Bequemes Parken

Parkticket via Handy zahlen: Noch zögern die Großstädte

So gehts: Parkschein mit Handy via SMS zahlen
Von Marleen Frontzeck-Hornke mit Material von dpa

Parkschein mit Handy bezahlen Parkschein mit Handy bezahlen
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Thüringens Großstädte sperren sich gegen das Parkticket per Handy. "Das Handyparken bringt für die Stadt keine Vorteile", sagte der Sprecher der Stadt Gera, Uwe Müller. Besonders die Kontrollgeräte seien momentan nicht bezahlbar. In Gera müssten sechs Ordnungsamtsmitarbeiter mit neuen Geräten ausgestattet werden. "Das ist im gegenwärtigen Haushalt nicht darstellbar." Dieses Jahr rechnet die Stadt mit Einnahmen aus Parkgebühren von etwa 670 000 Euro. Auch in Erfurt und Weimar können auf absehbare Zeit Autofahrer ihr Parkticket nicht via Handy lösen, wie eine Umfrage der Nachrichtenagentur dpa ergab.

Vorreiter sind mehrere kleinere Städte. Als erstes hatte Sonneberg das Handyparken in Thüringen angeboten. "Bei uns ist seit der Einführung die Zahl der Verwarnungen zurückgegangen", erklärte Ordnungsamtsleiter Gerd Wollheim. Mittlerweile habe das Handyparken in der Kreisstadt monatlich über 600 Nutzer. "Es werden aber mehr." Auch in Bad Langensalza steigt die Zahl der Nutzer. "Bei uns nutzen rund 500 Bürger und Gäste das Angebot", berichtete Stadtsprecherin Josephine Wapsa. Besonders bei Jüngeren sei das Angebot beliebt. "Es ist schon sehr praktisch, dass man die Tickets auch unterwegs verlängern kann, wenn man beispielsweise beim Arzt oder Rechtsanwalt sitzt."

Meinungen zum Handyparken gehen auseinander

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Bad Langensalza will das Angebot sogar ausbauen und in die SMS des Anbieters kleine Werbebotschaften integrieren lassen. "Da können wir die Nutzer auf Veranstaltungen oder touristische Angebote in der Stadt aufmerksam machen", erläuterte Wapsa.

In der Landeshauptstadt ist vorerst dagegen kein Handyparken in Aussicht. "Wir beobachten zwar die technischen Entwicklungen, aber wir planen derzeit nicht es einzuführen", sagte Abteilungsleiter Verkehr im Erfurter Ordnungsamt, Frank Rupprecht. Erfurt befürchtet, dass das Projekt der Stadt Verluste beschert. "Es gibt keine Garantie für gleichbleibende Einnahmen", erklärte Rupprecht. "Bei der derzeitigen Finanzsituation der Stadt können wir uns das nicht erlauben." Auch die Kontrollgeräte wären derzeit nicht bezahlbar. Erfurt rechnet dieses Jahr mit Einnahmen von rund 1,5 Millionen Euro durch Parkgebühren.

Zögerlich ist auch die Stadtverwaltung in Weimar. Sie will ebenfalls die technischen Entwicklungen abwarten. "Bisher ist die Nachfrage auch von Seiten unserer Tourismusexperten nicht da. Zudem schätzen wir die Nutzergruppe als derzeit noch zu klein ein", sagte der Abteilungsleiter Kommunale Sicherheit und Ordnung, Andreas Kohl. Zudem wolle man ein gemeinsames System mit benachbarten Kommunen einführen. Mit Einbußen durch das Handyparken rechnet Kohl jedoch nicht. "In anderen Städten gab es die auch nicht." Weimar verdient pro Woche zwischen 12 000 und 15 000 Euro durch Parkgebühren.

Der Ordnungsamtsleiter in Ilmenau, Frank Jäger, kennt die Ängste. "Ich war selbst zunächst skeptisch", bekennt er. "Aber wir machen keinen Verlust gegenüber vorher." Durch das Handyparken würden hingegen die Automaten entlastet. "Das Drucken kostet auch etwas. Und besonders das Geldzählen und Sortieren sowie das Sammeln an den Automaten ist seitdem merklich weniger geworden", erklärte Jäger. Auch in Bad Langensalza wird das Handyparken als vorteilhaft gesehen. "Unsere Ordnungshüter können sich dadurch wieder verstärkt anderen Aufgaben widmen", sagte Josephine Wapsa.

So gehts: Parkschein per Handy zahlen

Der Autofahrer benötigt keinen normalen Parkschein beim Handyparken. Lediglich eine SMS muss an den jeweiligen Bezahldienst-Anbieter geschickt werden. In dieser muss der Nutzer die Parkdauer sowie die Standort seines Autos angeben. Die einmalige Gebühr wird dann entweder vom Guthaben auf dem Handy (Prepaid) abgezogen oder erscheint auf der nächsten Handy-Rechnung. Der Vorteil dabei ist, dass der Nutzer auch unterwegs sein Parkticket verlängern kann, ohne zurück zum Wagen gehen zu müssen. Allerdings muss der Autofahrer dabei auch die von der jeweiligen Kommune angegebene Höchstparkdauer beachten. Zwar fallen die Parkgebühren der meisten Kommunen mit denen der Automaten in etwa gleich hoch aus, dafür müssen aber zusätzliche Einmalkosten für die Kurzmitteilung entrichtet werden.

Für solche Dienste gibt es verschiedene Anbieter. Die meisten Thüringer Kommunen haben Verträge mit der Firma Sunhill. Sie ist nach Sonneberg benannt, da die Kreisstadt das System des Unternehmens als erstes in Deutschland verwendete. Für Smartphone-Nutzer bietet Sunhill eine spezielle App, zudem ist keine vorherige Anmeldung der Nutzer erforderlich.

Und wie finden die Politessen heraus, ob das Auto ohne Papierticket ein Knöllchen bekommt oder nicht? Ganz einfach: Sie können mit ihren mobilen Kontrollgeräten anhand der Kennzeichen überprüfen, ob die Autofahrer für das Parken bezahlt haben.

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