Überraschung: Rheinland-Pfalz bläst DAB+-Versuch ab
In Rheinland-Pfalz wird es vorerst keine weiteren DAB+-Ensembles geben. Die Versammlung der Medienanstalt Rheinland-Pfalz hat auf ihrer Sitzung am vergangenen Montag, 19. September beschlossen, die Ausschreibung zur "Durchführung eines Versuchs mit DAB+: Rheinland-Pfalz regional" aufzuheben. Das teilt eine Sprecherin der Medienanstalt auf Anfrage teltarif.de mit.
Die Ausschreibung verlangte unter anderem die "Übertragung von […] Warnhinweisen" im Rahmen des DAB+-Versuchs. Im Nachgang zur Flutkatastrophe im Ahrtal und deren Aufarbeitung sei deutlich geworden, welch hohe Bedeutung einer modernen Warninfrastruktur beizumessen ist. Insbesondere DAB-EWF (Emergency Warning Functionality) könnte künftig eine besondere Rolle spielen.
Plattformanbieter sollen zu EWF oder ähnlichem verpflichtet werden
In Bad Kreuznach wird bereits kostengünstigeres DAB+ getestet. Das Foto zeigt die Sendeantenne von Milling Broadcast auf dem Kuhberg.
Foto: Milling Broadcast
Vor diesem Hintergrund erscheine es laut der Medienanstalt angezeigt, die künftigen DAB-Plattformbetreiber nicht nur zu verpflichten, amtliche Warnhinweise zu übertragen, sondern vielmehr einen breiteren Ansatz zu wählen und weitere technische Möglichkeiten wie DAB-EWF oder andere ähnlich wirksame, innovative Ansätze mit in eine Ausschreibung aufzunehmen.
Die Medienanstalt Rheinland-Pfalz hatte zunächst die Durchführung eines Versuchs hinsichtlich eines DAB+-Plattformbetriebs mittels alternativer technischer Ansätze durch Open-Source-Software beschlossen und ausgeschrieben. Ein regionalisierbares Bouquet sollte zunächst in den "Oberzentren" Koblenz, Mainz, Ludwigshafen/Vorderpfalz, Kaiserslautern und Trier ausgestrahlt werden, später sollte ein Ausbau zu einem flächendeckenden Netz erfolgen.
Neuausschreibung verschiebt Zeitplan
Auf die Ausschreibung gingen vier Bewerbungen ein, unter anderem von einem Konsortium der Lokalsender. Wann nun eine neue Ausschreibung erfolgen wird, steht nicht fest. In jedem Fall wird der Zeitplan für die Einführung eines regionalisierbaren, landesweiten DAB+-Bouquets nach hinten geschoben: Vor 2024 dürfte ein Sendestart kaum realistisch sein.
Die Bewerber haben nach Zustellung des Aufhebungs-Bescheids die Möglichkeit, gegen diesen Einspruch einzulegen oder juristisch dagegen vorzugehen.
Voran geht es dagegen mit DAB+ in Niedersachsen.