San Francisco

Google I/O abseits der Highlights: Proteste im Saal

Google hat auf der Google I/O nicht nur neue Android-Versionen vorgestellt. Auch Apps des Unternehmens erhielten Updates. Die Smartwatches können ab heute im Play Store erworben werden. Wir werfen einen Blick auf die Geschehnisse abseits der Highlights - einige von ihnen weniger erfreulich.
Von Kaj-Sören Mossdorf

LG G Watch: Computeruhr mit Android Wear Computeruhr mit Android Wear
Bild: dpa
Google hat auf der Google I/O, der Entwicklerkonferenz des Konzerns, die momentan in San Francisco stattfindet, nicht nur viele verschiedene Android-Versionen präsentiert, sondern auch einige Updates für bereits bestehende Apps und eine Kuriosität aus Pappe. Zuerst zu den Apps: Während man in der Zukunft nach und nach eine Umstellung auf das neue Material-Design beobachten werden wird, hat der Konzern aus Mountain View seinen Office-Apps einige Aktualisierungen spendiert.

LG G Watch: Computeruhr mit Android Wear Computeruhr mit Android Wear
Bild: dpa
Die Drive-App bietet nun beispielsweise eine detailliertere Übersicht über die Details einer Datei. Diese ermöglicht unter anderem den schnelleren Zugang zu Funktionen wie dem Teilen, Versenden, Downloaden oder Umbenennen von Dateien. Auch die Ergebnisse des Erwerbs der Entwickler der Office-Suite Kings Office finden nun langsam ihren Einzug in Android.

Microsoft-Office-Dokumente direkt in Android bearbeiten

So ist es in Google Docs möglich, Office-Dokumente direkt zu bearbeiten. Bisher wurden diese erst in das Google-Format umgewandelt. Der Suchmaschinengigant reagiert damit wohl auch auf die wachsende Konkurrenz durch andere Unternehmen wie Microsoft, das seine Office-Suite seit Kurzem als App-Download für iOS anbietet. Neu in Google Docs hinzugekommen ist auch eine Möglichkeit, Vorschläge für Änderungen in einem Dokument zu tätigen. Diese können dann durch einfach über entsprechende Schaltflächen unter dem Kommentar übernommen oder verworfen werden. Ebenfalls angekündigt wurde Google Slides. Bisher war es nur möglich Dokumente und Tabellen in den entsprechenden Apps zu bearbeiten. Nun können auch Präsentationen auf dem Smartphone oder Tablet angepasst werden.

Neu ist auch, dass Android-Apps nun auf den Chrome-Books des Konzerns laufen. Böse Zungen könnten behaupten, dass Google hiermit versucht, die Akzeptanz der Geräte zu erhöhen. Außerhalb der USA konnten sich die Geräte - unter anderem auf Grund der Software - noch nicht wirklich durchsetzen. Dass nun Android-Apps auf den preiswerten Notebooks laufen, könnte ein Eingeständniss dessen darstellen.

Google Smartwatches: Kein preiswertes Vergnügen

Am gestrigen Abend hat der Konzern neben einer gefühlten Myriade von Verbesserungen in Android auch drei neue Smartwatches präsentiert und angekündigt, dass diese ab heute im Handel verfügbar sind. Sowohl die G Watch von LG und die Gear Live von Samsung sind also - wie versprochen - ab heute im Play Store käuflich zu erwerben. Ab dem 4. Juli beziehungsweise 8. Juli sollen die Geräte dann ihren Weg zum Kunden finden. Die Moto 360 von Motorola wird im Herbst folgen.

Ganz preiswert sind sie allerdings nicht. Beide Uhren kosten 199 Euro plus Versand. Technisch gesehen ähneln sich die Geräte. Die Bildschirme der beiden Uhren sind etwa gleich groß und ständig aktiv. Das Display der Gear Live löst dabei etwas höher auf und setzt auf die AMOLED-Technologie, statt auf ein IPS-LCD-Display wie die G Watch. In beiden Uhren verrichtet ein auf 1,2 Gigahertz getakteter Prozessor seinen Dienst.

Demonstranten protestieren gegen steigende Mietpreise

Wer am gestrigen Abend den Live-Stream der Google I/O mitverfolgt hat, der dürfte von den Protesten im Saal wenig mitbekommen haben. Wie der amerikanische Tech-Blog The Verge berichtet, kam es zu verschiedenen Zeiten während der Vorstellungen zu Unruhen im Saal. Trotz des hohen Ticketpreises von 900 US-Dollar und dem Lotterie-System während der Vergabe, gelang es zwei Demonstranten rechtmäßig Tickets für die Konferenz zu erwerben. Eine Grundschullehrerin warf dem Konzern vor, dass ein Google-Mitarbeiter derzeit die Anwohner ihres Häuserblocks zwangsumsiedeln würde, um das Gebäude vom Mietmarkt zu nehmen.

Der Streit schwelt dabei in San Francisco schon seit langem. Seitdem sich die Stadt und die Region zu einem Mekka für IT-Unternehmen entwickelt haben, steigen die Miet- und Immobilienpreise erheblich. Auch die Mitnutzung von Haltestellen des öffentlichen Nahverkehrs durch Shuttlebusse der Firmen steigert den Unmut der Anwohner. Die Busse werden immer häufiger blockiert oder mit Eiern beworfen.

Die Vizepräsidenten der Kommunikationsabteilung von Google interviewte die Grundschullehrerin, nach dem diese aus dem Saal begleitet wurde und versprach ihr, die Angelegenheit genauer zu untersuchen. Der zweite Protest während der Vorstellung richtete sich gegen den Kauf von Boston Dynamics, einer Firma, die unter anderem an Robotern für das amerikanische Militär forscht. Google würde damit Maschinen fördern, die Menschen töten - obgleich diese bei Zwangsumsiedlungen wohl kaum zum Einsatz kommen werden.

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