Österreichischer DAB+ Bundesmux geht heute auf Sendung
Während in vielen europäischen Ländern das terrestrische Digitalradio DAB+ schon seit vielen Jahren etabliert ist, startete der Regelbetrieb in Österreich erst vor rund einem Jahr. Gesendet wurde zunächst nur im Großraum Wien. Das ändert sich ab sofort, denn heute fällt der Startschuss für den österreichischen DAB+-Bundesmux. Das terrestrische Digitalradio ist in der Alpenrepublik damit auch abseits von Einstrahlungen aus Nachbarländern wie Deutschland, der Schweiz und Slowenien überregional zu empfangen.
Der Aufbau des Sendernetzes erfolgt in drei Schritten. Zum Start versorgen drei Sendeanlagen den Großraum Wien. Dazu kommen Sender in Graz, Linz, am Sonnwendstein und am Pfänder. So sollen rund 60 Prozent der österreichischen Bevölkerung die neun Programme empfangen können, die zunächst im neuen überregionalen Digitalradio-Multiplex ausgestrahlt werden.
Österreichischer Bundesmux auch in Deutschland hörbar
DAB+ startet überregional in Österreich
Foto: WienTourismus, Montage: teltarif.de
Aber auch Interessenten in Süddeutschland haben - eine günstige Empfangslage vorausgesetzt - die Möglichkeit, den österreichischen DAB+-Bundesmux zu empfangen. Das haben bereits die Testsendungen gezeigt, die an einigen Senderstandorten bereits in den vergangenen Wochen durchgeführt wurden. Der Sender am Pfänder in Vorarlberg ist in der Bodenseeregion weithin sichtbar. So sind die neuen digitalen Radioprogramme auf Kanal 5B auch in Teilen Bayerns und Baden-Württembergs zu empfangen.
Auch der eigentlich für Oberösterreich sendende Strahler auf dem Lichtenberg bei Linz ist auf Kanal 6D in grenznahen Teilen Ober- und Niederbayerns zu empfangen. Noch besser wird der Empfang des österreichischen Digitalradios-Pakets im Südosten Bayerns ab Ende März 2020. Dann nämlich werden die Sender Salzburg (Gaisberg) und Innsbruck (Patscherkofel) in Betrieb genommen, die auf Kanal 5B grenzüberschreitend zu empfangen sein werden.
Ebenfalls am 31. März kommenden Jahres fällt der Startschuss für DAB+ in Sankt Pölten, sodass die zunächst bestehende Versorgungslücke zwischen den Sendegebieten im Großraum Wien und Oberösterreich geschlossen wird. Darüber werden sich unter anderem Autofahrer freuen, die von Passau über Linz nach Wien durchgehenden DAB+-Empfang zur Verfügung haben werden.
Vorläufiger Endausbau im Herbst 2020
Erst im September 2020 werden weitere Sendeanlagen in Bruck/Mur, auf dem Dobratsch in Kärnten, in Rechnitz (Hirschenstein) und Wolfsberg (Koralpe) für den vorläufigen Endausbau sorgen. Dann werden weite Teile Kärntens versorgt und Versorgungslücken im Burgenland, in Niederösterreich und der Steiermark geschlossen. Anders als der deutsche Bundesmux wird das österreichische Pendant aber weiterhin große Versorgungslücken aufweisen. Weite Teile der Bundesländer Salzburg, Tirol und Vorarlberg bleiben unversorgt. Dennoch sollen zumindest 83 Prozent der Bevölkerung DAB+ empfangen können.
Diese Programme starten österreichweit digital
Bei den neun Programmen, die zunächst zu hören sind, handelt es sich um folgende Veranstalter:
- Arabella Relax, eine Softpop-Welle, die mit Musik der 80er, 90er und von heute mit Absolut relax in Deutschland vergleichbar ist
- ERF Plus, die Österreich-Version des christlichen Programms, das auch im deutschen Bundesmux zu empfangen ist
- Energy, ein junges Hitradio-Format, das auch in Deutschland ein eigenes Programm für den DAB+-Bundesmux gestaltet
- jö!live, ein erst vor wenigen Wochen gestartetes Programm, das verschiedene Instore-Radios von Lebensmittelketten abgelöst hat
- Klassik Radio, das auch in Deutschland bekannte Spartenprogramm mit klassischer Musik
- radio 88.6, das seit 21 Jahren für den Großraum Wien sendet und mittlerweile auch in Niederösterreich und im Burgenland ein rockorientiertes Musikprogramm bietet
- Radio Maria Österreich, das Schwesterprogramm des katholischen Radio Horeb, das im deutschen Bundesmux zu hören ist
- Rock Antenne Österreich, der Ableger des zweiten Programms von Antenne Bayern für die Alpenrepublik
- Technikum One, ein Hitformat, das bislang schon regional in Wien über DAB+ verbreitet wurde.
Netzabdeckung österreichischer DAB+-Bundesmux
Screenshot: teltarif.de, Quelle: dabplus.at
Regionales Wiener Programmangebot verkleinert sich
Durch den Wechsel einiger Veranstalter in den Bundesmux reduziert sich das Programmangebot im regionalen Wiener DAB+-Ensemble zunächst auf acht Radiostationen. Dabei handelt es sich um die Regionalversion von Radio Arabella für die österreichische Bundeshauptstadt, um das Programm City23, um das ARBÖ-Verkehrsradio, um Mega Radio SNA, das beispielsweise auch in Hessen über DAB+ sendet, um Mein Kinderradio, Now Radio, Sout al khaleej und Technikum City.
Die freigewordenen Übertragungskapazitäten sind neu ausgeschrieben worden. Dabei ist es noch nicht bekannt, welche weiteren Veranstalter sich möglicherweise bewerben. Auch im bundesweiten Multiplex gäbe es Kapazitäten für bis zu sechs weitere Programme. Auch hier ist es noch unklar, ob es weitere Bewerber geben wird. Anbieten würde sich die Abstrahlung über DAB+ beispielsweise für Kronehit, das als österreichweites Privatradio lizenziert ist, dessen UKW-Sendernetz aber noch Lücken aufweist. Wenn Radio Ö24 im Laufe des Jahres landesweit auf Sendung geht, wird das UKW-Netz ebenfalls große Funklöcher aufweisen. Über DAB+ ließe sich die Abdeckung verbessern.
ORF zurückhaltend
Der öffentlich-rechtliche Österreichische Rundfunk will seine Programme vorerst nicht über DAB+ ausstrahlen. Der ORF verfügt allerdings auch über die am besten ausgebauten landesweiten UKW-Sendernetze. Dennoch ließe sich die Empfangsqualität mit dem digital-terrestrischen Radio verbessern, zumal Verzerrungen in Folge von Mehrwegeempfang in Alpentälern wegfallen.
In einer weiteren Meldung haben wir bereits das Programmangebot über DAB+ in Wien vorgestellt.