ob sie das tatsächlich tun, denn der zweite Bundesmux wird erheblich teurer werden, außerdem können die Programmanbieter hier ihre Programme nicht für Werbung oder programmlich auseinander schalten.

Wo wird der zweite Bundesmux zu hören sein?

Der zweite Bundesmux soll vom Start weg von 71 Sendeanlagen verbreitet werden. Indoor erreicht das Netz damit 80,4 Prozent, die Autobahnen werden zu 90,1 Prozent abgedeckt. Allgemein kann man sagen, dass der Mux in allen Ballungsräumen und entlang wichtiger Verbindungswege zu hören sein wird.

Während der erste Bundesmux bundeseinheitlich im Kanal 5C verbreitet wird, soll der zweite Bundesmux anfangs über insgesamt vier Kanäle ausgestrahlt werden: Im Norden und Osten auf Kanal 5D, in der Mitte, dem Westen und Teile des Südwestens auf Kanal 9B, im äußersten Südwesten auf Kanal 8C und im Südosten auf Kanal 10D.

Mittelfristig ist für das Netz der bundeseinheitliche Kanal 5A geplant, der jedoch noch nicht bereitsteht, solange der analoge Behördenfunk noch sendet. Die temporären Kanäle wurden von Regionalensembles ausgeliehen. Eine Auseinanderschaltung von Programmen und regionalisierte Werbung ist beim zweiten Bundesmux nicht erlaubt.

Gibt es Wechselkandidaten vom ersten in den zweiten Bundesmux?

Laut früheren Angaben von Media Broadcast besteht die Möglichkeit eines Wechsels vom ersten in den zweiten Bundesmux, der, was die Verbreitungskosten angeht, etwas günstiger sein wird. Dafür fehlt den Veranstaltern allerdings Reichweite. Sie müssten sich von einigen Sendegebieten wie Ostfriesland oder dem Alpenvorland (zunächst) wieder verabschieden. Bislang ist nicht bekannt, ob Programmanbieter einen solchen Wechsel vornehmen wollen. Darüber dürfte erst Klarheit herrschen, wenn der zweite Bundesmux startet. Auch Absolut Radio betreibt ja mit Absolut Relax ein Programm im ersten bundesweiten Multiplex.

Gibt es Wechselkandidaten von Regionalmuxen zum zweiten Bundesmux?

Auch diese Frage ist noch nicht beantwortet. Nicht ausgeschlossen ist, dass Programmanbieter auch sowohl in Regionalmultiplexen als auch im zweiten Bundesmux senden können, wenn sie die Verbreitungskosten finanzieren können. In Bayern beispielsweise erreichen die Muxe des Bayerischen Rundfunks, in denen auch Privatradios senden, nahezu Flächendeckung, während der zweite Bundesmux große Lücken aufweisen wird.

Wird es noch einen dritten Bundesmux geben?

Hier haben die Politik und Landesmedienanstalten schon definitiv "nein" gesagt, da für eine weitere bundesweite Bedeckung keine Frequenzen mehr bereitstehen. Freilich sind aber noch weitere überregionale Privatradios auf DAB+ möglich. Interessierte Veranstalter müssten dann ihre Programme in diversen regionalen Multiplexen verbreiten, so wie sie es auch heute schon tun.

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