Kein Bundesliga-Investor: Streaming-Dienst vor dem Aus?
Die wochenlangen Fanproteste - auch in Stadien -, die um ein Haar zu Spielabbrüchen geführt hatten, haben Wirkung gezeigt: Das Präsidium der Deutschen Fußball Liga (DFL) hat auf seiner außerordentlichen Sitzung in Frankfurt am Main am gestrigen Mittwoch einstimmig beschlossen, den Prozess zum Abschluss einer Vermarktungspartnerschaft nicht weiterzuführen. Mit anderen Worten: Es wird keinen Investor für die Bundesliga geben.
Fans gewannen Machtkampf
Die DFL plante eine eigene Streaming-Plattform - mit Hilfe des Investors
Foto: DFL
"Eine erfolgreiche Fortführung des Prozesses scheint in Anbetracht der aktuellen Entwicklungen nicht mehr möglich", sagte der Sprecher des Präsidiums des DFL, Hans-Joachim Watzke. "Auch wenn es eine große Mehrheit für die unternehmerische Notwendigkeit der strategischen Partnerschaft gibt: Der deutsche Profifußball steht inmitten einer Zerreißprobe, die nicht nur innerhalb des Ligaverbands zwischen den Clubs, sondern teilweise auch innerhalb der Clubs zwischen Profis, Trainern, Clubverantwortlichen, Aufsichtsgremien, Mitgliederversammlungen und Fangemeinschaften für große Auseinandersetzungen sorgt, die mit zunehmender Vehemenz den Spielbetrieb, konkrete Spielverläufe und damit die Integrität des Wettbewerbs gefährden. Die Tragfähigkeit eines erfolgreichen Vertragsabschlusses im Sinne der Finanzierung der 36 Clubs kann in Anbetracht der Umstände im Ligaverband mit seinen 36 Mitgliedsclubs nicht mehr sichergestellt werden".
Mögliches Aus für Streaming-Pläne
Dass es nun keinen Investor für die Bundesliga gibt, ist es auf der einen Seite ein Sieg für die in Europa einmalige Fankultur: Die Anhänger der Klubs befürchteten vor allem eine weitere Kommerzialisierung des Fußballs in Deutschland und eine mögliche Einflussnahme des Investors - bis hin zu Spielverlegungen ins Ausland.
Auf der anderen Seite werden dadurch Vorhaben im Medienbereich ausgebremst: So war ein Großteil der Sponsoren-Gelder - nämlich 164 Millionen Euro - für den Aufbau einer eigenen digitalen Streaming-Plattform geplant: Hier sollten Videoinhalte präsentiert und teilweise über Abos direkt an die Fans verkauft werden. Dabei sollten auch die Klubs mitwirken und Inhalte liefern.
. 126 Millionen Euro sollten zudem für Maßnahmen für den deutschen Markt aufgewendet werden: Dabei sollte es unter anderem auch um den Kampf gegen illegales Streamen der Bundesligaspiele, aber auch um eine Weiterentwicklung der Übertragungen gehen. Acht Millionen Euro sollten ferner in den Ausbau der "Virtual Bundesliga" gehen: Damit sollte die E-Sport-Schiene der Liga gestärkt werden.
Ist die Bundesliga künftig nicht mehr wettbewerbsfähig?
Möglicherweise ist die Bundesliga somit gegenüber anderen europäischen Ligen wie La Liga in Spanien oder der Premier League in Großbritannien künftig nicht mehr wettbewerbsfähig. Zum Vergleich: 2021 schloss es die spanische Königsklasse im Fußball mit dem Private-Equity-Investor CVC ab. Im Gegenzug für eine Finanzspritze von knapp zwei Milliarden Euro erhielt dieser 8,2 Prozent Anteile an den Fernseh- und Sponsoreneinnahmen der Dachvereinigung für die nächsten 50 Jahre.
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