Digital Radio

Gutachten soll Übergang von UKW zu Digitalradio untersuchen

Mehrere Privatradios denken wieder über Rückzug von DAB+ nach
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DAB+-Radios liegen im Trend DAB+-Radios liegen im Trend
Foto: Philipps
Die Zahlen von Infratest Dimap klingen ermutigend: Bis Jahresende befinden sich rund drei Millionen Digitalradios (DAB/DAB+) in deutschen Haushalten oder Fahrzeugen, Tendenz stark steigend. Nie waren die Aussichten für den lange Zeit vor sich hin dümpelnden digitalen Hörfunk besser als heute. Und dennoch könnte das Programmangebot Anfang 2014 in einigen Regionen geringer werden. Mehrere Radioveranstalter wollen nach Informationen von teltarif.de bis Jahresende eine Entscheidung fällen, ob sie weiter über DAB+ senden wollen. Das Problem sind die immer noch geringen Werbeeinnahmen im Vergleich zu hohen Ausgaben für den Sendebetrieb, vor allem wenn dem Veranstalter eine Refinanzierung aus UKW-Märkten fehlt und er die Kosten für die DAB-Verbreitung alleine stemmen muss.

Gutachten soll Digitalradio-Szenarien untersuchen

DAB+-Radios liegen im Trend DAB+-Radios liegen im Trend
Foto: Philipps
Was den Programmveranstaltern vor allem fehlt ist Planungssicherheit. Dazu gehört - neben der Gründung von Werbekombis für Digitalradiosender - unter anderem die Verpflichtung der Gerätehersteller Radios nur noch mit zusätzlichem DAB-Empfangsteil zu bauen oder konkrete Aussagen aus der Politik zu einem möglichen UKW-Abschalttermin. Jetzt hat das Bundeswirtschaftsministerium eine Studie ausgeschrieben mit dem Ziel, ein Übergangsszenario von UKW zu Digitalradio auszuloten. Angesichts verschiedener Aspekte sei es notwendig, in Deutschland rechtzeitig eine gemeinsame Position zur Zukunft des terrestrischen Hörfunks zu definieren. Da dies einen langen Diskussions- und Abstimmungsprozess erfordere, um Planungssicherheit zu erreichen, sollen in einem Gutachten die Vor- und Nachteile der terrestrischen Verbreitungswege, die rechtlichen und sozio-ökonomischen Rahmenbedingungen sowie das Ob und Wie einer Umstellung beurteilt werden. Den Abschluss sollen konkrete Verfahrensvorschläge zu möglichen Umstellungsszenarien bilden, die in die Bund/Länder-Initiative "Mobile Media 2020" einfließen sollen.

In dem Gutachten sollen auch alternative Ausstrahlungswege von digitalem Hörfunk, etwa eine Verbreitung über Mobilfunknetze via LTE, und die Vor- und Nachteile der einzelnen Techniken untersucht werden. Ein essentieller Punkt in dem Guthaben ist eine Kostenabschätzung und Bewertung der Nutzung paralleler Übertragungswege inklusive Reduzierung der Verbreitungskosten. Wichtig ist auch die Fragestellung inwieweit eine finanzielle Unterstützung der Beteiligten durch Fördergelder und Marketing möglich ist. Last but not least sollen Nutzungsoptionen für das möglicherweise frei werdende UKW-Spektrum erarbeitet werden.

Für eine gemeinsame Förderung von Digitalradio durch Bund, Länder und EU nach der Bundestagswahl und der Wahl zum Europäischen Parlament hatte sich zuvor auch der Hörfunkbeauftragte der Direktorenkonferenz der Landesmedienandstalten (DLM) und Direktor der Landesmedienanstalt Saarland (LMS), Dr. Gerd Bauer, ausgesprochen: "Die neue Bundesregierung in Abstimmung mit den Ländern und die nach der Wahl zum Europäischen Parlament 2014 auf EU-Ebene politisch Verantwortlichen sollten sich gemeinsam für eine Digitalradioförderung einsetzen. Dieses Miteinander hat in der Vergangenheit bereits digitales terrestrisches Fernsehen befördert", unterstrich Bauer.

Mehr Digitalradio-Sendeplätze in Baden-Württemberg

Unterdessen hat die Landesanstalt für Kommunikation (LfK) in Baden-Württemberg die Neuausschreibung der Digitalradio-Sendeplätze im landesweiten Kanal 11B beschlossen. Durch einen Teilrückzug des öffentlich-rechtlichen Südwestrundfunks (SWR), der sukzessive ein eigenes Sendernetz im "Ländle" aufbaut, entstehen freie Sendeplätze. Statt bisher vier stehen künftig - voraussichtlich ab 1. Januar 2015 - sieben landesweite Plätze im Digitalradio für private Hörfunkveranstalter zur Verfügung. Einen weiteren Sendeplatz stellt die LfK nichtkommerziellen Radioprojekten im Rahmen eines landesweiten Mischkanals zur Verfügung - das wäre ein Novum im Bundesgebiet.

Es ist jedoch fraglich ob die Ausschreibung bei privaten Hörfunkveranstaltern auf offene Ohren stößt: Denn auch die bisherigen vier Privatradios, die in Baden-Württemberg landesweit im Digitalradio senden - bigFM World Beats, Schwarzwaldradio, LiveRadio und egoFM - müssen sich neu um die Kapazitäten bewerben. Es ist zum aktuellen Zeitpunkt nicht abzusehen, ob sie ihr Engagement fortsetzen. Denn Geld lässt sich mit dem neuen Übertragungsstandard offenbar noch lange nicht verdienen.

Allerdings hat die LfK zugesichert die Programmveranstalter beim Marketing zu unterstützen. Ferner will die Medienanstalt auch bei der anstehenden Neuausschreibung aller UKW-Lizenzen ein Auge darauf werfen ob und inwiefern die Bewerber auch im Digitalradio aktiv werden wollen, und dies in ihren Entscheidungsprozess einlaufen lassen.

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