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Gezielt platziert - Facebook führt neue Shopping-Formate ein

Wird Facebook zum Online-Einkaufszentrum? Das Online-Netzwerk experimentiert in den USA mit "Kaufen"-Buttons und virtuellen Schaufenstern. Die Zeit, die Menschen in Facebook-Apps verbringen, lockt Händler und Marken an.
Von Dimitri Ries mit Material von dpa

Facebook als Werbeplattform begehrt wie nie Facebook als Werbeplattform begehrt wie nie
Bild: dpa
Facebook will seinen Nutzern mehr Möglichkeiten geben, direkt auf der Plattform des weltgrößten Online-Netzwerks einzukaufen. Zusammen mit ersten Partnern wie der Modemarke Michael Kors und der Supermarkt-Kette Carrefour startete Facebook ein neues Anzeigen-Format, bei dem man auf Smartphones und Tablets ein Produktangebot durchblättern kann. Zudem wird Shopping als neue Kategorie zum Favoriten-Menü hinzugefügt, hieß es in einem Blogeintrag. In den USA startete Facebook bereits einen "Kaufen"-Button. Die Marken hoffen mit Blick auf die gewaltige Nutzer-Basis von rund 1,5 Milliarden Mitgliedern, bei Facebook leichter Käufer für ihre Produkte zu finden.

Auch Facebooks Foto-Plattform Instagram mit über 300 Millionen Nutzern testet bereits "Kaufen"-Buttons, ebenso wie andere Online-Netzwerke wie Twitter oder der Fotodienst Pinterest, bei dem Nutzer oft gezielt nach Modetrends oder Einrichtungsideen suchen. Die Innovationen werden aber zumeist im riesigen Heimatmarkt USA ausprobiert und kommen erst mit zum Teil deutlicher Verzögerung nach Europa.

Die verschiedenen neuen Werbestrategien im Überblick

Facebook als Werbeplattform begehrt wie nie Facebook als Werbeplattform begehrt wie nie
Bild: dpa

  • Canvas
  • Dieses Werbe-Format, was ins Deutsche übersetzt so viel wie "Leinwand" heißt, wird verstärkt in den mobilen Aplikationen angewendet. Facebook-Nutzer können zuerst in der aktiven Facebook-App durch die verschiedenen Angebote des Händlers blättern, bevor sie sich entschließen die eigentliche Verkaufsseite zu öffnen. Das geschieht mit Hilfe einer Karussell-Funktion. Tippt man sie jedoch an, füllt die Anzeige den ganzen Bildschirm aus und man kann sich durch seitliche Bewegungen verschiedene Produkte ansehen. Das bringt den Vorteil, dass Webseiten nicht erst, zum Teil lange, geladen werden müssen. Das spart Zeit und erhöht die Klickrate.

  • "Jetzt einkaufen"-Button
  • Dieses Feature gibt es bereits auch in Europa. Hierbei handelt es sich um eine Möglichkeit den Verkaufsshop des Händerls zu benutzen. Klickt man im Desktop-Browser auf diesen Knopf, öffnet sich ein neues Fenster und man gelangt auf die offizielle Webseite des Anbieters.

    Diese Funktion ist auch in der Facebook-App vorhanden. Der Unterschied liegt jedoch im Detail. Tippt man auf diesen Button, so öffnet sich kein neuer Browser, sondern der In-App-Browser von Facebook, sodass man die App nicht verlassen muss, um sich das Produkt näher anzusehen. Die Shopbetreiber erhoffen sich dadurch ein schnelleres Laden ihrer Angebote auch bei langsameren Internetverbindungen. Damit wird versucht, die Abbruchrate des Ladevorgangs so gering wie möglich zu halten.

  • Seiten
  • Facebook hat eine Nutzerreichweite von über einer Milliarde Nutzer pro Monat. Mit der "Seiten"-Funktion von Facebook treten Händler (in)direkt und dauerhauft mit ihren Interessenten in Kontakt, sobald der Nutzer auf "Gefällt mir" klickt. Das ist eine einfache Variante um seine Produkte zu vermarkten. Neuigkeiten dieser Seite erscheinen direkt in der Timeline des Nutzers und der Werbeeffekt findet somit von ganz alleine statt.

  • Shopping-Rubrik als neue Kategorie in den Favoriten
  • Facebook hat herausgefunden, dass seine Nutzer auf verschiedener Weise nach Produkten suchen, sich in speziellen Gruppen bewegen oder auf bestimmten Seiten auf "Gefällt mir" klicken, damit neue Angebote für sie direkt angezeigt werden. Sie richten sich entsprechende News-Feeds ein, klicken auf bestimmte Seiten oder bewegen sich in entsprechenden Gruppen. Um alle möglichen Wege zu vereinen, wird Facebook eine neue Rubrik in die Favoriten setzen, die sich schlicht und einfach "Shopping" nennt. Dort sollen Angebote von Händlern vorgestellt werden, die eine Einkaufsfunktion in ihren Facebook-Seiten aktiviert haben.

Facebook-Grundidee geht verloren

Facebook-Grundgedanke Facebook-Grundgedanke
Bild: teltarif.de Screenshot
Möchte man sich bei Facebook einloggen, entdeckt man auf der Startseite folgenden Satz: "Facebook ermöglicht es dir, mit den Menschen in deinem Leben in Verbindung zu treten und Inhalte mit diesen zu teilen." Dieses Motto dringt gefühlt immer weiter in den Hintergrund, wenn man sich mit dem Thema Werbung bei Facebook beschäftigt. Geschäftsergebnisse und Zielgruppenoptimierung scheinen einen wichtigeren Stellenwert einzunehmen, als der einfache Kontakt mit seinen Freunden und Bekannten. Das ist kein Wunder. Immerhin nutzen rund 1,5 Milliarden Menschen das soziale Netzwerk. Und das lockt Händler und Marken an. Da liegt es sehr nahe, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln.

Facebook steht schon lange in der Kritik was den Datenschutz anbelangt. Erst vor kurzem haben wir darüber berichtet, dass der EuGH das Safe-Harbor-Abkommen für ungültig erklärt hat, nachdem der österreichische Facebook-Kritiker Max Schrems das Verfahren ausgelöst hatte.

Mit den neuen Werbestrategien werden Facebook-Nutzer viel mehr mit Werbung konfrontiert als sie es womöglich möchten. Und die Abschaltmöglichkeiten sind nur begrenzt bis gar nicht vorhanden. Facebook macht also weiter mit den Dingen, die sowieso schon in der Kritik stehen. Manche Nutzer mögen die Werbung bei Facebook und viele gar nicht. Anderen ist das aber auch völlig egal.

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