Rundfunk

DVB-I: Neuer hybrider Rundfunkstandard startet

Nach DVB-S über Satellit oder DVB-T2 über Antenne soll nun ein weiterer Stan­dard der DVB-Familie starten: DVB-I kombi­niert klas­sischen Rund­funk und Internet-Anwen­dungen.
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Digital Video Broad­cas­ting - kurz DVB - ist bereits seit den späten 1990er-Jahren als Stan­dard für Digi­tal­fern­sehen in aller Munde. DVB bezeichnet in tech­nischer Hinsicht die stan­dar­disierten Verfahren zur Über­tra­gung von digi­talen Inhalten (Fern­sehen, Radio, Mehr­kanalton, Raum­klang, inter­aktive Dienste wie MHP, EPG und Tele­text und weitere Zusatz­dienste) durch digi­tale Technik. Durch Daten­kom­pres­sion können im Vergleich zur analogen Über­tra­gung mehr Programme pro Sende­kanal (Frequenz) über­tragen werden. Nach DVB-S/S2 (Satellit), DVB-C (Kabel), DVB-T/T2 (Antenne) und den am Markt nicht ange­nom­menen Tech­niken DVB-H (Mobiler, terres­tri­scher Rund­funk) und DVB-SH (Mobiles Rund­funk über Satellit) startet nun mit DVB-I ein neuer Stan­dard.

DVB-I auf den Medi­entagen München

DVB-I auf einem Smartphone DVB-I auf einem Smartphone
Foto: DVB Organisation
Der DVB-I Pilot Deutsch­land - eine Initia­tive von Rund­funk­ver­anstal­tern, Gerä­teher­stel­lern, Soft­ware­anbie­tern und Forschungs­ein­rich­tungen - präsen­tiert sich vom 18. bis 20. Oktober während der Medi­entage München am Stand der Baye­rischen Medien Technik (bmt). Die Inter­essen­gemein­schaft gibt mit ersten proto­typi­schen Smart-TV-Geräten, Strea­ming-Clients und einer Smart-Watch inter­essante Einblicke in die Zukunft des Fern­sehens.

DVB-I kombi­niert die Stärken des Rund­funks mit der Flexi­bilität des Inter­nets. Der offene inter­natio­nale Stan­dard ermög­licht den Zugang zu Strea­ming-Inhalten von linearen TV-Programmen über das Internet in einer Weise, die laut den Projekt­betrei­bern ebenso benut­zer­freund­lich und zuver­lässig ist, wie die herkömm­liche TV-Über­tra­gung auf Fern­seh­geräten, so dass dann beispiels­weise nur eine, gemein­same Programm­liste erfor­der­lich ist.

Fern­seh­dienste können auf jedes Gerät mit Inter­net­zugang und einem Media-Player, einschließ­lich Smart TVs, Tablet-PCs und Smart­phones, über­tragen werden. Gleich­zeitig können Video­streams über Internet mit konven­tio­neller Rund­funk­ver­brei­tung über Satellit, Kabel und Antenne für einen hybriden Empfang kombi­niert werden.

Pilot­pro­jekt bis Früh­jahr 2023

Der DVB-I Pilot Deutsch­land ist im September gestartet und soll bis Früh­jahr 2023 dauern. Er zeige eine Vision für ein natio­nales Markt­sze­nario. Darüber hinaus werden Erfah­rungen mit der Aggre­gation von Programm­listen gesam­melt und weitere Anfor­derungen an den Stan­dard iden­tifi­ziert.

Neben hybriden Service-Listen sollen folgende Dienste im Fokus des DVB-I-Piloten stehen: HbbTV als inte­graler Bestand­teil der Programme, Lösungen für Digital Rights Manage­ment (DRM) und Abon­nement-Dienste, dyna­misch hinzu­gefügte Event-Kanäle, regio­nal­spe­zifi­sche Kanal­sor­tie­rungen, EPGs mit Links zu Media­theken, Play­listen als Kanäle, Radio­pro­gramme sowie Next Gene­ration Audio.

Auf den Medi­entagen soll erst­mals eine DVB-I-Service-Liste gemäß der von den Medi­enan­stalten veröf­fent­lichten Public-Value-Rege­lung und der Empfeh­lung zur Listung der beitrags­finan­zierten und privaten Bewegt­bild­ange­bote in Deutsch­land vorge­stellt werden.

Als weiteres Verfahren wird aktuell 5G Broad­cast erprobt.

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