Digitalradio

Zu wenig Reichweite: Großstadtradio verlässt DAB+

Zumin­dest für kleine Anbieter ist der Verbrei­tungsweg DAB+ auf längere Sicht nicht finan­zierbar: Mit Groß­stadt­radio verlässt erneut ein Veran­stalter die digi­tale Terre­strik.
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Wieder einmal fühlen sich alle bestä­tigt, die behaupten, neue, unab­hän­gige Radio­sender ohne großen Investor oder Verlag im Hinter­grund können sich nicht lange über den Verbrei­tungsweg DAB+ halten - erst recht, wenn es sich auch noch um Ange­bote gegen den Main­stream handelt.

Groß­stadt­radio hat mehr Hörer im Internet

Großstadtradio bald nicht mehr über DAB+ Großstadtradio bald nicht mehr über DAB+
Foto: Großstadtradio
Jetzt hat der Berliner Privat­sender Groß­stadt­radio ange­kün­digt, DAB+ zum 1. März 2023 zu verlassen. "Wir haben uns entschieden, ab diesem Termin nicht mehr über DAB+ zu senden, da dieser Empfangsweg in Berlin für uns als unab­hän­giger Sender noch nicht verbreitet genug ist." Schon bisher werde Groß­stadt­radio von seinen Hörern mehr­heit­lich online und nicht über DAB+ gehört, daher mache der Anbieter als reines Webradio weiter.

Groß­stadt­radio sendet Musik gegen den Main­stream aus Berei­chen wie Indie, Alter­native oder Singer/Song­writer, gepaart mit Beiträgen aus der Haupt­stadt­region. Das Programm wird im Zwei-Länder-Mux (Berlin/Bran­den­burg) auf Kanal 12D über­tragen. In diesem Bouquet sind dann bald zwei Sende­plätze frei.

Small Scale-Muxe als Lösung für kleine Anbieter

Leider ist Groß­stadt­radio kein Einzel­fall. Alleine aus Berlin zogen sich bereits in Vergan­gen­heit klei­nere Veran­stalter wie Top100Station, Peli One oder Jack FM Berlin wieder vom Digi­tal­radio DAB+ zurück. In der Regel reicht das Budget solch kleiner Veran­stalter nicht, um die hohen Inves­titionen in die digi­tale Terre­strik zu refi­nan­zieren. Vor allem die großen, kommer­ziellen Netz­werke sind klei­neren Veran­stal­tern auf Dauer zu teuer, viele mussten daher schon ihren Sende­betrieb nach nur kurzer Zeit wieder einstellen.

Lösungen könnten klei­nere, soge­nannte Small-Scale-Netz­werke sein, wie es sie etwa in der Schweiz, Groß­bri­tan­nien oder auch in Deutsch­land (Leipzig, Frei­berg, Bad Kreuz­nach und Rostock) gibt. Es handelt sich hierbei um eine Kombi­nation aus profes­sio­neller Sende­technik und Open Source Soft­ware auf Linux-Basis. Dieser Mix ermög­licht gerade für klei­nere Programm­anbieter, wie zum Beispiel Lokal­radios, einen kosten­güns­tigen Einstieg in die digi­tale Rund­funk­welt.

Wie ein Small-Scale-Ensemble etabliert werden kann, zeigt das Beispiel Milling Broad­cast.

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