DAB+: Hier ist der neue NRW-Privatradiomux zu hören
Den Start landesweiter Privatradios als Revolution zu bezeichnen ist schon relativ absurd. Bereits am 30. April 1986 um 18.30 Uhr fiel der Startschuss für die ersten landesweiten Privatsender in Rheinland-Pfalz. Sage und schreibe 35 Jahre nach dem Sendestart der Veranstaltergemeinschaft Radio 4 bekommt nun auch der nördliche Nachbar Nordrhein-Westfalen Angebote, die einheitlich im ganzen Land über Antenne zu hören sind.
Das Digitalradio DAB+ macht es möglich, dass es zum Start gleich zehn und im Endausbau sogar 16 Programme werden. Und angesichts des bisher besonderen Hörfunkmarkts in NRW, der landesweites Privatradio lange nicht vorsah, ist es durchaus eine Hörfunk-Revolution im bevölkerungsreichsten Bundesland Deutschlands. Voraussetzung zum Empfang ist freilich ein Radiogerät, das auch DAB+ empfängt.
Einschaltfeier in Düsseldorf
Antenne NRW neu über DAB+
Screenshot: Michael Fuhr
Im Rahmen der Einschaltfeier auf dem Rheinturm in Düsseldorf haben alle Beteiligten ihre gegenseitige Anerkennung und ihren Dank für die hervorragende Zusammenarbeit in den vergangenen Monaten zum Ausdruck gebracht.
"Ich freue mich sehr, dass wir heute, nach einer rekordverdächtig kurzen Vorlaufzeit, gemeinsam hier stehen und den ersten privaten, landesweiten DAB+-Multiplex in NRW in Betrieb nehmen können. Mein herzlicher Dank hierfür gilt der Landesanstalt für Medien, der Staatskanzlei NRW, den beiden technischen Dienstleistern Divicon Media und Uplink Network sowie natürlich allen Programmveranstaltern", sagte Arnold Stender, Geschäftsführer der Plattformbetreiber audio.digital NRW.
Der Chef der Staatskanzlei, Staatssekretär Nathanael Liminski, gratulierte zum Sendebeginn und würdigte das Kooperationsprojekt als einen wichtigen Schritt für Nordrhein-Westfalen: "Der heutige Start des landesweiten privaten DAB+-Multiplexes steht symbolisch für die Stärke der Radiolandschaft in Nordrhein-Westfalen und für den Innovationsgeist aller Beteiligter. Der erste private DAB+-Multiplex ist ein besonderer Beitrag zur Vielfalt im Radio, deren Erhalt und Förderung wichtige Ziele der Landesregierung sind."
"Für uns ist der heutige Tag ein Erfolg auf ganzer Linie: Mehr Radio, mehr Vielfalt, mehr Journalismus in NRW", so Dr. Tobias Schmid, Direktor der Landesanstalt für Medien NRW. "Mit dem Start des landesweiten DAB+-Multiplex gibt es einen deutlichen Zuwachs an Angebotsvielfalt in NRW, insbesondere aufgrund der landesbezogenen Ausrichtung der Sender. Das umfangreiche Angebot mit 16 verschiedenen Sendern bietet außerdem eine Stärkung des Medienstandorts NRW mit journalistischen Arbeitsplätzen und neu ansiedelnden Unternehmen."
Die neuen Veranstalter kommen - mit einer Ausnahme durch Platzhirsch radio NRW, das mit dem innovativen Musikformat NOXX dabei ist - fast alle aus anderen Bundesländern, etwa aus Bayern. Felix Kovac, CEO der Antenne Bayern Group freut sich: "Nordrhein-Westfalen ist einer der spannendsten Audio-Märkte in Europa. Wir sehen Antenne NRW und künftig Oldie Antenne als Ergänzung des privaten Lokalfunks in Nordrhein-Westfalen. Zusammen können wir zusätzliche Mediaspendings für die Gattung Radio und Audio generieren sowie den Markt weiterentwickeln". Man suche sogar den Schulterschluss mit dem Lokalfunk und "sind offen für gemeinsame Audio-Innovationen. Dabei setzen wir auf die digitalen Kanäle in Ergänzung zur Übergangstechnologie UKW."
Zum Start Versorgungslücken
Zum Start kommen allerdings noch nicht alle Nordrhein-Westfalen in den Genuss des neuen Angebots. Das hat einerseits damit zu tun, dass bei einigen Sendeanlagen noch nötige Hardware fehlt und diese erst in Kürze mit ans Netz gehen können (Beispiel: Bonn), andere generell erst für 2022 geplant sind (Wuppertal, Lügde/Köterberg). Andererseits wird der in NRW im Einsatz befindliche Kanal 9D auch noch in den Niederlanden genutzt. Bis dort ein Wechsel erfolgt, kann der Multiplex nicht über den wichtigsten Sendestandort im Bundesland, Langenberg, verbreitet werden.
Das zentrale Ruhrgebiet wird stattdessen vom Fernmeldeturm in Essen versorgt, somit sind Teile des Bergischen Lands, für die normalerweise der Standort Langenberg zuständig wäre, zunächst nicht versorgbar. Zudem kann an vielen Standorten noch nicht mit der endgültig koordinierten Leistung gesendet werden. Auch in Teilen von Sauer- und Siegerland sowie in der Nordeifel wird ein Empfang des Muxes anfangs schwierig sein.
Trotz allem sollen bereits 89 Prozent der Bevölkerung das neue Programmangebot mit einer kleinen Zimmerantenne an ihrem DAB+-Radio zu Hause empfangen können. Mit Ausnahme von Wuppertal sind zum Start weg alle große Städte in NRW versorgt. Der mobile Empfang im Auto ist auf rund 93 Prozent der Fläche von NRW möglich, die Autobahnen sind sogar schon zu 98 Prozent abgedeckt.
Overspills in andere Bundesländer gibt es vor allem nach Nord- und Mittelhessen, teils aber auch nach Niedersachsen und das nördliche Rheinland-Pfalz.
Letzter Sendeplatz an Hitradio aus Leipzig
Jetzt steht wohl auch fest, wer den letzten, noch freien Sendeplatz im Mux bekommt. Die touricast GmbH will ein weiteres Hörfunkprogramm mit dem Arbeitstitel "Enerwe Hitradio" auf DAB+ in Nordrhein-Westfalen verbreiten. Die gleiche Gesellschaft mit Sitz in Leipzig plant im neuen DAB+-Multiplex das Programm "Feel Good Radio NRW".
touricast gehört zur Sendergruppe der teutocast GmbH, die in NRW ferner das "Sportradio NRW" plant sowie bundesweit mit den drei Programmen dpd Driver's Radio, Femotion Radio und Sportradio Deutschland im zweiten nationalen Multiplex aktiv ist.
Wer ansonsten noch zum Start im Mux zu hören ist und in Zukunft hörbar wird, haben wir in einer weiteren Meldung zusammengefasst.