Domain-Verwaltungsstelle

DENIC: Allezeit gewappnet gegen Hacker und Stromausfälle

120 Mitarbeiter verwalten in Frankfurt rund 15 Millionen .de-Domains
Von mit Material von dapd

DENIC: Allzeit gewappnet gegen Hacker und Stromausfälle DENIC: Allzeit gewappnet gegen Hacker und Stromausfälle
Grafik: DENIC, Screenshot: teltarif.de
Das Herz des deut­schen Inter­nets schlägt im Frank­furter Bahn­hofs­viertel. In einem Groß­raum­büro wachen die Mitarbeiter der zentralen Ver­waltungs­stelle DENIC rund um die Uhr über die Besitzer­daten von mehr als 15 Millionen Domains mit ".de"-Kürzel. Denn ohne eine präzise Dokumen­tierung der Eigen­tums­ver­hält­nisse würde ein heilloses Chaos im digi­talen Netz ausbrechen.

"Wir sorgen dafür, dass '.de' nicht offline geht", erklärt Teamleiter Miró Braun selbstbewusst. Um einem Totalausfall vorzubeugen, werden die Datensätze ständig aktualisiert und mehrfach kopiert - "vollautomatisch", wie er sagt. Selbst wenn ein Teil der Speicherzentren ausfallen sollte, gebe es noch mehrere identische Kopien. Für den Fall eines Stromausfalls seien außerdem einige Notstromaggregate installiert worden.

Bis 1997 gab es nur drei bis vier Mitarbeiter

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Grafik: DENIC, Screenshot: teltarif.de
Doch nicht immer lief das Registrierungssystem für Internetseiten so präzise. "Angefangen hat es in Dortmund, wo die Verwaltung der Domains auf Zuruf erfolgte", sagt Sabine Dolderer, die Vorstandsvorsitzende der 1996 von verschiedenen Telekommunikationsanbietern gegründeten Genossenschaft, die mit vollem Namen "Deutsches Network Information Center" heißt.

Bis 1997 habe das Team der Datenpfleger nur aus drei bis vier Angestellten bestanden. Inzwischen seien rund 120 Mitarbeiter bei DENIC beschäftigt, neben Informatikern und Technikern auch Bürokaufleute und Servicekräfte für die Mitgliedsunternehmen und Kunden.

Die meisten Neueinstellungen habe es zu Beginn des Jahrtausends gegeben. "Bis 1999 hatten viele Menschen noch gar keine E-Mail-Adresse auf der Visitenkarte", sagt Dolderer. Ein paar Jahre später, in der Zeit der großen "Internet-Blase", habe Deutschland dann ganz plötzlich das Internet für sich entdeckt - und die Zahl der Internetseiten-Besitzer stieg rapide an.

Allein zwischen 1999 und 2001 erhöhte sich die Anzahl der ".de"-Domains von einer Million auf fünf Millionen. Laut einer aktuellen Erhebung hat sich der Domain-Zähler inzwischen über der 15-Millionen-Marke eingependelt. Spitzenreiter bei den Städten ist Berlin, wo im vergangenen Jahr insgesamt 840 324 Domains registriert waren.

Eine Broschüre zur über 25-jährigen Geschichte der .de-Domain, die schon 1986 bei der "Internet Assigned Numbers Authority" (IANA) eingerichtet worden war, gibt es bei der DENIC übrigens unter 25 Jahre bewegende Momente als PDF zum Download.

Große Datenmengen sind schwer zu schützen

Der große Datensatz, den DENIC inzwischen verwalte, wecke natürlich Begehrlichkeiten, sagt "Chip"-Redakteur Dominik Hoferer. Um die Daten gegen fremden Zugriff zu sichern, müsse die Verwaltungsstelle einen großen Aufwand betreiben, sagt er, denn: "Je größer die Datenmenge, desto größer die Angriffsfläche für Hacker." Ob das derzeitige System gut genug geschützt sei, könne er jedoch nur schwer beurteilen.

Laut Dolderer haben Angreifer keine Chance. "Unsere Sicherheitsmaßnahmen sind stets auf dem neuesten Stand", sagt sie. Außerdem glaubt sie nicht, dass sich Hacker für die Informationen auf den Servern interessieren könnten. "Bei uns liegen eigentlich keine attraktiven Daten", sagt sie. Denn viele der Informationen seien für jedermann abrufbar. Dazu gehören zum Beispiel Name, Adresse, Telefonnummer und E-Mail-Adresse eines Domain-Inhabers, die man auf der Homepage denic.de im Kasten "Domainabfrage whois" nachschlagen kann.

Wichtiger Teil der deutschen Internet-Infrastruktur

Anders als oft vermutet, hat die Verwaltungsstelle nichts mit den Daten auf den Internetseiten zu tun. "DENIC verweist nur auf die Webseiten, die Inhalte liegen nicht in unserem Zugriff", erklärt Teamleiter Braun. Für die Daten der Domains, etwa im Falle von Urheberrechtsverletzungen oder der Verbreitung von Kinderpornografie, sei ausschließlich der Inhaber verantwortlich.

Bei DENIC handele es sich eben nicht um eine staatliche Behörde, sagt Braun. Nicht mal um eine Vergabestelle. Es gebe jedoch eine Bezeichnung, erklärt seine Vorgesetzte Dolderer, an der nicht gerüttelt werden könne: "Wir sind ein wichtiger Teil der deutschen Internet-Infrastruktur."

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